Starnberg:Das fliegende Cello

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Im Flugzeug bucht er immer zwei Sitze: einen für sich, einen für sein Cello. Daniel Hoffmann - ein junger Musiker auf dem Weg nach oben.

Gerhard Fischer

Daniel Hoffmann ist 23 Jahre alt und ledig, aber wenn er fliegt, dann bucht er zwei Sitze - für Mr. Hoffmann und Mrs. Hoffmann. Der zweite Platz ist für sein Cello. Er will das Instrument nicht im Gepäckraum verstauen, er liebt es, und außerdem ist es viel Geld wert - angeblich 200 000 Euro. Das Cello wurde 1780 in Neapel von dem Geigenbauer Johannes Gagliano hergestellt.

Liebt sein Cello: Der 23-jährige Cellist Daniel Hoffmann. (Foto: N/A)

Natürlich gehört es nicht Daniel Hoffmann, er ist Student, woher sollte er das Geld haben? Das Instrument ist eine Leihgabe eines Gönners, der will, dass es sozusagen lebendig bleibt. "Es ist nicht sinnvoll, ein Cello oder eine Geige in einen Safe zu stellen", sagt Hoffmann, "das Instrument entwickelt sich im Klang und es muss gespielt werden, damit das Holz in Schwingung ist." Am liebsten spielt er sein Cello am Ufer des Starnberger Sees - wegen der besonderen Akustik.

Hoffmann lebt seit drei Jahren in Starnberg, er liebt den See und schätzt die Nähe zu München, wo das Konzertangebot sehr groß ist. Aufgewachsen ist er in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hof, als er sechs war, begann er mit dem Cellospiel, mit acht war er Solist bei den Hofer Symphonikern, mit neun gewann er die ersten Wettbewerbe, es folgten, natürlich, weitere Preise. Mit 17 Jahren verließ er seine Heimat und studierte an den Musikhochschulen in Berlin, Frankfurt und München; momentan ist er in Leipzig eingeschrieben.

Bei seinen Konzertreisen spielt er in Europa und Asien - auch in den großen Häusern wie der Münchner Philharmonie. Er tritt sehr gerne auf, er mag es, ein Publikum vor sich zu haben; Leute, die ihm zuhören, die Gefallen finden an dem, was er tut. "Wenn ich in Konzerten bin, dann vergesse ich alles drum herum und kriege eine Gänsehaut", sagt er. Sein Hauptanliegen aber sei es, "dass ich diese Freude, die ich selbst an der Musik empfinde, weitergeben kann".

Deshalb geht der 23-Jährige auch in Schulen, regelmäßig unterrichtet er Mädchen und Jungen. "Ich möchte die Kinder einfach so früh wie möglich an die Musik heranführen", erklärt er, "und ihnen zeigen, dass es neben Computerspielen oder Fernsehen noch viel schönere Sachen gibt."

Man kann sich Daniel Hoffmann gut als Lehrer vorstellen. Der blonde, junge Mann ist freundlich, er ist zielstrebig, er ist ein Mensch, der Begeisterung weitertragen, der anstecken kann.

Der Bayerische Rundfunk sendet an diesem Donnerstag, 15. Dezember, ein sechsminütiges Porträt über Daniel Hoffmann, zu sehen ist es ab 19 Uhr in der Sendung La Vita. In der Ankündigung des BR heißt es: "Daniel Hoffmann zählt zu den besten Cellisten Deutschlands."

© SZ vom 15.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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