G9:Endlich Klarheit

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Alfred Lippl, Leiter des Gymnasiums in Dießen. (Foto: Nila Thiel)

Die Direktoren der Gymnasien im Landkreis begrüßen die Entscheidung zum G9. Vor allem die neue Gewichtung der Unterrichtsfächer kommt gut an. Zweifel bestehen lediglich, ob es auch ausreichend Personal gibt

Von Blanche Mamer, Starnberg

"Wir sind mit dem G8 sehr gut zurecht gekommen, wir werden auch mit dem neuen G9 gut zurechtkommen", sagt Josef Parsch, der Direktor des Starnberger Gymnasiums. Es sei gut, dass jetzt eine Entscheidung da sei und dass die Eltern der Viertklässler jetzt Gewissheit hätten. Für sie war es eine ausgesprochen gute Nachricht, dass das G8 abgelöst wird. Auch wenn das G9 erst im Herbst 2018 eingeführt wird, gilt es schon für die kommenden Fünftklässler, da sich in der fünften Klasse nichts ändert.

Nicht mehr so viel Druck, weniger Nachmittagsunterricht, mehr Zeit für Sport und Musikunterricht, für Freunde und kirchliche Jugendgruppen - eine kluge Entscheidung, finden viele Eltern. Doch die Zeit zurückdrehen, das geht nicht. Einige Errungenschaften des G8 bleiben erhalten: Mit der zweiten Fremdsprache wird in der sechsten Jahrgangsstufe begonnen, die dritte Sprache folgt in der achten Klasse. Das Abitur wird weiter in fünf Fächern abgelegt, in Deutsch und Mathe bleibt es bei schriftlichen Prüfungen, erklärt Bruno Habersetzer, Direktor des Gymnasiums Tutzing. Er ist hoch zufrieden mit dem Votum für das G9 und fühlt sich bestätigt in seinem Meinungsbild vom vergangenen Herbst. "Es ist gut, dass wir jetzt Planungssicherheit haben", meint Habersetzer.

"Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass das G9 für alle Gymnasien gilt", sagt Peter Meyer, der Direktor des Christoph-Probst-Gymnasiums Gilching. Er spielt auf die Möglichkeit an, über die lange diskutiert wurde, dass beide Modelle möglich wären und die Entscheidung bei den Gymnasien geblieben wäre. In einem Landkreis wie Starnberg wäre das nicht einfach gewesen. "Wir können das G9 problemlos stemmen. Wir müssen zwar noch die Lehrpläne abwarten, doch schon jetzt ist bei allen eine große Erleichterung spürbar", sagt Meyer. Gut findet er zudem, dass bestimmte Fächer neu gewichtet werden und genügend Lehrer zugesagt wurden. Einzig im Fach Informatik könnten sich seiner Meinung nach Schwierigkeiten ergeben, das in allen zehnten und elften Klassen unterrichtet werden soll. Da könnten Lehrer fehlen, befürchtet er. Informatikstudenten würden nämlich oft schon während des Studiums von IT-Unternehmen abgeworben, sagt Meyer.

Alfred Lippl, Direktor des Ammersee-Gymnasiums Dießen, klingt ganz entspannt. "Wir haben ja etwas Luft und genügend Zeit, uns auf die Veränderungen vorzubereiten", sagt er. Das Dießener Gymnasium war als achtstufige Schule geplant, es muss sich also erst zeigen, ob es groß genug ist oder später ein Anbau nötig wird. Lippl begrüßt es, dass es nun weniger Nachmittagsunterricht geben wird und die Schüler wieder mehr Zeit haben. Ob sie diese für Sport und Hobbys nutzen, müsse man allerdings noch abwarten, sagt er, schließlich habe sich das Freizeitverhalten der Kinder in den vergangenen 15 Jahren sehr verändert. Die Schule würden sicher wieder mehr Wahlkurse anbieten. Zufrieden ist auch Martin Liebl, Direktor am Landschulheim Kempfenhausen. Die Ungewissheit der letzten Monate sei zermürbend gewesen. Gerade für eine Internatsschule mit Tagesheim sei es nun einfacher, die Nachmittage zu organisieren. "Aus unserer Sicht klingen die qualitativen Änderungen vielversprechend, wie Berufsorientierung als Fach, politische Bildung und Informatik für alle, eine gut gestaltete Überholspur, frühzeitige Förderkurse für jene Schüler, die die elfte Klasse überspringen wollen."

"Ich hoffe, dass die elfte Klasse eine Herausforderung bleibt und als ernst zu nehmendes Jahr gilt", sagt der Starnberger Schulleiter Parsch. Er erwarte sich, dass das neunjährige Gymnasium sich positiv auf den sprachlichen Zweig auswirkt. In den vergangenen Jahren habe die dritte Fremdsprache immer mehr an Attraktivität eingebüßt. In Anbetracht der Wichtigkeit der Europäischen Union sei es aber wichtig, französisch oder italienisch zu sprechen.

Das G9 sei für sie keine Überraschung gewesen, sagt Sylke Wischnevsky vom Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting. "Wir haben mit dieser Entscheidung gerechnet und sind jetzt erleichtert, dass sie so klar ausgefallen ist", findet sie. Gut gefällt ihr die allgemeine Regelung, Auslandsjahre in die elften Klassen zu legen. "Ich war immer dagegen, schon in der Zehnten ein Auslandsjahr zu genehmigen", sagt sie. Noch nicht geklärt ist indes, ob die Hochbegabten-Klassen wie bisher als G8 angelegt werden. "Die Förderklasse geht von der Fünften bis zur Zehnten. Für die zwei Jahre Oberstufe (11 und 12) gab es das TUM-Kolleg, für das sich die Schüler neu bewerben mussten.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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