Starnberg:Duell zwischen Eva John und Ludwig Jägerhuber

Lesezeit: 3 min

Die Allianz der Tunnelgegner verpasst bei der Wahl um den Starnberger Bürgermeisterposten nur knapp die absolute Mehrheit.

Von Peter Haacke

Eva John freut sich über das Ergebnis. Nächste Etappe ist die Stichwahl. Foto: Fuchs (Foto: Fuchs)

Beim Kampf um den Bürgermeisterposten in Starnberg kommt es wie schon in den Jahren 2008 und 2002 zu einer Stichwahl. Die Wähler werden sich zwischen Eva John (BMS, BLS, FDP, WPS) und Ludwig Jägerhuber (CSU) entscheiden müssen. John erzielte mit 49,6 Prozent (4897 Stimmen) das beste Ergebnis vor Jägerhuber (20,9 Prozent; 2292 Stimmen). Deutlich abgeschlagen landeten Hans Beigel (UWG; 13,1 Prozent), Martina Neubauer (Grüne; 11,0 Prozent) und Frank Hauser (SPD; 5,4 Prozent) auf den Plätzen. Die Wahlbeteiligung in Starnberg betrug diesmal lediglich 56,6 Prozent. Zwischenzeitlich hatte es sogar danach ausgesehen, dass John bereits im ersten Wahlgang als Siegerin aus einem ungewohnt ambitionierten Wahlkampf hervorgehen könnte. Doch in den Ortsteilen Hanfeld, Hadorf, Perchting, Wangen und vor allem Leutstetten - hier konnte sie nur 9,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen - fiel die Entscheidung zugunsten einer Stichwahl.

Das Ergebnis entspricht durchaus den Erwartungen. Während CSU, UWG, Grüne und SPD jeweils einen eigenen Kandidaten ins Rennen ums Bürgermeisteramt schickten, hatte die Allianz von BMS, BLS, FDP und WPS mit geballter Unterstützung verschiedener Bürgerinitiativen gegen den geplanten Bau des B2-Tunnel und die Seeanbindung von vornherein die Kräfte gebündelt. Die zentralen Aussagen des Wahlprogramms der Tunnelgegner-Allianz untermauern den ersten Etappensieg Johns.

Bei den unterlegenen Kandidaten überwog die Enttäuschung. So hatte sich etwa Hans Beigel (UWG), der sich ohnehin nicht als Favorit für eine Stichwahl gesehen hatte, dennoch "ein paar Prozente mehr erhofft". Frank Hauser (SPD) konstatierte, dass er "schlechter als erwartet" abgeschnitten hatte. Einzig Martina Neubauer verbuchte die 11,3 Prozent für sich persönlich und die Grünen "als gutes Ergebnis".

Herausforderer von John wird Ludwig Jägerhuber sein. Das Duell der beiden galt schon Wochen vor der Wahl als sicherer Tipp - auch wenn die 22,4 Prozent für die CSU nicht wirklich überzeugen können. Doch Jägerhuber nahm es sportlich: Er versteht das Erreichen der Stichwahl als erstes Etappenziel und will nun in den verbleibenden 14 Zagen bis zum zweiten Urnengang "alle Reserven mobilisieren". Potenzial für einen weiterhin durchaus möglichen Wahlerfolg sieht er bei den Nichtwählern und hofft auf eine Wahlempfehlung der Fraktionen von UWG, Grünen und SPD.

Eitel Freude herrschte dagegen bei Eva John sowie Unterstützern und Vertretern der Allianz. Auf dem Weg an die Rathausspitze gab es zum ersten Zwischenerfolg Umarmungen, ein Blumengebinde und Sekt aus orangefarbenen Plastikbechern für die 46-jährige Kreiskämmerin. Mit wachsender Spannung hatte sie vor dem Monitor in der Schlossberghalle ausgeharrt, nach Auszählen aller 31 Starnberger Wahllokale stellte sie am Ende überrascht fest: "Viel mehr Stimmen als erwartet." Sie will - ebenso wie Jägerhuber - ihre Anhänger auch für den zweiten Urnengang am Sonntag, 30. März, mobilisieren und weiter Wahlwerbung betreiben. Gleichwohl weiß auch sie: "Das Ergebnis ist ungewiss".

Eine Einschätzung, die auch Starnbergs noch amtierender Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger teilt. "Ich bin überrascht vom guten Ergebnis für Eva John", sagte Pfaffinger, der aus Altersgründen nicht mehr kandidierte und voraussichtlich am 28. April letztmalig eine Sitzung des Stadtrats leiten wird. Bedauerlich empfand er jedoch die für Starnberg schwache Wahlbeteiligung, die zwar erheblich über dem Landesdurchschnitt lag, im Vergleich zu 2008 (58,7 Prozent) trotz großer Anstrengungen aller Parteien und Gruppierungen aber um rund zwei Prozent schlechter ausfiel.

Entscheidend für die weitere politische Arbeit im Stadtrat - das wissen alle Beteiligten - wird ohnehin die Zusammensetzung des wichtigsten Starnberger Gremiums sein. Doch die Wahlergebnisse der insgesamt acht zur Wahl stehenden Gruppierungen, die neben dem Bürgermeisterposten um 30 Sitze buhlen, standen trotz aller Bemühungen der Mannschaft um Wahlleiter Augustin Ullmann erst am Sonntag gegen 23 Uhr fest - und damit nach Redaktionsschluss.

Unklar blieb am Wahlabend auch, ob die unterlegenen Bürgermeister-Kandidaten zur Stichwahl eine Empfehlung abgeben werden. Beigel, Neubauer und Hauser wollen sich, so hieß es unisono, erst im Lauf der nächsten Tage nach Rücksprache in ihren jeweiligen Fraktionen zu einer Wahlempfehlung durchringen. Es ist aber damit zu rechnen, dass zumindest UWG und Grüne, möglicherweise aber auch die SPD, für CSU-Kandidat Ludwig Jägerhuber votieren. Neubauer jedenfalls kündigte mit Blick auf den von der Allianz angestrebten Bau einer Umfahrung schon einmal an, dass sie sich nicht "an unnötiger Naturzerstörung" beteiligen werde. Die Bündelung der politischen Kräfte, der Wahlerfolg ums Bürgermeisteramt und die Besetzung des Stadtrates sind entscheidend für zwei Themen, die Starnberg auch künftig intensiv beschäftigen werden: B2-Tunnel und Seeanbindung. Es bleibt also spannend in der Kreisstadt.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: