Starnberg:Energiegeladen

Jörg Simm und Oliver Weiß eröffnen in Starnberg ein Geschäft für elektrisch angetriebene Zweiräder. Der Star im Laden ist ein batteriegetriebenes Motorrad

Otto Fritscher

Starnberg Firma Elenio

Oliver Weiss und Jörg Simm, von der Starnberger Firma Elenio. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Das knallrote Bike sieht aus wie ein Motorrad, es fährt wie ein Motorrad, nur: Es klingt anders. Statt eines dumpfen Grollens oder eines prolligen Knatterns hört sich das Motorengeräusch der Brammo an wie das Sirren eines hochtourigen Formel-1-Boliden. Brammo also. Kaum jemand kennt diesen Motorrad-Hersteller. Es ist eine amerikanische Marke. Harley Davidson, ja klar, aber Brammo? Das Unternehmen aus Ashland im US-Bundesstaat Oregon stellt ausschließlich elektrisch angetriebene Motorräder - E-Bikes im Wortsinne also - her. Was auch das ungewöhnliche Antriebsgeräusch erklärt.

"Auf jeden Fall ist das rot-schwarz lackierte Bike ein echter Hingucker", sagt Jörg Simm, der das Ding in Starnberg in seinem neuen Geschäft an der Münchner Straße künftig verkaufen wird. Allein schon das Cockpits, das mit seinen blinkenden Lichtstreifen an den Kommando-Stand des Raumschiffs Enterprise erinnert, ist ein Blickfang. Die Brammo kann zwar nicht fliegen, bringt es aber auf immerhin 160 Stundenkilometer.

Wenn man von einem E-Bike spricht, meint man bisher in der Regel Fahrräder mit elektrischem Zusatzantrieb, also eigentlich Pedelecs. Die gibt es auch im neuen Geschäft von Jörg Simm und seinem Kompagnon Oliver Weiß, rund 100 Exemplare werden in den Räumen von "Elenio", so der Name des Shops, zur Eröffnung am kommenden Wochenende ausgestellt sein. "Wir wollen uns von den anderen Fahrradgeschäften unterscheiden", erklärt Weiß, 46, der vorher in München eine Medienagentur geleitet hat.

Was schon beim Betreten der Räume, in denen vormals Geländewagen englischer Provenienz angeboten wurden, augenfällig wird. Locker gestellt statt unübersichtlich dicht an dicht zusammengestopft präsentieren Simm und Weiß die Fahrräder. Die alte Hebebühne haben sie in der ehemaligen Werkstatt gelassen, die jetzt als stylischer Showroom dient. Fürs Verkaufsgespräch gibt es eine kleine Lounge, an den Wänden der Werkstatt hängen Bilder eines Münchner Künstlers. Events sollen den Shop künftig beleben.

Das klingt alles ziemlich edel und teuer. Zwischen 1700 und 4500 Euro kosten die Fahrräder, vor allem von europäischen Herstellern, die keine Massenware anbieten. Die Brammo-Modelle Empulse und Enertia kosten zwischen 6950 und 13 500 Euro, wofür es eine Leistung von 40 kW und eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 160 km/h gibt. Empulse, Enertia - auch Elenio ist ein Kunstwort, hat aber durchaus einen Sinn: "Elen ist die keltische Schutzgöttin der Wege, und das Ion ist ein elektrisches Teilchen", erklärt Jörg Simm. "Und das N am Schluss haben wir einfach weggelassen, weil Elenio besser klingt", sagt der 53-jährige durchtrainierte Mountainbiker, der vor der Geschäftsgründung lange Jahre im Vertrieb und Marketing bei Microsoft gearbeitet hat. Seinen kritischsten Kunden hat Jörg Simm bereits überzeugt, bevor das Geschäft mit den E-Bikes so richtig in Gang kommt: Sein 16-jähriger Sohn lässt das geliebte Mofa seit kurzem in der Garage stehen. Er ist auf ein Elektro-Fahrrad umgestiegen, dürfte aber mit einem A1-Führerschein sogar eine Brammo fahren. Nur Papa erlaubt das noch nicht.

Im Landratsamt Starnberg, in der Kfz-Zulassungsstelle, scheint Brammo noch nicht angekommen zu sein. Seit mehr als drei Tagen versucht Oliver Weiß, das Vorführmodell, das im Shop steht, zuzulassen. Was ihm bisher nicht gelungen ist. Auch ein langes Gespräch am Mittwoch führte zu keinem Ergebnis. "Es wird eine Bescheinigung des Herstellers verlangt, dass es für die Brammo keinen Fahrzeugschein und keinen Fahrzeug-Brief gibt", erklärt Oliver Weiß. So schnell sei dieses Dokument aber nicht zu beschaffen. Anderswo scheint man weiter zu sein: Im Landkreis Altötting und in Berlin sind Brammos bereits ordnungsgemäß angemeldet. "Aber das werden wir noch hinbekommen", ist Weiß zuversichtlich. Anlaufschwierigkeiten, wie sie bei einem Startup nicht unüblich sind.

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