Starnberg:Freifunk für Flüchtlinge

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Tobias Mc Fadden hat den Verein "Vernetzungshilfe" mit ins Leben gerufen, der den Ausbau für ein frei zugängliches WLAN forciert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mc Fadden will Asylunterkünfte mit Internetzugang versorgen

Von Max Hempel, Starnberg

Als Tobias Mc Fadden, Gautinger Gemeinderat für die Piraten, vorletzte Woche zwei Router auf den Dächern der Containerunterkunft für Asylbewerber in Herrsching befestigte, war die Freude der Bewohner groß. Denn der Zugang zum Internet ist in einigen Unterkünften des Landkreises noch immer nicht gewährleistet. Dabei wäre eine grundlegende und flächendeckende Internetversorgung in allen Unterkünften wichtig, betont Mc Fadden.

"Ein Zugang zum Internet stellt auch einen Zugang zur Außenwelt dar", weiß Mc Fadden. In den Unterkünften seien die Menschen zunächst ziemlich isoliert. Ein Internetzugang ermögliche Kommunikation mit der Familie und sorge oft für soziale Ruhe innerhalb der Unterkünfte, so Mc Fadden -ein sozialer Blitzableiter sozusagen. Zudem ist der Austausch mit Freunden, das Erlernen der deutschen Sprache durch Sprachapps oder Informationen über Geschehnisse in Deutschland und dem derzeitigen Aufenthalt ohne den Kauf teurer Prepaid-Karten möglich. Ein Handyvertrag ist ohne gültigen Aufenthaltsstatus ohnehin nicht möglich.

Auch in den Helferkreisen hat man diese Probleme bereits erkannt. Jedoch stehe ein Internet-Zugang nicht wirklich weit oben auf der Prioritätenliste des zuständigen Landratsamtes in Starnberg, meint Mc Fadden: "Die sagen, dass Internet nicht ihr Problem ist. Die Ämter sehen sich vor weitaus größere Schwierigkeiten, zum Beispiel die Suche nach geeigneten Unterbringungen, gestellt." Zumal es meistens nicht einfach damit getan sei, irgendwo in der Unterkunft einen Router aufzustellen.

Vor Ort gibt es einige Schwierigkeiten: Erstens geht es um die Wahl des Ortes für die Verbindung zum Netz. Schlafsäle eignen sich nicht zum Surfen, Skypen und Chatten. Hier kann es zu Konflikten bezüglich der Ruhezeiten kommen. Zweitens haben Ämter und Gemeinden immer noch große Bedenken wegen der Störerhaftung: Zu groß ist die Sorge vor Abmahnungen bei Urheberrechtsverletzungen. Und drittens würde die konventionelle Internetversorgung mit kommerziellen Betreibern enorme Kosten erzeugen, da neben den Gebühren hohe Kosten für Wartung und Instandsetzungen entstehen würden.

Mc Fadden sieht die Lösung für diese Probleme in der Methode des Freifunks, bei der Privatpersonen oder Firmen einen Teil ihres eigenen Breitbandes in ein öffentliches Netz speisen. Somit könnten Freifunker und Helferkreise gemeinsam individuelle Standorte für die Aufstellung der Router ermitteln und die Kosten im Vergleich zu einer kommerziellen Lösung um ein Vielfaches verringern. "Wo ich den Router eines Betreibers aufstellen kann, ist es mir möglich, zehn Freifunkrouter zu installieren", sagt Mc Fadden. Auch wegen der technischen Beschaffenheit des Freifunknetzwerkes unterliegen die "Internetspender" keiner Störerhaftung. In Gauting, Gilching und Herrsching konnten die Flüchtlingsunterkünfte dadurch bereits ans Netz angeschlossen werden. Für Mc Fadden ist eines klar: "Freifunk ist der einzige schnelle und günstige Weg zur Internetversorgung von Flüchtlingsunterkünften."

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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