Starnberg:Der gute Geschmack von gestern

Starnberg: Florian macht das Backen offensichtlich Spaß. Immerhin darf sich der Fünfjährige beim Museum Starnberger See einen Dinkelfladen in den Ofen schieben.

Florian macht das Backen offensichtlich Spaß. Immerhin darf sich der Fünfjährige beim Museum Starnberger See einen Dinkelfladen in den Ofen schieben.

(Foto: Thiel)

Im Museum Starnberger See schauen Besucher Imkern, Bierbrauern und Fischern zu, wie anno dazumal Speisen hergestellt wurden

Von Lilly Werny, Starnberg

Am Starnberger Museum herrscht reges Treiben: Von weitem sind Stimmen und Kinderlachen zu hören und es ist Rauch zu sehen. Der Aktionstag "Essen und Trinken wie anno dazumal" am vergangenen Wochenende dreht sich vor allem um das Thema Lebensmittelherstellung. Der achtjährige Enrico und andere Kinder backen ihr eigenes Brot. Enrico steht auf einem Holzklotz, damit er an den Tisch und die Getreidemühle herankommt. Aus Dinkelkörnern mahlt er Mehl, mischt es mit Wasser und würzt es mit Salz. Auch Leinöl, Kümmel und Fenchel nutzen die Kinder, um den Teig zu verfeinern. Bei der Aktion erfahren Besucher, wie Lebensmittel damals und heute hergestellt werden und welche Rolle sie vor vielen Jahren für das Leben der Menschen spielten. Imker, Bierbrauer und Fischer sind da und sprechen über ihre Arbeit und die Produkte. Die Besucher sehen sich an Ständen um und erfahren zum Beispiel, wie Apfelsaft gewonnen und Fischernetze geknüpft werden. Es gibt Kaffee- und Schinkenverkostungen und eine Rezeptschule. Das Museum ist ebenfalls geöffnet, außerdem gibt es Vorträge, in denen es um Lebensmittelverarbeitung, Kräuter und das Räuchern von Fischen geht. "Es ist sehr interessant zu sehen, wie man früher gelebt hat und wie das Essen eigentlich hergestellt wird", findet Bernhard Kühner. Er unterhält sich gerade mit einem Imker darüber, wie Honig gewonnen wird. "Heute kennt man Lebensmittel ja nur noch aus dem Supermarkt."

Thierry Rohmer bereitet in seiner Käseschule mit interessierten Gästen Frischkäse zu. Vier Töpfe stehen auf dem Tisch, in allen reift der Käse. "Milch, Lab und Buttermilch sind wichtige Zutaten", sagt Rohmer. "Wenn ich mit dem Finger in den Käse eintauche und es dann einen geraden Bruch gibt, ist der Käse soweit. Wenn nicht, muss er noch reifen." Nach rund einer Stunde macht Rohmer den Fingertest: Der Käse ist fertig, obwohl er noch recht flüssig aussieht. "Das ist normal", sagt Rohmer. Ein Mädchen schneidet die Masse in Stücke, "so trennt sich die Flüssigkeit von dem festeren Teil."

Auch die Bayerische Bierkönigin Marlene Speck ist da. Im hellblauen Dirndl erzählt die 25-Jährige aus Starnberg vom Bierbrauen. "Wir haben hier recht kalkhaltiges und damit hartes Wasser, das eignet sich zum Beispiel für dunkles Weizen und Weißbier", sagt sie. "Für ein Pils braucht man weiches Wasser, deshalb kommt das eher aus den nördlichen Regionen." Was für viele Zuhörer neu ist: Auch der japanische Reiswein Sake gehört theoretisch zu den Bieren. Denn die Definition für Bier ist eine stärkebasierte Vergärung, und darunter fällt auch der Reiswein.

Auch für Kinder gibt es viel zu entdecken. Bei Spielen erfahren sie, wie sie in der damaligen Zeit gelebt hätten. Sie suchen nach versteckten Eiern, einem damals gängigem Zahlungsmittel, und Wurzelgemüse im Sand. Früher vergruben die Menschen das Gemüse dort, weil es keine Kühlschränke gab. An Eutern aus Kunststoff üben sie das Melken. Zur Belohnung gibt es Karamellbonbons, denn die wurden schon früh aus Zucker, Butter und Sahne selbst gemacht. Was dem fünfjährigen Fabio am besten gefällt: "Das Backen", sagt er. Die Kinder sehen zu, wie der Teig im Ofen backt und essen das selbst gemachte Brot.

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