Starnberg:Flashmob gegen Rechts

Die Klasse 10d des Starnberger Gymnasiums belegt beim Schülerwettbewerb des Bundesjustizministeriums Platz zwei. "Eine super Idee", nennt Ministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger das Video.

Sebastian Lang

Starnberg Gymnasium

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger schaut sich mit Schülern die Ausstellung an. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Geschäftige Leute laufen von A nach B. Dann ein Aufschrei. Gut 25 Jugendliche rennen los und bahnen sich ihren Weg durch die Menschenmassen hin zu fünf großen Pappbuchstaben auf der linken Seite des Marienplatzes. Die Schüler veranstalten einen Flashmob. "Wir hatten den Plan etwas Neues zu machen", erklärt Fabian Heck, ehemaliger Schüler der Klasse 10d. Und da Flashmobs aktuell seien und man die Leute dadurch aufmerksam machen könne, bot es sich an, das Ganze auf dem Marienplatz zu machen. Die Rede ist von dem Video, das die Klasse 10d des Starnberger Gymnasiums beim bundesweiten Schülerwettbewerb des Bundesjustizministeriums gegen Rechtsextremismus eingereicht hat und damit den zweiten Platz belegte. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger stattete den Schülern am Donnerstag einen Besuch ab und hatte viel Lob sowie eine Ausstellung im Gepäck.

Für den Flashmob hatten die Schüler insgesamt sechs Buchstaben auf dem Marienplatz aufgebaut. In der linken Ecke stand in großen Papplettern "PEACE" und in der rechten lediglich ein "R", beschreibt die damalige Klassensprecherin Charlotte Petereit. "Das R steht für Rechtsextremismus", sagt sie. Anfangs seien die Schüler im Gedränge untergetaucht und auf Kommando schreiend in die linke Ecke zum "PEACE" gelaufen, weg vom "R". Dort angekommen riefen alle: "Rechtsextremismus ist stehen geblieben", schildert Charlotte. Ihre Mitschüler Noah Sulzer und Sabina Schröder waren vor allem von der Teilnahme der Fußgänger begeistert. Insgesamt fünf Mal stürmten die Schüler über den Marienplatz. Die Passanten blieben entweder stehen und sahen zu oder rannten sogar selbst mit. "Das hat uns sehr gefreut", sagt Charlotte. Noah will eine Mitschülerin noch ganz besonders hervorheben: Hannah von Czettriz. Sie habe ihm und der Klasse durch ihr Engagement und ihre Erfahrung - sie wirkt teilweise bei großen Aktionen von Greenpeace mit - Ansporn und Motivation gegeben. Hannah selbst bleibt aber eher bescheiden: Alle seien ein wichtiger Teil des Projekts gewesen. Nach jedem Durchlauf des Flashmobs stellte sie sich mit einem Megafon vor die Menge und forderte mehr Solidarität, Gleichberechtigung und Gemeinschaft. Warum ausgerechnet sie das gemacht hat? "Viele trauen sich vielleicht nicht vor anderen Leuten zu reden", vermutet die Schülerin, "deswegen habe ich das einfach gemacht."

Hannah schätzt die Bundesjustizministerin als "sehr sympathische Frau" ein. Leutheusser-Schnarrenberger sprach vor der gesamten Jahrgangsstufe und lobte dabei nochmals explizit den Flashmob der 10d. "Eine super Idee", rief die Ministerin begeistert, "solche Aktionen stärken das demokratische Bewusstsein." Des Weiteren spricht sie vom Verbot der NPD, dem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat und der Zwickauer Terrorzelle. "Wir müssen wachsam sein", warnt Leutheusser-Schnarrenberger. Es dürfe nie wieder eine Debatte über Deutsche und Nicht-Deutsche aufkommen. Daher sei es wichtig, sich davon schon im Alltagsleben zu distanzieren, bei Beleidigung und Diskriminierung zu widersprechen. So könne man sich auf Dauer des "Gifts der Nationalsozialisten" entledigen.

Bei diesem Vorhaben soll auch die Ausstellung helfen, die zur Zeit in der Aula des Gymnasiums zu besichtigen ist. Dort werden die Plätze eins bis zehn des Wettbewerbs vorgestellt. Alle Preisträger hatten unterschiedliche Ideen, um gegen Rechtsextremismus vorzugehen, und herausgekommen sind tolle Projekte. Auf Platz eins fanden sich ein Gruppenbeitrag von Schülern der Finkenbergschule Köln-Porz und ein Rap der Klasse 8c der Lender Heimschule in Sasbach wieder. Nach zwei Wochen zieht die Ausstellung weiter nach München und von da aus in die anderen Bundesländer. So soll die Arbeit der Schüler präsent bleiben und andere Jugendliche motivieren, gegen Rechtsextremismus vorzugehen.

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