Starnberg:Die Musik des Teufels

Herbert Pixner begeistert sein Publikum in der Starnberger Schlossberghalle mit Blues und steirischen Klängen

Patrizia Steipe

Es gab da diese Theateraufführung, bei der Herbert Pixner einen Musikanten gespielt hat. "Stirb langsam, Brandner" hieß das "Bluesical" in Anlehnung an den bayerischen Brandner Kasper. Auch hier ging es um Liebe und Tod, den Pakt mit dem Teufel und die Verkäuflichkeit der Seele. Statt zu sterben hätte der Brandner ewig leben können, allerdings hätte er dazu die Musik des Teufels spielen müssen: "Musikantenstadlmusik". Der Brandner entschied sich für den Tod.

"Das Stück hat viele autobiografische Züge", erzählte der Südtiroler Musiker und Komponist dem Konzertpublikum. Seine Seele für die falsche Musik zu verkaufen, das käme auch dem 1975 in Meran Geborenen nie in den Sinn. Während der Brandner allerdings bereits nach Takt 28 auf der Bühne sein Leben aushauchte, spielte Herbert Pixner in der Starnberger Schlossberghalle weiter. Eine Polka, einen Landler, so bluesig und jazzig, wie man es noch nie gehört hat und dann noch "etwas Traditionelles", versprach Pixner. Zum Beispiel "den Blues in b flat auf Tiroler Bluesinstrumenten". Traditionelle Volksmusik ist bei Herbert Pixner freilich etwas anderes, als man gemeinhin zu kennen glaubt. Deswegen wird der Musik des Südtirolers gerne das Etikett "innovativ" aufgedrückt, diesem "Bauern-Tschäss" mit Anleihen aus der ganzen Welt. Die Klänge des Herbert Pixner Projekts sind dabei weder sphärisch-experimentell, noch extrem schräg oder gar revolutionär. Es sind vielmehr eingängige Melodien, viel in Moll. Ein Großteil der Stücke des neuen Bühnenprogramms "Na Gut" ist im typischen Dreivierteltakt geschrieben. Pixner präsentiert dabei einen Stilmix. Reißt Bekanntes auseinander, zerpflückt Melodien und Harmonien, um sie in ungewohnter Form wieder zusammenzufügen.

"Ein Bisserl was aus Südtirol, ganz viel Eigenes und über die Alpen hinaus", kündigt er dem Publikum in der voll besetzten Schlossberghalle sein Motto an. Und dann packt er seine Ziach, wie die Steirische Harmonika auch genannt wird und spielt einen gradlinigen Blues mit Riffs, Trillern und anderen Finessen. Oder er greift zur Trompete, zur Klarinette. Unterstützt wird er von Schwester Heidi an der Harfe, Werner Unterlercher (Kontrabass) und Manuel Randi. Der Bozener Gitarrist ist eigentlich im Flamenco und im Gypsy Jazz daheim - passt also perfekt in Pixners Musikprojekt.

Pixner, der nach einer Lehre als Tischler am Kärntner Landeskonservatorium Steirische Harmonika und Klarinette gelernt hat, wechselt vom Forte ins pianissimo lässt die Melodien ersterben und dann wieder aufbrausen. Unglaublich, welche Vielfalt an Klängen er seiner Steirischen entlockt. Dabei geht er an die körperlichen Grenzen. "Spitfire" heißt das rasante Stück vor der Pause. Danach brauche er immer eine Viertelstunde bis sein Handgelenk nicht mehr schmerze, sagt Pixner. Den flinken Fingern des Musikers kann man bei dieser explosiven Fahrt über die Tastenreihen schon längst nicht mehr folgen. "Finger wie eine Nähmaschine" hat dies ein Bewunderer einmal genannt. Und in der Tat: Nach dem Stück sieht man einen Herbert Pixner hinter der Bühne verschwinden, der seine nach diesem Stück überangestrengte Hand ausgiebig ausschüttelt.

Übrigens: Dass Pixner so richtig gut ist, dass hat mittlerweile auch die Filmszene erkannt. Für die Sendung "Gernstl unterwegs" hat Herbert Pixner die Musik beigesteuert - natürlich im Dreiviertel Takt.

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