Starnberg:Die neue Kaffeehaus-Szene

Die Gastronomie in der Kreisstadt bietet immer wieder Überraschungen. Drei neue Lokale und Cafés haben eröffnet. Während Felicia Alexe auf Bio-Küche setzt, soll in der ehemaligen Milchbar und im Gelben Haus gemütliche Kaffeehaus-Atmosphäre einziehen

Otto Fritscher

Neues Cafe an der Bahnhofstraße

"Kaffeesaal Selma" heißt das Café, das Carsten Schnauer am Bahnhofplatz in Starnberg eröffnet hat. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Ja, die Feier-Banane gibt es nur in München, aber eine eigenständige Gastro-Szene, die hat Starnberg auch. Vielleicht liegt es ja am Frühling, dass sich bekannte Lokalitäten neu herausputzen, vielleicht ist es aber auch nur Zufall, dass gleich mehrere neue Cafés und Speise-Lokale fast zeitgleich eröffnen. Bei einem kleinen kulinarischen Rundgang durch die Kreisstadt stellen wir die neuen Lokale, deren Betreiber und Konzepte vor.

Kaffeesaal Selma

Für alteingesessene Starnberger ist es einfach die "Milchbar". So hieß das Lokal, in dem man in den Siebzigern eine Bananenmilch trinken konnte, die nicht Shake Irgendwas, sondern schlicht Bananenmilch hieß. Und Eis gab es natürlich auch. Dann wechselten die Namen und Besitzer, so richtig Fuß fassen konnten die Nachfolger der Michbar nie beim verwöhnten Starnberger Publikum.

Jetzt sieht es wieder richtig schick aus, nachdem gründlich renoviert und entrümpelt worden ist. Die Bar befindet sich nun im hinteren Teil, was - durch die große Glasfront - bessere Ausblicke auf das Treiben auf der Bahnhofstraße bietet. Die Wände sind mit hellem Holz vertäfelt, die Tische ebenso hell, und die Stühle sehen aus wie gemacht vom Designer. Dazu ein hübscher Fliesenboden - und eine aufgeräumte, frisch wirkende Theke. "Nein, ein Szenelokal wollen hier nicht machen", sagt Carsten Schnauer. "Es soll hier ein gemütliches Café für die Starnberger, aber im Sommer natürlich auch für die Ausflügler entstehen", lautet das Konzept von Carsten Schnauer. Mit Szene-Bars kennt er sich aus, hat er doch in München, im Glockenbach-Viertel das "Maria", die eine Hälfte von "Jesus und Maria" geführt.

"Kaffeesaal Selma" heißt sein Lokal gegenüber vom "Pizza Drive". Selma? Das klingt durchaus ein bisschen altmodisch, nach Wiener Kaffeehaus-Tradition. Der Name ist Schnauer "im Traum eingefallen", er erinnert an Selma Lagerlöf, eine schwedische Literatur-Nobelpreisträgerin. Ein bisschen "sophisticated" ist auch die Visitenkarte: Ein Vogel sitzt auf einem Pfosten - eine Amsel, die rückwärtsgelesen den Namen des Cafés ergibt. Besonderen Wert hat Schnauer, der eigentlich gelernter Krankenpfleger ist, dann aber mehr als zehn Jahre in der Gastronomie gearbeitet hat, auf die Kaffee-Auswahl gelegt. Dazu gibt es diverse Frühstücks-Varianten, Panini - und später einmal vielleicht eine kleine Abendkarte. Geöffnet ist der Kaffeesaal täglich von 9 bis 21 Uhr.

Café im gelben Haus

Früher beherbergte dieses etwas versteckt an der Hauptstraße liegende Gebäude eine Kesselflickerei. Und jetzt klappern in dem komplett renovierten Gebäude wieder die Töpfe in der Küche. Es ist das "Café im gelben Haus", das Kerstin Jann hier zusammen mit Petra Schramm und Anita Reiter vor ein paar Tagen eröffnet hat. Schon beim Betreten der Café-Stube wird klar, welche Idee die drei tüchtigen Damen haben: Es sieht hier aus wie in Omas guter Stube, oder - je nach Blickwinkel - wie in einem Kaufmannsladen, wie ihn vor allem Mädchen zum Spielen lieben. Und aus dem ersten Stock hört man die Geräusche spielender Kinder. "Wir wollten ein Café, in dem sich auch Mütter mit kleinen Kinder nicht wie ein Störfaktor vorkommen müssen", erklärt Kerstin Jann das Konzept.

Dass Gäste oft in einem Lokal oder Café von kleinen Kindern, die etwas lauter sind oder zwischen den Tischen hin- und herlaufen, genervt sind, das hat Jann selbst oft genug erlebt. Schließlich hat sie drei Kinder mit 16, 14 und sechs Jahren. Auch Petra Schramm und Anita Reiter sind Mütter - und wissen deshalb genau, worauf es in einem Café, in dem auch kleine Gäste willkommen sind, ankommt. Auf Kleinigkeiten, wie einen Türöffner, den Kleinkinder nicht erreichen können - und somit nicht in Gefahr sind - auf die belebte Hauptstraße hinauszurennen. Oder eine Mutter-Kind-Toilette samt Wickeltisch. Im Obergeschoss sieht es aus wie im Spielzimmer eines Kindergartens.

Und die drei können's nicht nur mit Kindern, sie kennen sich auch mit dem Kochen aus. Es gibt Panini, Kuchen, aber auch Suppen und Börek. Und sonntags Filterkaffee. "Das ist trendy, und den mögen viele ältere Gäste", sagt Jann. Geöffnet ist Montag mit Freitag von 9 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Das Kochen reicht den Café-Betreiberinnen übrigens nicht. Sie planen Spielenachmittage, Kindergeburtstage, Puppenspiel-Aufführungen, Vorlese-Nachmittage - aber auch Dinner für Erwachsene. Und: Alle Möbel im Café können käuflich erworben werden - für Nachschub sorgen die Damen auf Flohmärkten in der Region.

Felis Bio-Restaurant

Nicht nur dieses Gebäude an der Ecke Achheimstraße/Bahnhofstraße hat Tradition: Es ist 1893 gebaut worden, und es diente viele Jahrzehnte schon als Domizil diverser Lokalitäten. Freddy, Starnbergs legendärer Barkeeper, zelebrierte hier die Kunst der Cocktails und Longdrinks, als Flying Hirsch und Red Bull noch unbekannt waren. Dann kam Dinand Scheermeyer, bekannt für seine Irish Coffees, die er jetzt nur noch donnerstags im Strandhouse flambiert. Jetzt hat Felicia Alexe die Regie, sprich den Kochlöffel, im Lokal übernommen, das bis vergangenen Herbst "1893" hieß und dann ein über den Winter geschlossen blieb. Felicia Alexe, eine gebürtige Rumänin, die seit mehr als zehn Jahren in Deutschland lebt, ist in der Gastronomie-Szene im Landkreis keine Unbekannte.

"Déjà vu" hieß das kleine Restaurant, das sie mit ihrem Mann in der Tutzinger Turnhalle sechs Jahre lang führte - bis das marode Gebäude vor zwei Wochen abgerissen wurde. Natürlich sucht Alexe schon seit längerem Räume, um das Lokal fortzuführen - und fündig wurde sie dann in Starnberg. Die Räume sind renoviert, die Wände strahlen in frühlingshaften Gelbtönen, Blumenbilder an den Wänden. Gut 30 Plätze hat das Restaurant, die sich aber auf der Terrasse vor dem Haus erweitern lassen, sollte es jemals Sommer werden.

Auch an ihrer neuen Wirkungsstätte bleibt Felicia Alexe ihrem in Tutzing bewährtem Konzept treu: "Wir verwenden ausschließlich Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau", sagt sie. Und: "Wir machen fast alles selbst hier, sogar das Brot backen wir." Auch die Kochtöpfe aus Kupfer und Gusseisen seien zertifiziert, fügt Alexe hinzu. Das Kochen ist ihr praktisch in die Wiege gelegt worden. "Meine Oma hat im Dorf Brot und Kuchen gebacken", erinnert sich Alexe, die in einem Dorf aufgewachsen ist. "Dort hatten wir alles Bio: Getreide, Milch, Eier, Fleisch", erzählt Alexe, die eigentlich Wirtschaftsmanagement studiert hat.

Nun hilft im Bio-Restaurant wieder die ganze Familie mit: ihr Mann im Service, "weil er gut mit den Gästen umgehen kann", eine Tante ist schon da, und als Verstärkung kommt bald die Mutter aus Rumänien. Kleine Kostprobe aus der Speisenkarte gefällig? Es gibt diverse Salate mit Fisch, Ziegenkäse oder anderen Beigaben, ein Lachssteak (12,90 Euro), gegrillte Putenbrust (12,90) und ein Rindersteak (21,90). Geöffnet hat Felis Bio-Restaurant Dienstag mit Samstag von 11.30 bis 15 Uhr und von 17.30 bis 22 Uhr, sowie sonntags und montags von 17 bis 22 Uhr.

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