Starnberg:Eine Nummer kleiner

Starnberger Freie Wähler sprechen sich für Rückzug aus der Bundespolitik aus. Harald von Herget will nun in den Landtag

Von Christine Setzwein, Starnberg

Sieben von 14 Bürgermeistern im Landkreis Starnberg sind parteifrei. Im Kreistag sind die Freien Wähler (FW) immerhin mit neun Mitgliedern vertreten. Bei der Landtagswahl 2013 holte FW-Direktkandidat Albert Luppart 9,17 Prozent, seine Gruppierung übersprang damit deutlich die Fünf-Prozent-Hürde. Nur bei der Bundestagswahl mag es nicht so richtig klappen: Mit nur 1,44 Prozent der Stimmen landeten die Freien Wähler weit abgeschlagen hinter CSU, FDP, Grünen, SPD, AfD und Linken auf dem siebten Platz. FW-Direktkandidat Harald von Herget brachte es gerade mal auf 2,45 Prozent. Kreisvorsitzender Albert Luppart und der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim fühlen sich bestätigt: Sie waren von vornherein dagegen, dass die Freien Wähler bundesweit antreten.

Weil er sich nichts davon verspreche, "lehne ich bundesweite Aktionen komplett ab", sagt Sontheim. Die Freien Wähler und die anderen parteifreien Gruppierungen seien stark auf kommunaler Ebene. Gerade ein Bürgermeister solle für jeden da sein und müsse keiner Partei angehören, meint er. 2018 sind Landtagswahlen in Bayern. Sollten die FW wieder antreten? "Da bin ich gespalten", sagt Sontheim. Einerseits sei der Einzug geschafft worden, "da sollten wir weitermachen". Andererseits "bin ich nicht komplett überzeugt". Kreischef Luppart dagegen ist froh, dass die Freien Wähler im Landtag sind. "Das müssen wir ausbauen." Aber auch er ist nicht dafür, dass die FW noch mal bei Bundestagswahlen antreten, selbst wenn es bewundernswert sei, wie sich Kandidat und Wahlhelfer eingesetzt und was sie geleistet hätten. "Unsere Stärke ist das Kommunale", sagt Luppart, der in Pöcking auch Vize-Bürgermeister ist. Sein Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten, sprich: "Wir müssen aufpassen, das wir uns nicht verzetteln."

Starnberg: SBH,  Harald von Herget (FW),  Bundestagskandidat

Harald von Herget, FW-Direktkandidat, brachte es auf einen Stimmenanteil von nur 2,45 Prozent.

(Foto: Nila Thiel)

Parteifreie sollten sich in Gemeinderäten, im Kreistag und im Landtag engagieren, aber nicht im Bundestag. "Wir sollten unser Engagement bei Bundestagswahlen einstellen", sagt Luppart. Das müsse jetzt auch in den Kreisverbänden thematisiert werden. Das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl müsse jedenfalls "kritisch beäugt" werden, allein schon im Hinblick auf die Landtagswahlen. "Besinnen wir uns auf das, was wir können", appelliert Luppart an seine Freien Wähler.

Das beste Ergebnis bei der Wahl am Sonntag holte FW-Kandidat Herget in der Gemeinde Weßling. Dort kam er auf 3,49 Prozent der Erststimmen. Die meisten Zweitstimmen mit 2,55 Prozent erreichten die FW in Andechs. Gauting hingegen ist offenbar kein gutes Pflaster für die Parteifreien: Nur 1,70 Prozent der Wähler votierten für den Anwalt aus Starnberg, lediglich 0,96 Prozent machten ihr Kreuzchen für die FW bei der Zweitstimme.

"Die Freien Wähler haben sich gegenüber 2013 nicht wirklich verbessert" räumt Harald von Herget ein. Das Konzept müsse nun überdacht werden, und zwar von unten nach oben. Wichtig sei es, alle parteifreien Gruppierungen einzubinden und unter dem Dach der Freien Wähler zu vereinigen. Auch wenn das Ergebnis am Sonntag nicht berauschend war: Der 54-jährige Starnberger, der in Buchendorf aufgewachsen und seit 22 Jahren Rechtsanwalt ist, wird weitermachen. "Mein Ziel ist die große Politik", sagt er. Und die sei auch seine Stärke, hat er doch Politikwissenschaften studiert und sich immer schon für Politik interessiert. Gesetze zu machen oder zu überprüfen, kann sich der Jurist gut vorstellen. Das sei aber nur in einem Parlament möglich. Darum ist die Antwort auf die Frage, ob er denn 2018 für den Landtag kandidieren wolle, eindeutig: "Ja." Die Erfahrung und den Schwung, den er jetzt im Bundestagswahlkampf bekommen habe, möchte er gerne mitnehmen. Freilich rechnet Herget dann mit Konkurrenz im FW-Kreisverband. Davon geht auch der Kreisvorsitzende Luppart aus.

Als Bürgermeister- oder Landratskandidat sieht sich Harald von Herget dagegen nicht, auch wenn er 2014 auf der Liste der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) für den Starnberger Stadtrat angetreten ist. "Diese Arbeit überlasse ich lieber den erfahrenen Kommunalpolitikern", sagt er.

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