Starnberg:Der Ruhestifter geht

Starnberg ev. Gemeindehaus Verabschiedung Pfarrer Hans Martin Schröder

Doch gemeinsam: die drei Starnberger Pfarrer Stefan Koch, Hans Martin Schroeder (Mitte), hier mit Ehefrau Elke-Maria, und Birgit Reichenbacher (re.).

(Foto: Nila Thiel)

Stadtpfarrer Hans Martin Schroeder verabschiedet sich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand. Bis es einen Nachfolger gibt, teilen sich Birgit Reichenbacher und Stefan Koch die Aufgaben.

Von Sabine Bader, Starnberg

Der Anlass ist ernst und die Konsequenzen sind es auch: Das ist den handelnden Personen anzumerken. Die drei Starnberger Pfarrer, Birgit Reichenbacher, Hans Martin Schroeder und Stefan Koch, luden für Dienstag zur Pressekonferenz ins Evangelische Gemeindehaus Starnberg. Der Grund: Hans Martin Schroeder geht kurz nach seinem 60. Geburtstag vorzeitig in Ruhestand. Bereits seit Mai entlasten Reichenbacher und Koch ihren Kollegen Schroeder in der Pfarramtsleitung. Sie teilten Aufgaben unter sich auf: Koch übernimmt viel Administratives im Pfarramt. Reichenbacher kümmerte sich um die Jugend der Kirchengemeinde und um die Konfirmanden.

Es ist offensichtlich, dass Schroeder mit seiner Entscheidung eine schwere Last von den Schultern genommen ist. Das gibt er unumwunden zu. Sich selbst beschreibt er als ruhigen Menschen, der mit Bedacht handelt und jedem Streit am liebsten aus dem Weg geht. Da traf es sich gut, dass auch die Starnberger Kirchengemeinde nach Jahren der Auseinandersetzungen um Schroeders Vorgänger, Pfarrer Ernst Kunas, des Streitens langsam müde war. Einem wenig erfreulichen Umstand war es dann auch zu verdanken, erzählt Schroeder, dass ihm und seiner Frau Elke-Maria der Start im zerstrittenen Starnberg erleichtert wurde: der Tatsache, dass das Pfarrerehepaar in seiner Wohnung noch keine Küche hatte und darum reihum von Mitgliedern des Kirchenvorstands zum Mittagessen eingeladen wurde. So kam man ins Gespräch. Und das unvoreingenommene Gespräch ohne Schuldzuweisungen war offenbar ein großes Glück. Heute ist die Kirchengemeinde in Starnberg in ruhigerem Fahrwasser. Mit ein Verdienst Schroeders. Sein offizieller Ruhestand beginnt am Reformationstag, 31. Oktober. Seine feierliche Verabschiedung ist für Sonntag, 12. Oktober, 15 Uhr, mit einem Abschiedsgottesdienst und anschließendem Empfang in Gemeindehaus vorgesehen. Schroeder und seine Frau werden dann voraussichtlich nach Rosenheim umziehen, aus "privaten Gründen", wie Schroeder sagt. Bis darüber entschieden ist, wer Schroeders Stelle als Stadtpfarrer übernehmen wird, werden noch etliche Monate vergeben. Die beiden Kollegen Birgit Reichenbacher und Stefan Koch nehmen's gelassen. Mit Vakanzen müsse man in ihrem Job leben, hieß es von beiden unisono. Und das auch noch im Lutherjahr, was es natürlich nicht leichter macht.

Außerdem, und weil bekanntlich immer alles zusammenkommt, steht auch noch die Renovierung der Friedenskirche an. Erst habe man sie verschieben wollen, erzählt Koch, doch dann besannen sie sich eines Besseren. Das 125. Kirchweihfest am 27. August will man noch im unrenovierten Zustand feiern. Doch schon am darauffolgenden Tag geht es los: Die Bänke werden entfernt, die Malerarbeiten in der Apsis beginnen. Im Oktober, rechtzeitig zum Reformationstag und zu Schroeders Abschied, will man fertig sein. Im neuen Kircheninneren wird es auch wieder einen Mittelgang geben, wie in alten Zeiten vor 125 Jahren.

Davor, von 14. bis 19. August, lädt Pfarrer Stefan Koch allnachmittäglich (von 16.30 bis 18 Uhr) zu einen offenen Gesprächskreis in den Biergarten des Gasthofs "In der Au" ein. Es geht, wie sollte es in diesem Jahr anders sein, um Martin Luther: um den Freiheitsbegriff des Reformators, um sein Verhältnis zu Maria, zu den Juden, zum Koran, zum Staat und zum Gewissen.

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