Starnberg:Elektronische Zukunftsmusik

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Das Landratsamt Starnberg stellt seine Aktenverwaltung in den kommenden drei Jahren auf EDV um - eine Sisyphusarbeit.

Wolfgang Prochaska

Wir schreiben das Jahr 2020. Mit einem einzigen Mausklick können Häuslebauer im Landratsamt Starnberg Einblick in ihre Bauakte nehmen. Seit die Kreisbehörde im Jahr 2012 sukzessive auf elektronische Aktenverwaltung umgestellt wurde, ist dieser Service für Bürger zur Selbstverständlichkeit geworden. Kürzer sind auch die Bearbeitungszeiten geworden. Und die Wege für die Mitarbeiter. Alle sind zufrieden. Landrat Karl Roth sei Dank. Er hat im Mai 2012 die Umstellung angeschoben. Eine Herkulesarbeit, mussten doch 43 300 Akten - das sind umgerechnet 3,3 Kilometer - elektronisch verarbeitet werden.

Meterweise Akten: Unzählige Blätter Papier werden in der Registratur des Starnberger Landratsamtes aufbewahrt. Hier muss man sich gut auskennen, um fündig zu werden. Mitarbeiterin Barbara Beck weiß, wo sie nach Unterlagen suchen muss. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Natürlich ist das noch Zukunftsmusik, aber der Kreistag hat in seiner Sitzung am Montag die Umstellung der Kreisbehörde auf elektronische Aktenverwaltung beschlossen. In den kommenden drei Jahren soll dies schrittweise, sozusagen von Fachbereich zu Fachbereich, geschehen. Es ist der größte Umbau der Kreisbehörde seit der Verwaltungsreform in den neunziger Jahren. Und die Maßstäbe und die Erwartungen sind hoch. Wie der EDV-Spezialist des Landratsamts, Anton Graf, in der Sitzung erläuterte, lauten die Stichworte "mehr Effizienz, kürzere Suchzeiten bei Bürgeranfragen, besserer Überblick der Aktenlage und schnellere Recherchemöglichkeiten". Dass dadurch die Behörde auch Papier sparen wird, dürfte auf der Hand liegen, allerdings ist Graf so realistisch, dass er nicht von einem papierlosen Büro sprach. Von Sparen kann ohnehin keine Rede sein. Gut 800 000 Euro kostet schätzungsweise die Umstellung.

Die EDV-Initiative kommt nicht von ungefähr. Die Kreisbehörde registriert einen ständig wachsenden E-Mailverkehr mit anderen Ämtern und Behörden. Diese Mails dann auszudrucken und als Papierdokument zu den Akten zu geben, werde immer problematischer, so Graf. "Wir müssen jetzt auch einsteigen", betonte er, zumal die Starnberger Zulassungsstelle gute Erfahrungen mit der EDV gemacht hat. "Die Mitarbeiter können sich kein anderes Arbeiten mehr vorstellen." Bis dies die Mitarbeiter des Landratsamts sagen werden, sollen noch drei Jahre vergehen.

FDP-Kreisrat Wolfgang Weber-Guskar kam die Umstellungszeit ziemlich lange vor. Der Liberale hat eine Arztpraxis und nach eigenen Angaben innerhalb weniger Monate seine Mitarbeiter umgeschult. Grundsätzlich gaben die Kreisräte dem EDV-Experten gute Ratschläge, um die Umstellung noch besser zu machen. Sigrid Friedl-Lausenmeyer (FDP) sah schon weiter in die Zukunft: Sie wünschte sich einen Zugang per elektronischem Personalausweis. "Das ist dann der nächste Schritt", meinte Landrat Roth, der sein Haus technisch fit machen möchte.

Eines ergab auch die Diskussion: Trotz der kürzeren Bearbeitungszeit werden keine Stellen wegfallen, auch wenn dies die FDP anklingen ließ. Auf jeden Fall wird die EDV die Aktenberge im Landratsamt stark reduzieren und mehr Platz schaffen. Skeptisch blieb Brigitte Servatius (SPD): Sie stimmte als einzige gegen die Umstellung.

© SZ vom 23.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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