Starnberg:Einig im Geldausgeben

Kreisausschuss genehmigt den 14,8 Millionen Euro teuren Anbau ans Landratsamt

Von Christine Setzwein, Starnberg

Minuten vor der Abstimmung über den geplante Anbau an das Landratsamt Starnberg hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Tim Weidner im Kreisausschuss noch unmissverständlich erklärt, "14,65 Millionen Euro sind für uns die absolute Grenze". Wenig später waren aus den 14,65 Millionen 14,815 Millionen geworden, und alle außer FDP-Kreisrat Oswald Gasser stimmten dem Projekt zu. Denn eine größere Fotovoltaikanlage, beantragt von den Grünen, sei doch eine sinnvolle Sache, auch wenn die Gesamtkosten noch einmal um 165 000 Euro steigen. Kein Anzeichen mehr von der Schockstarre, die die Kreisräte noch vor wenigen Wochen ergriffen hatte, als bekannt wurde, dass der Anbau nicht 6,5 Millionen Euro, sondern mehr als das Doppelte verschlingen werde.

Vielleicht ist den Kreisräten die Entscheidung auch deshalb so leicht gefallen, weil sie wissen, dass der Landkreis mehr Geld zur Verfügung haben wird, als der bereits im Dezember beschlossene Kreishaushalt 2016 vorsieht. Die Ausgaben für Flüchtlingsunterkünfte werden nämlich drastisch sinken, da die Regierung von Oberbayern auf große Sammelunterkünfte setzt und einen Baustopp für dezentrale Unterkünfte verhängt hat. Für den Landkreis Starnberg bedeutet das, dass der geplante Bau von sechs Hallen und vier Containeranlagen wegfällt. Die Rede ist von 18 Millionen Euro, die dadurch eingespart würden. Deshalb hat die Regierung den Kreisetat 2016 auch noch nicht genehmigt, worauf Oswald Gasser in der Kreisausschusssitzung am Mittwoch hinwies.

Mit der Unsicherheit, die momentan herrsche, begründete er den FDP-Antrag, den Landratsamts-Anbau um drei Jahre zu verschieben und dafür mehr Büros für die Mitarbeiter anzumieten. Dass die Behörde aus allen Nähten platzt, ist allen klar. Schon jetzt sind ganze Abteilungen ausgelagert. In dem vom Architekturbüro Auer und Weber geplanten Anbau sollen deshalb 159 Arbeitsplätze geschaffen werden. CSU, SPD, Grüne und Freie Wähler sind allerdings der Meinung, dass Abwarten die ganze Sache nur noch mehr verteuere. Und selbst wenn die Zahl der Asylbewerber sinken sollte, "geht uns die Arbeit bestimmt nicht aus, wir sind eine Boom-Region und wachsen ohne Ende", sagte Martina Neubauer (Grüne). Selbst die Bürgermeister sind mit dem Anbau einverstanden, obwohl sie auch immer die Kreisumlage im Blick haben, die angesichts der anstehenden Investitionen steigen wird. "Das Landratsamt ist das wert", meinte die Kraillinger Rathauschefin Christine Borst (CSU).

Letztendlich liegt die Entscheidung beim Kreistag, der am 6. Juni tagen wird. In dieser Sitzung wird Landrat Karl Roth (CSU) auch eine Aufstellung präsentieren, wie alle Großprojekte finanziert werden sollen: der Anbau am Landratsamt, der Neubau eines Gymnasiums in Herrsching und einer Fachoberschule in Starnberg sowie die Übernahme der Chirurgischen Klinik Seefeld. "Alles nicht so schlimm", meinte Roth am Mittwoch. Er habe ein gutes Gefühl. Und angesichts der Niedrigzinsen "macht das Finanzieren doch richtig Spaß".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: