Tag der offenen Gartentür im Würmtal:Der ferne Osten in Stockdorf

Gartenbesitzer in Gauting und Krailling laden am Sonntag Besucher dazu ein, sich in ihren umzäunten Paradiesen umzuschauen. Die Entdeckungsreise führt zu einer Parklandschaft mit Schwimmteich und einem Grundstück mit mehr als 1000 exotischen Pflanzen

Von Christiane Bracht

Es ist schon erstaunlich, was sich hinter manch dichter Hecke oder einer unscheinbaren Garageneinfahrt verbirgt. Blühende Gartenlandschaften sind da im Laufe der Jahre entstanden, die von der Straße aus kaum zu erahnen sind. Abgeschirmt von den Blicken Neugieriger leuchten hinter den Häusern Blumen in allen Farben, Gemüse wird gehegt und gepflegt, auch Obstbäume wachsen prächtig, und im Sonnenlicht flimmern manchmal sogar eindrucksvolle Teichlandschaften. Andere haben sich Steingärten angelegt oder auch einen Koniferengarten mit buddhistischen Anklängen.

Es sind Paradiese, die die Hobbygärtner eigentlich nur Freunden und Verwandten stolz präsentieren. Doch einmal im Jahr, am Tag der offenen Gartentür, kann man einen Blick hinter die Kulissen erheischen, mit dem Eigentümer ein bisschen fachsimpeln oder sich Tipps geben lassen für den eigenen Garten. Naturliebhaber und Gartenfreunde fiebern diesem Termin regelrecht entgegen. Am Sonntag werden sie ins Würmtal fahren, wo fünf Familien aus Gauting, Stockdorf und Krailling ihren persönlichen Traum vom Garten von 10 bis 17 Uhr zeigen.

Zum 17. Mal findet der Tag der offenen Gartentür heuer statt, der Tradition entsprechend immer am letzten Sonntag im Juni. Die Idee kommt aus England, wo die Gartenbesitzer gerne ihre privaten Kleinode zur Schau stellen. Im Fünfseenland ist es für den Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, Jürgen Ehrhardt, der die Aktion organisiert, nicht immer ganz leicht, Freiwillige zu finden, die ihre Gärten der Öffentlichkeit zeigen wollen. Für viele ist dies einfach ein ganz privater Rückzugsort, in dem sie keine Fremden haben wollen. Aber es gibt auch andere: "Wir haben uns gemeldet, weil keiner unseren Garten sieht und wir nie ein Feedback bekommen", sagt Rainer Munzert aus Krailling. Sein Haus steht in der Bergstraße in zweiter Reihe und ist lediglich von anderen Gärten umringt.

Das Ehepaar Clemens aus Stockdorf macht sogar schon zum zweiten Mal mit. "Im vergangenen Jahr hat es in Strömen geregnet, trotzdem kamen mehr als 50 Leute", sagt Helga Clemens begeistert, aber sie hatte sich wohl mehr Besucher erhofft, denen sie stolz ihren außergewöhnlichen Garten präsentieren kann. "Wir haben hier mehr als 1000 verschiedene Pflanzen", erklärt sie gleich und führt bereitwillig jeden herum, der Interesse zeigt. Dort wo andere eine Rasenfläche haben, wachsen hier exotische Pflanzen eingebettet in Steine. Besonders stolz ist das Ehepaar Clemens auf eine Zeder aus dem Himalaya. Zwischen den unterschiedlichsten Gehölzen, Koniferen und kugelrunden Buchsbonsais putzen sich bronzene Kraniche, auch Tempel und Buddas findet man in den Beeten, sogar einen Steinhaufen, wie sie im Himalaya zuhauf am Wegesrand stehen. "Einen Architekten hatten wir nie. Wir haben alles selbst gestaltet und gepflanzt", sagt Clemens. Und weil viele fernöstliche Pflanzen ein anderes Klima bevorzugen, hat das Stockdorfer Ehepaar auch ein 28 Quadratmeter großes Treibhaus im Garten. Sogar ein großes Schwimmbad, das nicht nur abdeckbar, sondern bei Bedarf auch beheizbar ist, verbirgt sich mitten im Grün. Und das üppige Gemüsebeet fehlt bei den engagierten Hobbygärtnern auch nicht.

Eine völlig andere Atmosphäre empfängt den Besucher bei Elfi und Gisbert Ulmke an der Hangstraße in Gauting. Vor knapp zehn Jahren. als das Nachbargrundstück frei wurde, hat sich das Ehepaar einen Traum verwirklicht und eine Parklandschaft mit Schwimmteich anlegen lassen. Auf geschwungenen Wegen wird der Besucher am Kräuterbeet vorbei zur schattigen Sitzecke für heiße Sommertage mit sprudelndem Brünnlein und Rosenbeet geführt, an Rhododendren und Rasenfläche vorbei zum Liegestuhlplätzchen am Schwimmteich. "Das Wasser hat Pilsenseequalität", erklärt Gisbert Ulmke. Keine Chemikalien kommen in dem Becken zum Einsatz, denn das Bad geht fließend in einen kleinen Teich über, in dem Seerosen und andere kleine Stauden, ja sogar Schilf wächst. Wer vom Liegestuhlplatz zur Sonnenterrasse will, muss über ein paar Steinplatten im Wasser balancieren. "Früher sind wir öfter zum See gefahren, aber jetzt bleiben wir einfach im Garten", sagt Ulmke und lacht. Manchmal besuchen Frösche den Teich, aber lang bleiben sie nicht, Ulmke trägt sie schnell zur nahegelegenen Würm. Frösche sind zu laut. Ein Entenpaar durfte dagegen schon brüten. Die fünf Jungen waren aber schnell flügge.

Ganz naturverbunden ist indes der große Gemeinschaftsgarten von Irene Lang-Reeves, Frank Fischer, sowie Elisabeth und Werner Nagelmüller am Reismühler Weg in Gauting. "Wir haben Hummeln, Bienen und vor allem viele Vögel", freut sich Reeves. Aus alten Ästen, kaputten Körben und anderen Naturmaterialien hat sie eine Totholzhecke gebastelt, in der momentan ein Amselpärchen nistet. Stolz zeigt sie das Nest. Reeves ist Biologin und an allem interessiert, was kreucht und fleucht. Am Küchenfenster hat sie immer griffbereit ein Fernglas, um die Natur in ihrem Garten zu beobachten. "Hier kommen viele Waldvögel hin", sagt sie. Auch ein Biber ist gerne zu Gast in ihrem Reich. Er knabbert gerne an den Weiden. Der riesige Garten liegt nämlich direkt in der Würmkurve. Damit sie vor neugierigen Blicken geschützt ist, wenn sie morgens in den Fluss steigt, um zu baden, hat sich Reeves einen Flechtzaun aus Weidenästen gebaut. Stolz ist sie auch auf die großen, alten Obstbäume im Garten, das Blumenbeet, das immer blüht, und ihren Gemüsegarten, den sie ohne chemische Keule so naturnah wie möglich pflegt. Immer wieder testet sie neue Varianten des biologischen Gärtnerns. Sie hofft, sich am Sonntag mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Vielleicht sogar manch einen von ihren ressourcenschonenden Dünge-Ideen zu überzeugen, aber keine Sorge, sie will nicht missionarisch sein. Im Vordergrund steht noch immer die "Freude am Herzeigen".

Auch die Munzerts in Krailling sind begeisterte Hobbygärtner, und zwar schon in der vierten Generation. In den Fünfzigerjahren kauften die Urgroßeltern das Gelände, stellten eine Blockhütte darauf und fuhren an Wochenenden mit der ganzen Familie ins Grüne. Die Blockhütte steht noch immer im bewaldeten Teil des Gartens unter riesigen Linden, Buchen und Fichten. Die Oma, Carin Munzert, kümmert sich um ein rosa weißes Staudenbeet an der Terrasse und die Gemüseecke, während das Steckenpferd von Sohn Rainer ein kleiner naturbelassener Teich ist, in dem Frösche und Kröten quaken. An der Oberfläche surren Libellen herum, und ganz selten kann man mal einen Eisvogel beobachten. Auch Mauersegler brüten bei den Munzerts. In der Kinderecke steht nicht nur eine Schaukel mit Rutsche, die Kleinen haben auch ein Beet, in dem sie Radieschen anpflanzen dürfen. Ganz so gepflegt wie das von Oma Carin ist es allerdings nicht.

Bis zu 300 Besuchern erwartet Ehrhardt am Sonntag. Wer Anregungen sucht, kann sie hier finden. Auf jeden Fall wird es niemandem verborgen bleiben, wie unterschiedlich Gartenkultur sein kann.

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