Starnberg:Das Fremde im Eigenen

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In den 19 Videos, die in der Sektion Odeon gezeigt werden, geht es um die Furcht vor dem Anderen

Von Katja Sebald, Starnberg

Bereits zum dritten Mal ist im Rahmen des Fünfseen-Filmfestivals auch Videokunst zu sehen. An diesem Sonntag werden unter dem Titel "Das Fremde im Eigenen" im Kino Breitwand in Starnberg insgesamt 19 Videos von internationalen und regionalen Künstlern gezeigt, darunter so prominente Namen wie Bill Viola und William Kentridge.

Bereits 2013, damals noch unter der künstlerischen Leitung von Elisabeth Carr, zeigte das Künstlerpaar Juschi Bannaski und Roman Woerndl aus Aufkirchen eigene Videos und die von befreundeten Künstlern wie dem international renommierten Christoph Brech, der aus Ammerland stammt. In diesem Jahr werden die Künstlerfilme erstmals in der neuen Sektion "Odeon" präsentiert, die laut Programmheft "in Anlehnung an das Odeon der griechischen Antike Veranstaltungen aus dem Bereich der schönen Künste wie Musik, Schauspiel, Malerei, Bildhauerei, Tanz, Fotografie, Literatur und Architektur" zusammenfasst und die Filmführung mit Kunst und Diskussion verbinden will.

Diesmal hat ein vierköpfiges Kuratorenteam mehrere Monate lang Filme gesichtet und 19 ausgewählt, die einer Jury präsentiert wurden. "Dabei war es uns wichtig, dass auch regionale Künstler vertreten sind", sagt Initator Roman Woerndl, "es sollte nicht nur Name-Dropping sein". Große Namen sind trotzdem vertreten. Mit Bill Viola, einem der Väter der Videokunst, konnten die Kuratoren über eine Galerie Kontakt aufnehmen. Er hat den Film "Migration", aus dem Jahr 1976, zur Verfügung gestellt. Dass dieser historische Film im Wettbewerb um ein Preisgeld der Christoph-und-Stephan-Kaske-Stiftung steht, ist für Woerndl kein Problem: "Die Jury hat bei ihrer Auswahl die Aktualität der Filme berücksichtigt." Die Zuschauer können mitentscheiden: Neben dem mit 1000 Euro dotierten Jurypreis wird am Sonntagabend auch ein Publikumspreis in Höhe von 500 Euro vergeben.

Ursprünglich sollte die aktuelle Flüchtlingsthematik im Mittelpunkt der Auswahl stehen. "Aber dann haben wir das Thema viel weiter gefasst", so Woerndl. Der Titel "Das Fremde im Eigenen" beziehe sich unter anderem auf das berühmte Zitat von Karl Valentin. Aber "das Eigene" habe sehr viele verschiedene Aspekte und betreffe nicht nur Individuen, sondern auch gesellschaftliche und ethnische Gruppen. Die Furcht vor dem Fremden soll aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. "Keine der Arbeiten ist eigens für dieses Thema entstanden", sagt Woerndl, gerade darin bestehe aber der besondere Reiz. So ist etwa Christoph Brech das "Porträt Wolfgang Koch" zu sehen, das 2013 im Auftrag der Bayerischen Staatsoper entstand, von dem Südafrikaner William Kentridge der Animationsfilm "Felix in Exile" von 1994 und von dem deutsch-norwegischen Filmemacher Bjørn Melhus sein berühmtes "Zauberglas" aus dem Jahr 1991. Auch Christoph Nicolaus und Rasha Ragab, die das Projekt mit Juschi Bannaski und Roman Woerndl kuratiert haben, sind mit einem Filmbeitrag im Wettbewerb vertreten.

Die Filme werden am Sonntag, 31. Juli 2016, in zwei neunzigminütigen Vorführungen um 11 Uhr und um 15 Uhr gezeigt, die Preise werden am Abend um 19.30 im Rahmen der Horizonte-Preisverleihung in der Schlossberghalle vergeben.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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