Seniorentag:Ein Kuscheltier gegen die Einsamkeit

Seniorentag: Madleen Mürdel vom Forschungszentrum Informatik erklärt Anna Krott, wie das Schmusetier funktioniert, das für Demenzkranke entwickelt wurde.

Madleen Mürdel vom Forschungszentrum Informatik erklärt Anna Krott, wie das Schmusetier funktioniert, das für Demenzkranke entwickelt wurde.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die elektronisch gesteuerte Robbe "Paro" ist der Liebling der Besucher beim Seniorentag in Starnberg. Dort sind viele technische Möglichkeiten zu sehen, die das Leben im Alter erleichtern können

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Robbe "Paro" hebt interessiert den Kopf, wenn sie Stimmen hört. Es hat den Anschein, als ob sie die Besucher verstehen könnte, die stehen bleiben und diesem hochtechnischen Kuscheltier über das weiche Fell streichen. Paro ist der unumstrittene Liebling in der mobilen Musterwohnung des Projekts "Besser leben im Alltag durch Technik", die auf dem Starnberger Seniorentag am Samstag gezeigt wurde.

Das Forschungszentrum "Altersgerechte Assistenzsysteme" in Karlsruhe hat sich bei der Entwicklung dieses Haustieres die Erfolge in der Tiertherapie zunutze gemacht. Die Musterwohnung ist mit allen Techniken ausgestattet, die gehbehinderten oder dementen Menschen den Alltag erleichtern sollen. Rollläden, Licht und Heizung werden über Touchscreens gesteuert. Das Bügeleisen hat Füßchen, die automatisch ausfahren, sobald es nicht bewegt wird, um das Versengen der Kleidung zu verhindern. Es gibt Telefone mit Lichttechnik oder großen Kurzwahltasten mit Fotos der Gesprächspartner. Der Truck mit der Musterwohnung ist eines der Highlights auf dem Seniorentag.

Auch dort zeigt sich, dass Technik immer wichtiger wird in einer zunehmend alternden Gesellschaft. Doch es gibt auch einfache Lösungen, über die die Wohnberaterin im Seniorentreff, Christine Offtermatt informiert, wie etwa ein Wassermelder, der ein Überlaufen der Badewanne verhindert. Ganz begeistert ist sie zum Beispiel von einem Notruf, der bei einem Sturz die Angehörigen informiert und die GPS-Daten sendet. Solche praktischen Hilfen gibt es allerdings nicht in jedem Elektromarkt zu kaufen. "Viele Endverbraucher wissen nicht, wie sie an diese Lösungen herankommen können", sagt Stefanie Mielitz von der Firma Assistenz-Erleben.de, die bei der Suche hilft.

Großes Interesse herrscht an den Ständen zum Thema barrierefreies Wohnen. Bei Hannelore Hartmann und Rudolf Bördlein von der Wohnungsgenossenschaft Starnberger See tragen sich Interessenten bereits in eine Liste ein, obwohl die Wohnungen erst gebaut werden und die Mieten noch nicht kalkuliert sind. Auch von den 75 Einheiten im Betreuten Wohnen auf dem Gelände des früheren Kriegsblindenheims in Söcking sind schon drei Viertel belegt. In Starnberg gebe es einen gegenläufigen Trend, erklärt Günter Huber vom Seniorenwohnen in Söcking. Denn dort würden große Wohneinheiten bevorzugt. Das liege daran, dass sich viele Landkreisbürger hohe Mieten auch im Alter leisten könnten, weil sie ein Eigenheim besitzen. Sie müssten lediglich entscheiden, ob sie ihr Haus vermieten oder verkaufen wollen. Darüber werden sie von Immobilienmaklerin Claudia Bader beraten. Am Stand daneben geht es um Geldanlagen. Wer beispielsweise in Pflegeimmobilien investiere, bekomme einen Zins von bis zu sechs Prozent, erklärt Andrea Wrona von TSC Immobilien.

Neben der Ausstellung wurde eine Reihe von Vorträgen angeboten, etwa über Fitness bis ins hohe Alter oder Wohnen in unserer Zeit des Wandels. Armin Heil von der ambulanten Krankenpflege Tutzing referierte über die Pflegereform, die seiner Erfahrung nach mehr Transparenz schaffen wird. Seniorentreff-Leiter Helmut Kilian wertete die Veranstaltung, die der Seniorenbeirat federführend organisiert hat, als vollen Erfolg. Auch der Seniorenbeirats- Vorsitzende Güter Steck zeigte sich zufrieden. Der Seniorentag habe sich zur Tradition entwickelt, die Schlossberghalle sei gut gefüllt, sagte er. "Die Mischung aus Vorträgen und Ausstellung kommt offenbar an."

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