Starnberg:Energie aus der Region

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Die Genossenschaft Fünfseenland wird zum Anbieter von Ökostrom.

Sylvia Böhm-Haimerl

In Fotovoltaikanlagen hat die Energiegenossenschaft investiert.Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

- "Unser Land - unser Strom - Fünfseenlandstrom": Unter diesem Motto will die Energiegenossenschaft Fünfseenland ab sofort als Anbieter für reinen Ökostrom aus der Region auftreten. Partner sind die Stadtwerke Landsberg, doch schon bald will die Genossenschaft selbstständig Strom einkaufen und an die Kunden weitergeben. Das neue Projekt stellten Aufsichtsrat und Vorstandschaft auf der Generalversammlung am Mittwoch im Landratsamt Starnberg vor.

Ein eigener Stromverkauf hat nach Angaben des Vorsitzenden Gerd Mulert viele Vorteile. Der Strom muss nicht über weite Strecken transportiert werden, wird umweltfreundlich erzeugt und die Einnahmen gehen nicht an die großen Konzerne, sondern bleiben ebenfalls in der Region. Das Angebot soll eine umweltfreundliche Alternative für die Bürger, Gewerbebetriebe und Kommunen sein und nicht teurer werden, als der Strom der großen Konzerne. Man müsse wettbewerbsfähig sein, so Mulert. Derzeit werden noch die Stadtwerke Vertragspartner sein. Wie der Vorstand der Stadtwerke Landsberg, Norbert Köhler, ausführte, bietet sein Unternehmen ausschließlich grünen Strom aus Wasserkraft an. Die Partnerschaft mit dem Stadtwerken Landsberg ist laut Mulert aber nur der erste Schritt. Nach seinen Angaben will die Energiegenossenschaft später in zusätzliche Techniken investieren und auch Stromnetze kaufen. In den kommenden Monaten soll in Herrsching ein Büro eingerichtet werden, um die Bürger informieren zu können.

In den zwei Jahren ihres Bestehens hat die Energiegenossenschaft insbesondere in Fotovoltaikanlagen investiert. Doch die Einspeisevergütungen werden zunehmend geringer. Ein weiterer Nachteil sei, dass die Einnahmen aus Sonnenenergie abhängig vom Wetter sind. Das Jahr 2012 sei gut gelaufen, die ersten sechs Monate in diesem Jahr indes seien "grottenschlecht gewesen", so der Vorsitzende. Das zeige, dass neue Geschäftsfelder erschlossen werden müssten.

Wie er in seinem Rechenschaftsbericht erläuterte, wurde bereits in andere Techniken investiert, beispielsweise in eine Kleinwindkraftanlage bei einem Landwirt in Herrsching. Die Umsetzung anderer Ideen, wie etwa eine LED-Beleuchtung in Herrsching oder ein Nahwärmenetz, mussten verschoben werden. Auch bei der Windkraft stehe man "Gewehr bei Fuß". Nachdem die Gemeinde Berg ihre Zusammenarbeit mit den Stadtwerken München aufgekündigt habe, biete sich die Genossenschaft als Windkraft-Partner an. Man wolle der Gemeinde gerne zu Seite stehen, betonte Mulert.

Landrat Karl Roth kritisierte das Vorgehen der Politik, die den Ausbau der Windenergie jetzt nochmals neu überdenken will. Nachdem der Landkreis die Planungen vorausschauend vorangetrieben habe, sei dieses Signal ungünstig für die Kommunalpolitik, sagte er. Es genüge nicht alleine Anstöße zu geben. Die Menschen müssten auch auf einer längeren Strecke begleitet werden.

Wenngleich die Energiegenossenschaft noch nicht komplett rentabel arbeiten kann, hat sie seit der Gründung schon viel erreicht. Die Anzahl der Mitglieder ist nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden und VR-Bankvorstand Thomas Vogl von 120 auf nunmehr 300 Mitglieder angewachsen, die ein Geschäftsguthaben von 350 000 Euro eingebracht haben. Das zeige, wie hoch das Interesse der Bürger an der Energiewende im Fünfseenland ist, obwohl sie in letzter Zeit deutlich an Strahlkraft verloren habe, sagte er. Für das ausgeschiedene Mitglied des Aufsichtsrats Jürgen Franke wurde Christoph Rösch einstimmig zum Nachfolger gewählt.

© SZ vom 21.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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