Starnberg:Dirndl und Krachlederne

Trachtengwand aus zwoata Hand

Bei der Anprobe: Die siebenjährige Clara mit Oma Inge Leppelt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Volkstrachtenverein Starnberg verkauft gebrauchte Trachtenmode

Von Max Wochinger, Starnberg

Frauen auf Dirndl-Jagd, wartende Ehemänner in Trachtenjankern und warmer Leberkäs bereits um neun Uhr morgens: ein Stereotyp in Bayern, zumal bald wieder die Wiesn startet. Klischee hin oder her: Im Vereinsheim des Heimat- und Volkstrachtenvereins Starnberg wurde am vergangenen Samstag wieder Kleidung im Trachtenlook an Frau und Mann gebracht.

Um 9 Uhr öffnete der Verein für den Trachtenmarkt die Türen. "Wir waren schon um sieben hier", berichtet ein Mann mit diversen Klamotten unter dem Arm. Fast schon aus Tradition würden sie hier erst mal frühstücken und sich dann neu einkleiden. Die Idee scheint nicht verkehrt zu sein, vor der Tür wartet eine gut 50 Meter lange Schlange potenzieller Kunden.

Maria Uzcategui und Anna-Lena Kratschmayer aus München sind ebenfalls früh aufgestanden. So kurz vor der Wiesn wollen sie sich ein schönes Dirndl kaufen. Also auf geht es in den ersten Stock. Maria Uzcategui greift zu einem roten langen Kleid, mit geblümten Muster. "Es ist lang und traditionell - und passt gut zu meiner Haarfarbe", sagt sie. Ein durchaus einleuchtendes Argument. Etwas schwieriger gestaltet sich die Entscheidung bei Anna-Lena Kratschmayer: Sie mag das hochgeschlossene blaue Dirndl, ist sich aber nicht sicher. Vielleicht eine andere Schürze? "Die wird sowieso getauscht", sagt die 24-Jährige. Mit Hinweis auf den Preis von nur 28 Euro gibt sie schließlich nach. So weit, so gut. Jetzt braucht es nur noch eine Bluse. Die spielt unter dem Kleid zwar nur eine periphere Rolle. Ganz so einfach ist es dann jedoch nicht.

"Zum zwölften Mal gibt es den Markt heuer schon", sagt Brigitte Wackerl vom Starnberger Heimat- und Volkstrachtenverein. Zusammen mit 27 weiteren Vereinsmitgliedern berät sie Kunden und verkauft jene Klamotten, die schon vorab von 150 Privatleuten gebracht wurden. "2o Prozent des Erlöses gehen an den Verein", sagt sie. Davon soll wiederum Trachtengewand für die Vereinsjugend erstanden werden, die irgendwann mal möglicherweise ebenfalls auf dem Starnberger Markt landet. Ein sich selbst erhaltender bayerischer Trachtenkreislauf sozusagen.

Die teuerste Lederhose auf dem Markt, eine echt Krachledernde aus Hirschleder, kostet 200 Euro. "Neu würde so eine mindestens 600 Euro kosten", sagt Brigitte Wackerl. Sie freut sich über die 300 bis 500 Besucher des Marktes. An der Kasse kommen die Kunden der gebrauchten Mode miteinander ins Gespräch: "Ich habe einfach mehrere Blusen mitgenommen. Wenn mir eine nicht gefällt, verkauf' ich sie halt in einem Jahr wieder", sagt eine Frau. Ein Mann will wissen, ob seine Lederhose auch aus Hirschleder ist. "Frag' den Helmut, der dafühlt des", antwortet eine Verkäuferin. Helmut indes drückt den Leuten beim Rausgehen einen Zettel in die Hand: Eine Ankündigung für den 13. Trachtenmarkt im kommenden Jahr.

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