Starnberg:Ein Schiff wird kommen

Eine Delegation reist vom Starnberger See zur Lux-Werft an den Rhein, wo der neue Dampfer "Seeshaupt" gebaut wird.

Christiane Bracht

Noch ist der ganze Stolz der Seeshaupter ein stahlgrauer Koloss mit einigen Löchern darin. Etwa 40 Mitarbeiter werkeln gleichzeitig an dem etwa neun Meter hohen und 30 Meter langen Schiffsheck in der Bonner Lux-Werft. Sie schweißen, hämmern, flexen, biegen und walzen den Stahl. "Es ist ein wahnsinniger Lärm in der Halle", sagt der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Walter Stürzl, der SZ. Zusammen mit dem Seeshaupter Bürgermeister Michael Bernwieser und einigen Gemeinderäte ist er kürzlich nach Bonn gefahren, um sich zu informieren. Hochinteressant", schwärmt Bernwieser von dem Ausflug. "Wir haben unter dem Kiel gestanden und uns den Rumpf angeschaut." Natürlich durfte die Delegation aus Seeshaupt auch in den Rumpf hineinsteigen, alles genau inspizieren. Tanks, Motoren, der Generator für den Strom und die Antriebe lagen bereits neben dem stählernen Riesen. "Monströs, ja bizarr" habe das ganze gewirkt, sagt Bernwieser. Die Freude darüber, dass das neue Schiff wieder "Seeshaupt" heißen wird, ist in der kleinen Seegemeinde so groß, dass die Delegation eine große Gemeindeflagge mitgebracht hat, die sie auf dem noch unfertigen Schiffsteil hisste. "Wir haben es in Besitz genommen", freut sich Bernwieser. "Ein erhebendes Gefühl." Im Sommer hatte die Kommune noch genau darum gekämpft. Eine Internetabstimmung entschied nämlich über den Namen des neuen Schiffs. Die Seeshaupter mobilisierten sofort alle Bürger, sogar die Bewohner des Altenheims, die Nachbarkommunen und die Partnerstädte in Polen und Frankreich. Am Ende war die Unterstützung so groß, dass das kleine Dorf gegen die viel größeren Konkurrenten Tutzing und Possenhofen gewann. Seither ist die Dorfgemeinschaft noch enger zusammengewachsen. Das zeigte sich schon bei der Abschiedsfahrt vom alten Flaggschiff im September. In drei Wochen wird der Rohbau des Hecks voraussichtlich fertig sein, sagt Stürzl. Dann soll er aus der Halle hinausgeschoben werden, damit man mit dem Bug beginnen kann. Das Heck bleibt allerdings dann nicht einfach so draußen liegen. Es bekommt einen Anstrich und die Leitungen werden gelegt. Schließlich will man das neue Prachtschiff im Februar nach Starnberg transportieren. Zwei Tieflader stellt sich Stürzl dafür vor. Die Seeshaupter Gemeindeflagge soll bei der Überführung übrigens auf den Schiffsteilen angebracht werden, damit jeder weiß, wohin die Reise gehen soll, kündigt der Geschäftsführer an. Bisher verläuft alles nach Zeitplan, sagt er. Auch mit der Qualität der Arbeit ist Stürzl zufrieden. Auf der Starnberger Werft sollen die Teile dann zusammengeschweißt und der Innenausbau in Angriff genommen werden. Genauso wie seinerzeit bei der "MS Starnberg" wird dies eine Firma aus Innsbruck übernehmen. Der Starnberger Roland Gröber vom Förderverein Südbayerisches Schifffahrtsmuseum dokumentiert übrigens jeden einzelnen Schritt beim Bau der Seeshaupt. Er will daraus ein Buch machen, sagt Bernwieser, der hofft, dieses eines Tages in der Gemeindebücherei zu haben. Der Anker und ein Stück vom Bug der alten "Seeshaupt" mit Schriftzug hat Stürzl dem Bürgermeister bereits wie versprochen übergeben. Sie sollen demnächst einen würdigen Platz im Ort bekommen - am Rathaus oder am Dampfersteg vielleicht. Die Entscheidung darüber will Bernwieser jedoch den Bürgern überlassen im Rahmen der Dorferneuerung, die demnächst beginnen soll.

Schiff Seeshaupt

Schiff Seeshaupt Ein Schiff wird kommen Eine Delegation reist vom Starnberger See zur Lux-Werft an den Rhein, wo der neue Dampfer „Seeshaupt“ gebaut wird

(Foto: Bayeriche Seenschifffahrt)
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