E-Bike-Testival in Starnberg:Geladen und gut gelaunt

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Mehrere Hundert Besucher kommen zu der Ausstellung beim Wasserpark. Bei geführten Ausfahrten erleben sie, wie leicht man Steigungen schafft, wenn der Elektroantrieb hilft

Von Otto Fritscher, Starnberg

Richard Roth gehört zu den ganz alten Hasen. Das darf man in diesem Fall mit Fug und Recht behaupten, denn schließlich ist der Münchner schon 77 Jahre alt. Aber zum alten Eisen gehört er deshalb lange noch nicht, wie er beim E-Bike-Testival beim Starnberger Wasserpark an diesem sonnigen Samstag gleich mehrfach bewiesen hat. Schließlich war er Tourguide bei einer der Ausfahrten, bei denen Interessenten eines der 100 verschiedenen E-Bikes auf Straßen, Wegen und Trails rund um die Kreisstadt testen konnten. "Die Tour über die feuchten Holzstege im Leutstettener Moos, das war schon anspruchsvoll, aber ich habe alle wieder heil zurückgebracht", freute sich Roth, schwang sich auf sein Fahrrad - ein E-Bike natürlich - und radelte von dannen.

Überhaupt gehörten die Ausfahrten zu den Höhepunkten des E-Bike-Festivals, das Jörg Simm vom Starnberger Elektromobilitätsspezialisten Wunjoo organisiert hatte. "Zum Teil waren fast alle verfügbaren Räder gleichzeitig ausgeliehen", sagte Simm. Am anspruchsvollsten war wohl die Tour am Ostufer des Sees, die den steilen Aufstieg von Leoni am Kreuzweg entlang Richtung beinhaltete. "Die 26 Prozent Steigung haben alle Radler mit ihren E-Bikes geschafft, keiner musste absteigen und schieben", berichtete Simm.

Am Samstagabend stieg dann im Strandhouse die Biker-Party. Natürlich mit House und Electro-Musik, nur die Tänzerinnen waren aus Fleisch und Blut. Etwas verschlafen wirkte dann der ein oder andere Biker, der sich am Sonntag trotz anfänglichen Regens zur Rundfahrt um den Starnberger See eingestellt hatte. Überhaupt das Wetter: Es war der entscheidende Faktor. Am Samstag herrschte auf dem Gelände, das von weitem wie das Fahrerlager eines Autorennens aussah, nachmittags reger Betrieb. Einige hundert E-Biker, und solche, die es werden wollten, flanierten zwischen den 24 Zelten der Aussteller, ließen sich Technik und Funktion erklären. Am Sonntag waren wegen des unsicheren Wetters erheblich weniger Besucher gekommen.

"So etwas hat es in Starnberg noch nicht gegeben", freute sich Norman von der Heyde, der für das "Testival" eigens aus Ebersberg nach Starnberg gekommen ist. Auch die Vielzahl von Vorträgen auf der Bühne fand aufmerksame Zuhörer.

Die Aussteller zeigten sich zufrieden. "Super", sagte Jens Baier vom "Radhaus Starnberg" kurz und bündig, Oliver Arlt von "Electrolyte" stimmte zu: "Die Leute sind gut gelaunt, und nach einer Probefahrt noch besser drauf", sagte Arlt. Zu sehen gab es E-Bikes von rund 1500 bis 16 000 Euro. Zu den Stars zählt des Spitzing von M1 Sporttechnik aus Weyarn. Angetrieben wird das Race-Pedelec von einem Elektromotor, den die Firma TQ Systems aus Delling im Landkreis Starnberg entwickelt hat. Der Motor leistet 850 Watt, ein normales E-Bike hat so um die 250 Watt in der Batterie als Antriebsunterstützung. "Damit kann man bis zu 75 km/h fahren", erklärte Alexander Punz von M1. Allerdings hat das Spitzing einen Nachteil: Es darf nicht auf öffentlichen Straßen gefahren werden, dafür ist es zu schnell. Die Preise beginnen bei 7000 Euro, lassen sich aber wie bei einem Sportwagen locker mit

Extras nach oben treiben. Zwei Carbonfelgen kosten extra 5000 Euro. "Wir haben schon 150 Race-Pedelecs verkauft", sagte Punz - und auch gleich zwei Exemplare beim Testival in Starnberg. Noch nicht im Handel ist dagegen das Produkt der Firma Relo aus Franken: ein Elektromotor, der an jedes Fahrrad nachträglich anmontiert werden kann. "Der Vorteil ist, dass ich ein normales Fahrrad habe, das ich bei Bedarf durch den nachrüstbaren E-Motor in ein E-Bike verwandele", erklärte Sebastian Filbig. Ein Jahr wird es noch bis zum Verkaufsstart dauern, rund eine Million Euro haben Investoren bisher in das Projekt gesteckt.

Allerdings gab es auf einer Probefahrt auch so manche Überraschung zu erleben - etwa für Sarah Buckel, die Stadtförderin: Sie kam nach einer Runde zurück und erklärte verwundert, sie habe gar nicht viel vom Elektroantrieb gespürt. Was nicht verwunderlich gewesen sei, berichtet Jörg Simm lachend: Buckl hatte die elektrische Unterstützung gar nicht eingeschaltet.

Nächstes Jahr wird es aller Wahrscheinlichkeit nach wieder ein E-Bike-Testival geben. Allerdings mit bis zu doppelt so vielen Ausstellern. "Etliche haben abgewartet und wollten mal schauen, wie es bei der Premiere läuft", sagte Simm. Ausstellungsfläche wäre noch beim Landratsamt vorhanden. Unklar ist allerdings, ob der geplante Umbau des Wasserparks das Festival beeinträchtigen wird .

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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