Kunst:Doppelte Preisträgerin

Stefanie Pietsch gewinnt die Auszeichnung der Stadt abermals. Die Statuten des Wettbewerbs lassen nämlich eine erneute Bewerbung zu. Kulturamtsleiterin Annette Kienzle will nun die Bedingungen ändern

Von Katja Sebald, Starnberg

"Ich sehe das sportlich", sagt Stefanie Pietsch, "den New-York-Marathon und die Formel 1 kann man ja auch mehrmals gewinnen." Die Künstlerin aus Andechs ist am Freitag überraschenderweise zum zweiten Mal zur Kunstpreisträgerin der Stadt Starnberg gekürt worden - sie hatte die Auszeichnung bereits 2013 gewonnen und danach zwei Jahre lang im Paul-Thiem-Atelier gearbeitet. Die Abschlussausstellung in der Schlossberghalle, die Teil der Auszeichnung ist, fand erst vor etwa einem Jahr statt.

"Wir vergeben den Kunstpreis in diesem Jahr zum 15. Mal, aber bisher ist es noch nie vorgekommen, dass sich ein erster Preisträger noch einmal bewirbt", sagt Kulturamtsleiterin Annette Kienzle. Jetzt denke man darüber nach, die Wettbewerbsbedingungen zu verändern. Die Jury hatte sich nach ihrer Entscheidung darauf berufen, dass sie den Preis in einer strikt anonymen Auswahl zu vergeben habe. Die insgesamt achtköpfige Jury, der von Anfang an der Kunsthistoriker Thomas Zacharias angehört, hatte sich nach vier Stunden intensiver Diskussionen darauf verständigt, die drei aquarellierten Zeichnungen mit dem ersten Preis auszuzeichnen, ohne zu wissen, wer sie eingereicht hatte. In der Begründung werden die "wenigen sicheren Linien" gelobt, mit denen die Künstlerin ihre Motive "kühn und großzügig" in den Bildraum setze, das zeichnerische Können wird ebenso hervorgehoben wie der "gezielte Einsatz von Farbflecken". Beides spreche für "genaue Beobachtung" und "souveräne Beherrschung der zeichnerisch-malerischen Mittel".

Kunstpreisträger der Stadt; Starnberger Kunstpreise

Erste Preise kann man nie genug haben: Stefanie Pietsch gewinnt die Starnberger Auszeichnung zum zweiten Mal.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Als zweiter Preisträger wurde aus den 47 teilnehmenden Künstlern der Illustrator und Comiczeichner Friedrich Dieter Stein aus Gauting ausgewählt, der unter anderem für das deutsche MAD-Magazin zeichnete und seit einigen Jahren in Gauting lebt. In der Jurybegründung heißt es, sein "professionelles Können im Modus der Reportage bezieht sich auf eine lange Tradition volkstümlich-plakativer Bildgeschichten". Der zweite Preis besteht in einem Bildankauf im Wert von 2000 Euro, in der Vergangenheit kaufte die Stadt zumeist eins der eingereichten Bilder an.

Der dritte Preis, verbunden mit einem Ankauf von 1000 Euro, geht an die Kunsthistorikerin Birgit Rörig, sie ist wie auch Stein Mitglied im Gautinger Kunstverein. Ihre Arbeiten entstehen zuhause am Küchentisch, berichtete sie bei der Preisverleihung. "Ihre meditativen, rhythmischen und zugleich handwerklich komplexen Arbeiten spielen im Zwischenreich von Fotografie, linearem Zeichnen und textilen Elementen", so die Einschätzung der Jury, die auch ihre "eigenwillige Zeichensprache", verbunden mit "gegenständlichen Assoziationen", lobt.

Kunstpreisträger der Stadt; Starnberger Kunstpreise

Martina B'shary bekommt einen Anerkennungspreis.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Anerkennungspreis geht außerdem an Martina B'shary aus Feldafing. Die Malerin hatte drei Bilder mit figürlichen Motiven eingereicht, die wegen ihrer "zugewandten Malerei" und der "heiteren Atmosphäre", nicht zuletzt aber durch den "Zusammenklang heller Farben" die Aufmerksamkeit der Jury erregt hatten.

Annette Kienzle, die bei der Preisverleihung wie auch bei der Jurysitzung Bürgermeisterin Eva John vertreten musste, plant jetzt ein Treffen zwischen den Mitgliedern der Jury und Vertretern der Stadt, um über mögliche Veränderungen bei der Preisvergabe zu sprechen.

Stefanie Pietsch freut sich zunächst ungetrübt über die erneute Auszeichnung. Auf die damit verbundene Ausstellung, den Ankauf und den Katalog möchte sie keinesfalls verzichten. "Ich überlege mir allerdings, ob ich aus Gründen der Fairness das Atelier abgebe", sagte sie am Ende der Preisverleihung, "aber ich möchte noch eine Nacht darüber schlafen".

Der zweite Preisträger hatte da aber vorsichtshalber schon sein Interesse an einem "Upgrading" bekundet und eindrücklich die mangelnde Heizsituation in seinem bisherigen Atelier in Gauting geschildert.

Kunstpreisträger der Stadt; Starnberger Kunstpreise

Illustrator Friedrich Dieter Stein wird zweiter Preisträger.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Alle für den diesjährigen Kunstpreis eingereichten Arbeiten sind noch an diesem Samstag und Sonntag jeweils in der Zeit von 10 bis 17 Uhr in der Schlossberghalle Starnberg zu besichtigen.

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