Starnberger Gewerbegebiet:Erste Pläne für den Ausbau von Schorn

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Starnberg braucht dringend mehr Gewerbefläche, der Autobahn-Halbanschluss gilt als Voraussetzung für die Erweiterung

Von Peter Haacke, Starnberg

Zwei Jahrzehnte sind vergangen, in denen man sich in Starnberg viele Gedanken gemacht hat ums Gewerbegebiet Schorn. Das Areal östlich der Garmischer Autobahn zwischen Wangen und Schäftlarn, auf das man in der mit Gewerbeflächen nicht gerade reich gesegneten Kreisstadt stets große Hoffnungen setzte, fristete jedoch bislang ein eher beschauliches Dasein. Die Gründe: Das einstige Milchwerksgelände hat eine schlechte Anbindung ans Straßennetz und zu wenig Platz für die Ansiedlung weiterer Betriebe. Das könnte sich jedoch schon bald ändern: Im Stadtrat wurden am Montag die Planungen für einen sogenannten Halbanschluss bei Oberdill an die A 95 vorgestellt, die im Juli 2012 unter Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger in Auftrag gegeben wurde; im Juni 2015 stimmte das Bundesverkehrsministerium zu. Der erhoffte Bau einer ortsfernen Umfahrung von Starnberg dürfte sich mit dem Halbanschluss jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach erübrigt haben.

Wer auf legalen Straßen nach Schorn will, muss entweder Umwege oder Schleichwege fahren. Der Verkehr, vor allem Post-Fahrzeuge auf dem Weg zum Briefzentrum, rollt derzeit von Süden aus über die Milchstraße an. Vielen Unternehmen gilt der Standort aufgrund der schlechten Anbindung als unattraktiv. Eine Aufwertung des Geländes mit insgesamt 26,5 Hektar Nutzfläche im Landschaftsschutzgebiet ergäbe sich durch den Bau eines Halbanschlusses bei Oberdill. Der Plan: Aus Richtung München erfolgt die Ausfahrt über den Parkplatz unmittelbar vor dem Starnberger Dreieck, zurück nach München geht es über eine Einschleifspur auf die A95 bei Oberdill. Die Kosten hierfür betragen rund 1,35 Millionen Euro.

Das Gremium lobte überwiegend die Pläne, die Starnberg im Idealfall zu mehr Gewerbesteuereinnahmen verhelfen könnten. Einzig die Grünen, die SPD sowie Gerd Weger (CSU) verweigerten eine "zustimmende Kenntnisnahme" des von Ingenieur Reinhard Hydra vorgestellten Vorhabens - freilich aus unterschiedlichen Gründen. So wehren sich die Grünen gegen eine weitere Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet und das Abholzen von 5,2 Hektar Bannwald, die SPD moniert ein Ungleichgewicht von Arbeitsplätzen - immerhin 1200 Menschen könnten nach dem Ausbau von Schorn einen Job finden - zu fehlendem Wohnraum.

Allerdings ist es mit der Verkehrsanbindung an die Autobahn allein noch nicht getan; viele weitere Probleme müssen ebenfalls noch gelöst werden. So gibt es bereits seit geraumer Zeit erbitterten Widerstand aus der Nachbargemeinde Schäftlarn: Die Gemeinde im Landkreis München, die schon jetzt unter erheblicher Verkehrsbelastung leidet, fürchtet eine weitere Zunahme des Durchgangsverkehrs, der über die Staatsstraße 2071 und Milchstraße nach Schorn will. Auch der "Schleichverkehr" von der A95 in Richtung Grünwald und A8 nehme stetig zu. In Starnberg weiß man, dass man weiter mit dem Nachbarn verhandeln muss. Ebenfalls geklärt werden muss der Brandschutz fürs Gewerbegebiet, den derzeit die Feuerwehren in Wangen, Neufahrn und Schäftlarn gewährleisten.

In diesem Zusammenhang steht auch die Frage, welche Wege von Schorn nach Wangen - etwa über das "Fuchsloch" - führen sollen oder wie der ÖPNV organisiert wird. Immerhin: Gespräche mit betroffenen Grundstückseigentümern lassen deren Interesse und Mitwirkungsbereitschaft an der Entwicklung des Gebiets erkennen. Man hofft darauf, dass eine förmliche städtebauliche Entwicklungsmaßnahme nicht erforderlich sein wird. Wann es konkret zum Ausbau von Schorn kommen könnte, blieb ungenannt.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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