Starnberg:Frage nach dem Ich

Starnberg: Kulturbahnhof Ausstellung 'Identity'

Anne Pfeifer vor der Videoinstallation "Splitterstücke".

(Foto: Nila Thiel)

Anne Pfeifer, Bernhard Kreutzer und Max Wagner setzen sich mit dem Thema Identität auseinander

Von Max Hempel, Starnberg

Die Frage nach dem "Wer bin ich?" ist wohl eine der ältesten Fragen der Menschheit -und in Zeiten von Medienüberfluss, Individualisierung und globaler Migration aktueller denn je. Mit ihr setzt sich jetzt die Starnberger Ausstellungsreihe "nah-fern" unter dem Titel "Identity" im Kulturbahnhof auseinander. Dabei beleuchten die Künstler Anne Pfeifer, Bernhard Kreutzer und Max Wagner mit ihren Werken unterschiedliche Aspekte der Identität.

Pfeifer, die nach ihrem Bachelor für visuelle Kommunikation an der Universität Pforzheim derzeit Meisterschülerin an der Münchener Akademie der Bildenden Künste ist, und der ausgebildete Cutter Bernhard Kreutzer verarbeiten ihre Ansichten zur Identität in Videoinstallationen und Filmen wie "Splitterstücke", "In between" und "299792458 m/s". Ihre Videoinstallation "Splitterstücke", die 2014 für den Hamburger Kunstpreis Altonale nominiert war, ist ein zentrales Stück der Ausstellung. Auf vier Fernsehmonitoren sind vier junge Menschen unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlicher Hautfarbe zu sehen. Sie alle bewegen eine Spiegelscherbe vor ihrem Gesicht, in der sich die Antlitze der jeweils anderen Menschen reflektieren. Die Personen auf den Bildschirmen präsentieren sich nie als autonome Person, sondern als ein Puzzle verschiedener Identitäten. Pfeifers und Kreutzers Botschaft: Ich selbst, das bin nicht nur ich, das sind auch die anderen. Die Begegnung mit dem Fremden macht erst die Identität des Einzelnen möglich.

Zwischen den Monitoren stehen in der Mitte des Raumes, in einer Reihe angeordnet, neun Tonköpfe von Max Wagner, Bildhauer und Kulturpreisträger des Landkreises Starnberg 2004. Sie bilden den Kontrapunkt zu den "Splitterstücken" von Pfeifer und Kreutzer. Wagners Auseinandersetzung mit Identität scheint dabei subtiler zu sein, mehr auf das "Ich" bezogen. Die Köpfe sind in der Mitte aufgeschnitten, ihr Innenleben gibt sich preis. Ihnen fehlt das Gesicht, das bei den Arbeiten von Pfeifer und Kreutzer noch so präsent ist. Keine Mimik, keine Gestik, die einem zeigen, was sie prägt.

Die Identitätsfrage dreht sich bei Wagner sozusagen um. Sie wendet sich von den äußeren Einflüssen ab und blickt auf den inneren Prozess der Identitätsbildung. Bei ihm heißt es nicht mehr: "Wie prägen mich die anderen?", sondern: "Was macht mich aus?" Beim Blick in dieses Innenleben bleiben Wagners Skulpturen "sprachlos". Dem Betrachter ist es selbst überlassen, welche Bedeutung er letztendlich den verkanteten, verwurzelten und spitzen Formen zuspricht. Ist es Geld, Liebe oder vielleicht doch Religion? Diese Frage bleibt unbeantwortet und bringt den Betrachter womöglich dazu, sich mit sich selbst und seiner eigenen Identität auseinanderzusetzen.

"Identity" ist bis einschließlich Sonntag, 13. März, zu sehen. Die Ausstellung ist von Freitag bis Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.

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