Starnberg:Fest der Musik

Gala-Konzert zu den Musiktagen; 17. Starnberger Musiktage

Feuertaufe bestanden: das von Benjamin Lack geleitete Kammerorchester der Musiktage Starnberg beim Konzert in der Schlossberghalle.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gala-Konzert mit dem Kammerorchester des Starnberger Klassikfestivals, den "Flying Strings"

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Erfreulich zu hören, dass die Stadt Starnberg, vertreten durch den Zweiten Bürgermeister Klaus Rieskamp, Rudens Turku für die Starnberger Musiktage weiter Unterstützung zusichert. Erfreulich nicht nur, weil der renommierte Geiger seit 17 Jahren ein enormes Arbeitspensum für das Festival leistet und Anerkennung absolut verdient, sondern vor allem, weil das Angebot der Instrumentalkurse für junge Musiker und die öffentlichen Konzerte ein beachtliches Niveau erreicht haben und unbedingt erhalten bleiben müssen.

Turku beweist großes Geschick darin, hervorragende Instrumentalisten als Dozenten und Mitspieler nach Starnberg zu locken. Das sehr gut besuchte Gala-Konzert in der Schlossberghalle wartete diesmal auch mit einer Besonderheit auf: der Premiere des Musiktage Chamber Orchestra (MCO) "Flying Strings". Ein Streichorchester, das aus herausragenden Kursteilnehmern besteht und professionelle Qualitäten zu bieten hat. Zumal Benjamin Lack mit seinem ausdrucksstarken, präzisen und ausgesprochen musikalisch formenden Dirigat überzeugte. In nur wenigen Tagen aus Instrumentalschülern und -studenten einen so homogenen, wendigen, farbenreichen und disziplinierten Klangkörper zu formen, ist eine Meisterleistung.

Bedeutend war die Orchesterpremiere schon deshalb, weil sich das Angebot nun um das konzertante und sinfonische Fach erweitert. In diesem Gala-Konzert sollte das Ensemble seine Bewährungsprobe absolvieren, denn es bestritt den ganzen Abend mit. Allerdings stand es nur einmal im Vordergrund: mit der Symphonie Nr. 2 D-Dur von Mendelssohn. Das reichte, um die hohe Kunst der Differenzierung zu demonstrieren: Leichtfüßig und luftig erklang der Allegro-Kopfsatz, wohlbemessenem Schreiten herrschte im Andante vor. Und energisch und spielfreudig - besonders wirkungsvoll bei den überraschenden Rücknahmen - ging das Orchester den Schlusssatz an. Dieses weite Spektrum sollte sich auch in den einfühlsam zurückgenommenen Begleitparts der konzertanten Literatur bewähren. Und Lack achtete streng darauf, dass die Solisten des Abends reichlich Freiraum fanden, ihre Stimme großzügig auszugestalten.

Das war insofern wichtig, als die Werke der Ära der virtuos konzertierenden Komponisten entsprangen und geradezu dafür prädestiniert sind, mit Bravour auf große Wirkungen abzuzielen. Die effektvollste Vorstellung gab wohl der Cellist Wen-Sinn Yang, der mit "Souvenir de Spa" op. 2 von Adrien-François Servais so ziemlich alles an akrobatischer Virtuosität und Ausdruck, was ein Cello bewältigen kann, an die Hand bekam und es mit Bedacht in einer groß angelegten Dramaturgie nutzte. Nicht minder spektakulär demonstrierte Flötist András Adorján in der "Fantaisie pastorale hongroise" op. 26 von Franz Doppler neben spieltechnischem Können seinen Sinn für klangmalerische Wirkungen, die er zusammen mit Lack am Pult in schillerndes Kolorit tauchte.

Besonderen Reiz entwickelten die doppelkonzertanten Werke, so von Carl Stamitz das Konzert für Klarinette und Fagott B-Dur, respektive in den Soli von Johannes Gmeinder und Malte Refardt. Ein packendes Dialogisieren, mal geschmeidig, mal spritzig vital, mal als schönmelodisches Duett. Auch Rudens Turku spielte im Doppel, so in Dopplers "Duettino americain" op. 37, das er zusammen mit Adorján in hinreißenden Tänzen kulminieren ließ. So eine lustvolle Nummer sollte den Abend auch beenden: Turku und Yang setzten dem Musikfest mit dem "Duo brillant" A-Dur op. 39 von Henri Vieuxtemps, dem Meisterviolinisten des 19. Jahrhunderts, ein Glanzlicht auf. Trotz recht zerklüfteter Textur brachte sich das MCO einfühlsam ein und ließ sich von der Euphorie der zaubernden Solisten anstecken. Stürmische Ovationen folgten.

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