Starnberg:Fahrradclub erhöht den Druck

Radler demonstrieren für Radweg nach Neuried

Mehr als 100 Radfahrer fuhren im vergangenen Jahr von Gauting nach Neuried, um für den Bau eines Radweges entlang der Kreisstraße M4 zu demonstrieren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der ADFC-Kreisverband fordert stärkere finanzielle Unterstützung für einen Ausbau der Radwegeverbindungen. Im Landratsamt will man eine Mängelanalyse präsentieren und Verbesserungsvorschläge unterbreiten

Von Patrizia Steipe, Starnberg/Weßling

Die Lösung für das Problem fehlender Radwege wäre ganz einfach: "Da der Landkreis 21 Prozent Radverkehrsanteil anstrebt, sollten von jedem Euro, der für Straßen- und Parkplatzbau verwendet wird, 21 Cent für Radverkehrsanlagen verwendet werden", forderte ADFC-Kreisverbandsvorsitzender (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) Anton Maier im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Realität ist davon weit entfernt. Noch immer werde der Kfz-Verkehr "massiv gefördert" und jede Verbesserung für Radfahrer müsse hart erkämpft werden.

Das Jahr 2015 war eine besondere Enttäuschung für den vor fünf Jahren gegründeten Kreisverband. 2,5 Millionen Euro habe der Kreis in den Straßenbau investiert, "Die Ausgaben für den Fuß- und Radverkehr machten wenige Prozente davon aus", bedauerte ADFC-Stellvertreter Wolfgang Frieß. Die Situation für Radfahrer ist an vielen Stellen sogar schlechter geworden: Fuß- und Radwegeverbindungen werden durch die neue Weßlinger Umfahrung unterbrochen, die neue Radunterführung am Kreisverkehr an der Dellinger Höhe sei so eng, dass Begegnungsverkehr eine Gefahr bedeute. "Frontalzusammenstöße sind fast schon programmiert", befürchtete Hans-Georg Martin, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Verkehrspolitik im ADFC.

Der Bürgerentscheid in Gilching werde den Bürgern eine Westumfahrung ohne Fuß- und Radwege bescheren, in Gauting wurden Tempo-30-Beschränkungen aufgehoben und die Aktion "Licht im Schilderwald" habe dazu geführt, dass viele Geschwindigkeitsbeschränkungen im Landkreis aufgehoben worden sind. Hier kritisierte Maier eine vormals tempobeschränkte Strecke im Mühltal: "Dort hatte es früher bereits einen tödlichen Unfall gegeben." Doch auch beim neuen Kreisel an der Waldkreuzung fehlten Radwege. Damit Radfahrer angemessen berücksichtigt werden, forderten Maier und Martin, dass der ADFC in die Liste der Träger öffentlicher Belange aufgenommen wird.

Hoffnungen setzt der Club mit seinen 450 Mitgliedern auf ein Radroutennetz für Alltagsradler. Die derzeitigen Kreiswanderwege würden über idyllische Strecken zu den Sehenswürdigkeiten des Landkreises führen. "Wir wollen aber nicht schön, sondern sicher und kurz fahren", versicherte Maier. 2014 habe der Landkreis die Planung eines Alltagsroutenradnetzes in Auftrag gegeben. Mit dem Planungsbüro sind die ADFC-Mitglieder den Landkreis abgeradelt und haben Vorschläge gemacht, um die Orte auf kurzen Wegen untereinander zu verbinden und Lücken zu schließen. Ein dringendes Anliegen ist beispielsweise ein Radweg von Gilching nach Starnberg.

In der kommenden Woche findet im Landratsamt ein Gespräch zwischen Vertretern aus Gemeinden und ADFC statt. Dabei sollen die Ergebnisse der Analyse sowie eine Mängelliste vorgestellt und Verbesserungsvorschläge gemacht werden. "Wir setzen große Hoffnungen auf die Gemeinden", so Maier. Diese müssten nämlich die Kosten für die Radwege übernehmen, Grund erwerben und Prioritätenlisten aufstellen. Wichtig wären die sicheren Radrouten allemal. Schließlich gebe es ein hohes Potenzial an Menschen, das gerne auf das Fahrrad umsteigen würde - aber nur, wenn die Wege sicher sind, hat der ADFC festgestellt. Diese 50 Prozent aus der Gesamtgruppe aller Fahrradfahrer, "das ist unser Potenzial", versicherte Maier.

Um die Freizeitradler an den ADFC zu binden, bietet der Radclub auch in diesem Jahr wieder verschiedene Fahrradtouren an. Im März soll der neue Tourenkatalog fertig sein. Darin werden für Radler aller Leistungsstufen Radltouren angeboten. Neben den ADFC-Ortsgruppen in Starnberg, Gilching, Gauting und Herrsching/Inning soll in diesem Jahr noch eine Ortsgruppe Tutzing/Feldafing gegründet werden. "Dafür suchen wir Aktive", so Maier.

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