Starnberg:Geänderte Prämissen

Bürgerinitiative will Beschlüsse zum B2-Tunnel kippen

Die Starnberger Bürgerinitiative "Pro Umfahrung - contra Amtstunnel" hat sich nach Monaten des Innehaltens erstmals wieder öffentlich in die politische Debatte um B2-Tunnel und Umfahrung eingebracht. Zur "Herstellung von Waffengleichheit", wie es BI-Vorsitzender und WPS-Stadtrat Klaus Huber im Rahmen eines Pressegesprächs am Montag formulierte, fordert der Verein "die Aufhebung der Tunnel-Beschlüsse". Gemeint ist damit die "zustimmende Zurkenntnisnahme des Planfeststellungsbeschlusses durch den Stadtrat im Jahr 2007", der nach Interpretation des BI-Vorstands "eine Fehlentscheidung" war. Dieser Schritt sei erforderlich aufgrund von veränderten Planungsmaßstäben im Straßenbau: Nicht mehr die Leichtigkeit des Durchgangsverkehrs auf der Bundesstraße 2 sei das Maß aller Dinge, sondern die Verringerung der Belastung durch Lärm und Schadstoffe.

Monatelang hatte die BI nichts mehr hören lassen zum strittigen Thema, das seit Jahren die politischen Verhältnisse in der Kreisstadt beeinflusst. Einig ist man sich bei der BI in der Ablehnung des seit Jahren planfestgestellten B2-Tunnels. Offen geblieben war hingegen seither die Frage, wo denn die im Wahlkampf 2014 und 2015 gepriesene Umfahrung entstehen soll. Dazu wird es jedoch wohl auch weiterhin keine konkrete Antworten geben. Die Entscheidung darüber liege jedoch allein im Ermessen des Stadtrats, sagte Huber.

Stattdessen präsentierte der BI-Vorstand mit Huber, Helmut Hebeisen, Georg Stahl und Peter Kirchhoff, einst Universitätsprofessor für Verkehrs- und Stadtplanung, am Montag ein weiteres Gutachten, das im Auftrag des Vereins zustande gekommen ist. Unter dem Titel "Starnberg: Fachliche Beurteilung einer Umfahrung als Alternative zum Innenstadttunnel der B2" stellt der Verkehrsfachmann im Ruhestand in einer 24 Seiten starken Expertise die vorliegenden Daten zur prognostizierten Verkehrsentwicklung in Starnberg in Frage. Insbesondere mit Bau der Westumfahrung, die 2018 fertiggestellt sein soll, und durch Ausbau der Staatsstraße 2069 von Starnberg nach Gilching werde sich die Verkehrsbelastung für die Kreisstadt demnach erheblich reduzieren.

Zudem denkt Kirchhoff, der nicht zum ersten Mal für "Pro Umfahrung - contra Amtstunnel" tätig ist, über Lösungsmöglichkeiten für eine Verkehrsentlastung Starnbergs nach. Als Alternativen zum B2-Tunnel diskutiert er Varianten einer ortsfernen Umfahrung, die von der Waldkreuzung nach Oberdill führt und insbesondere die Hanfelder Straße entlasten könnte, sowie einer ortsnahen Umfahrung, die südlich oder nördlich des Ortsteils Hanfeld an die St 2069 angeschlossen werden könnte. Allerdings stellt er im Hinblick auf die ortsferne Umgehung auch fest: "Eine Entlastung der Hanfelder Straße und des östlich angrenzenden Wohngebietes vom Nord-Süd-Verkehr lässt sich nur erreichen, wenn zusätzlich eine ortsnahe Ortsumfahrung gebaut wird." Als problematisch erkennt er Eingriffe in die Natur, die Durchquerung von Wald- und Wasserschutzgebieten, und auch dem Bund dürfte die Notwendigkeit des Vorhabens nur schwer zu vermitteln sein. Die Studie soll auf der Homepage der BI veröffentlicht werden.

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