Schacky-Park:Ein Lebensgeschenk

Vor zehn Jahren hat ein Förderkreis die Pflege und die Sanierung des Schacky-Parks in Dießen übernommen. Ein SZ-Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Denkmals mit Christine Reichert, die den Verein mitbegründet hat

Interview von Armin Greune

Vor zehn Jahren war der Dießener Schacky-Park noch eine Viehweide mit weitgehend verfallenen Gebäuden und Monumenten. Die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vincent hatten den von Ludwig Freiherr von Schacky angelegten Landschaftspark 1933 erworben und seitdem landwirtschaftlich genutzt. Allerdings konnten sie die Anlage so auch vor dem Zugriff des NS-Regimes schützen, das dort einen Rüstungsbetrieb ansiedeln wollte. 2003 erhielt die Gemeinde Dießen den südlichen Teil des denkmalgeschützten Parks für 30 Jahre zur Pacht. Die Pflege und Sanierung übertrug man dem Verein "Förderkreis Schacky-Park", der in den vergangenen zehn Jahren Erstaunliches leistete. Aus Anlass des runden Jubiläums sprach die SZ mit Christine Reichert, Gründungsmitglied und erste Vorsitzende des Förderkreises.

SZ: Jetzt ist ja gerade nicht viel im Park zu erledigen, da bleibt doch Zeit, um in Ruhe auf das Werk der vergangenen zehn Jahre zurückzublicken.

Christine Reichert: Von wegen. Ich arbeite im Winter am meisten - zumindest als Schreibtischtäter. Und heute Vormittag war ich vier Stunden im Park unterwegs, um die forstlichen Arbeiten mit Arthur Schmidt vom Amt für Landwirtschaft und Forsten, Reinhold Mößmer vom "Institut für Park Wald Gestaltung", unserem Baumexperten Peter Kaun senior und Dieter Emhofer, der die Betreuung dieses Objekts mit übernommen hat, zu besprechen.

Was steht da an?

Seitdem die Klosterschwestern mehr als vier Hektar im westlichen Teil aufgeforstet haben, ist diese Fläche als Wald ausgewiesen. Er muss in vielen Bereichen erhalten bleiben, doch wir dürfen auch die alten Sichtachsen vom Teehaus in den Park wieder herstellen. Außerdem besteht der Wald leider hauptsächlich aus Fichten, die zum Teil akut vom Borkenkäfer befallen sind. Wir müssen also sofort eingreifen: 40 sind schon gefällt worden, etwa 20 weitere müssen noch gefällt werden. Allmählich soll dann ein Parkwald entstehen.

Bislang hat sich der Förderkreis vor allem mit den steinernen Elementen des Parks befasst: Brunnen, Statuen, Gebäude. Sind die Pflanzen - abgesehen vom Baumbestand - noch etwas zu kurz gekommen?

Schon im ersten Jahr entdeckten wir eine erstaunliche Artenvielfalt auf verborgenen Plätzen - auch Orchideen und andere Raritäten. Die galt es von Anfang an zu schützen. Im Rahmen der Parkwaldhege sollen nun unter dem Naturschutzaspekt auch autochthone Gehölze und Wildstauden gepflanzt werden. Leider bevölkert auch eine ungeliebte Artenvielfalt den Park: Die Rehe, die hinter dem Teehaus leben, knabbern zum Beispiel regelmäßig an den zauberhaften Rosen des Delfinbrunnens. Die Knospen sind für sie wohl eine Delikatesse und die Wurzeln eine Köstlichkeit für die Wühlmäuse. Die Maulwürfe haben sich den schönsten Platz am Monopteros ausgesucht und auch der Biber spazierte schon mal durch den Park, Gott sei Dank nur auf der Durchreise. Eine wirkliche Plage sind die Goldfische. Jemand hat sie als schlimmes Geschenk im Teich ausgesetzt. Sie fressen die Kleinstlebewesen und wir wissen noch nicht, wie wir mit der riesigen Population fertig werden können.

Zurück zum Anfang des Förderkreises. Wann genau schlug denn jetzt dessen Geburtsstunde?

Die Vereinsgründung war schon am 21. Dezember 2005. Doch für unsere Zeitrechnung zählt der erste praktische Einsatz im Park; das war am 12. März 2006. Ich erinnere mich sehr genau: Es war einer der ungemütlichen nasskalten Tage überhaupt und dennoch hatten sich etwa 40 Leute eingefunden. Damals dachte ich, das war's. Da kommt beim nächsten Mal niemand mehr. Aber alle waren sie in der Woche drauf wieder da und die meisten dieser Unerschrockenen sind heute noch dabei.

Vieles lag ja in der verwahrlosten Anlage buchstäblich am Boden. Womit haben Sie denn die Aufräum- und Sanierungsarbeiten gestartet?

Wir waren im Schneegraupel mit so "attraktiven" Aufgaben wie dem Entfernen von Stacheldrahtzäunen beschäftigt. Das Entenhaus als vermodertes Kleinod musste von Entendreck, Hausmüll und landwirtschaftlichen Abfällen befreit werden. Ich denke heute, dass wir mit einer abenteuerlichen Naivität alle diese Aufgabe begonnen haben. Uns beflügelte die Aussicht, den Park wiederherzustellen, mit einer fantastischen Aufbruchstimmung. Der Park war ja immer verschlossen, geheimnisvolle Geschichten erzählten sich die Jugendlichen und fast jeder unserer Mitarbeiter war früher mindestens einmal heimlich im Park.

Das Entenhaus war ja der erste große Erfolg bei der Rekonstruktion des Parks.

Ja, das ist vor allem das Verdienst von Andrea und Andreas Weinzierl. Das Ehepaar aus Windach war maßgeblich am fünf Jahre dauernden Wiederaufbau beteiligt: Die von Ameisen zerfressenen Holzwände mussten sukzessive demontiert und repariert werden, der marode Kamin wurde neu errichtet und alle alten Teile wieder liebevoll eingesetzt. Heute ist es Mittelpunkt der ländlichen Idylle des Parks und kann für kleine Festlichkeiten gemietet werden.

Es folgten die Restaurierung oder Rekonstruktion von Teich, Monopteros, Frosch- und Delfin-Brunnen, Bootshütte und Teehaus. Was war die größte Einzelaufgabe?

Bislang sicher das Teehaus: Da stecken 9000 Arbeitsstunden drin, es war mit 120 000 Euro bislang das teuerste Einzelobjekt im Park. Aber auch die Restaurierung des Monopteros mit 65 000 Euro schlug zu Buche. Dafür kann diese herrschaftliche Kulisse heute für die vielfältigsten Festlichkeiten vermietet werden - Hochzeits- und Geburtstagsfeiern sind besonders beliebt.

Christine Reichert, Tassilo-Preis, Veranstalterin aus Dießen

Christine Reichert, Tassilo-Preis, Veranstalterin aus Dießen

(Foto: privat)

Wie konnten Sie das alles finanzieren?

Dank der Sparkassenstiftung und anderen Sponsoren; großen Anteil am Erfolg hatte auch die Lokale Aktionsgruppe Ammersee (LAG), die bisher für Vieles mehr als 72 000 Euro aus Leadermitteln beisteuerte. Aber auch hiesige Handwerker rechnen günstig ab oder helfen uns sogar ohne Entlohnung. Rechnet man die geldwerten Leistungen mit ein, ist im Park ein Mehrwert von einer halben Million Euro entstanden. Gerade hat die LAG für die Jahre bis 2018 weitere Zuwendungen zugesagt.

Was soll damit geschehen?

Der Flussgottbrunnen soll eine Bewässerung erhalten. Mit der Restaurierung der 24 Parkleuchten könnte wieder ein Eindruck von der ursprünglichen Illumination vermittelt werden und die Reparatur des schmiedeeisernen Zauns steht an. Ein attraktives Projekt wird die Wiederherstellung des kleinen Ententeichs werden.

Außerdem ist im Zuschussantrag für Leader von einem Parkpflegewerk die Rede. Was kann man sich darunter vorstellen?

Damit entsteht ein verbindliches Programm für die künftige Pflege und Unterhaltung der Parkanlage, um den Denkmalwert zu sichern. Das Parkpflegewerk ist auf 100 Jahren ausgelegt. Wir leiten also Dinge in die Wege, die wir nicht mehr erleben werden - damit sind wir praktisch die Schackys von morgen (lacht). Außerdem dient das Parkpflegewerk auch der Archivierung, damit das Wissen, das wir angesammelt haben, nicht verloren geht. Dafür suchen wir dringend Ehrenamtliche. Auch für die Digitalisierung sind Helfer willkommen, die am Computer arbeiten wollen - eigentlich können wir die vielfältigsten Berufe brauchen - für fast jede Profession ist bei uns Platz.

Inzwischen hat der Förderkreis mehr als 500 Mitglieder, wie groß ist denn der Anteil der regelmäßigen Mitarbeiter?

Wir haben etwa 60 Aktive, viele sind von Anfang an dabei. Unser Potenzial sind auch rüstige Frührentner. Zu jung, um im Lehnstuhl Platz zu nehmen, aber erfahren in ihrem Beruf, ein Know-How, das sie bei uns einbringen - wie Dietrich Klemm, der dem Park als Geologe und Denkmal kundiger mit seinem umfassendes Wissen hilft oder auch Emil Schmitt, der als erfahrener Baumeister die Brunnenruinen wieder so wunderbar zusammen fügt.

Eiersuchen und Kräuterführungen

Mit dem Frühjahr beginnen wieder die Führungen und Veranstaltungen des Förderkreises im Schacky-Park. Themenbezogene Spaziergänge unter fachkundiger Leitung werden jeden zweiten Samstag eine Monats und nach Voranmeldung kostenlos angeboten: Treffpunkt ist das Tor in der Vogelherdstraße, 50 Meter vor dem Dießener SOS-Kinderdorf. Gestartet wird jeweils um 14 Uhr und bei jedem Wetter. Am 23. April und 21. Mai, jeweils um 15 Uhr, lädt dort auch Birgit Ostermeier zu Kräuterführungen ein.

Das beliebte Eiersuchen für Kinder findet wieder am Ostersonntag von 14 bis 16 Uhr statt. Im Mai sind vier Sonntagsmatineen geplant, die jeweils um 11 Uhr beginnen. Am 1. Mai spielt der Saxofonist Erich Lutz mit seinem Jazz-Trio und der Sängerin Susanne Karl. Am 8. Mai gibt die Fraunhofer Saitenmusik ein Gastspiel: Richard Kurländer (Harfe, Hackbrett), Gerhard Zink (Bass) und Michael Klein (Gitarre) verbinden traditionelle bayerische Volksmusik mit internationaler Folklore, mittelalterlichen und klassischen Elementen. Am 15. Mai tritt der Flötist Martin Junger mit seinem Partner Domenico Laurences auf. Zur Geburtstagsfeier am 22. Mai gehört eine Matinee mit Jagdhornbläsern, anschließend wird das Jubiläum mit Bewirtung am Entenhaus gefeiert. Weitere Informationen zum Park und Verein finden sich im Internet unter www-schacky-park.de. arm

Sie haben vor zwei Jahren den Vorsitz übernommen. Was reizt Sie denn an der Aufgabe besonders?

Das Geheimnis liegt in diesem Park. Vieles um Schacky und seinen Besitz ist noch rätselhaft, und immer wieder gibt es neue Entdeckungen - mal findet man den Torso eines antiken Gottes, mal eine chinesische Laterne. Das ist oft spannender als jeder Krimi. Durch das Projekt kam ich mit mindestens 30 mir vorher unbekannten Berufen in Kontakt. Manchmal gehe ich als Gärtnerin in den Park und komme als Archäologin wieder heraus. Hinzu kommt die Möglichkeit, etwas gemeinschaftlich gestalten zu können - und die Freundschaften, die bei der Zusammenarbeit entstehen: Für mich ist der Park ein Lebensgeschenk.

Und wann wird denn nun groß gefeiert?

Der Festakt mit den Jagdhornbläsern ist für den 22. Mai vorgesehen. Dazu überbringt auch die Steinrestaurierungsfirma Bauer-Borneomann aus Bamberg die Kunststein-Statue der Diana, deren Sockel schon seit einem Jahr auf sie wartet. Die Skulptur wird dem Förderkreis von der Franziska-Günther-Stiftung geschenkt. Ein herrliches Zusammentreffen. Sollte das Wetter an diesem Tag ungünstig sein, dürfen wir im Haus Mosaik des SOS-Kinderdorfs feiern. Dort könnten wir auch alte Filmdokumentationen zeigen, die mein Mann, Detlef Reichert, jährlich über die Arbeiten im Schacky-Park gedreht hat.

Teilt ihr Mann ihre Begeisterung für das Projekt?

Oh ja, er ist ebenfalls Gründungsmitglied und im Vorstand; zusammen mit dem Landwirt Klement Noll hat er die Mäharbeiten im Park übernommen.

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