Starnberg:"Dann ersticken wir hier total im Verkehr"

Starnberg, Ruth Wenzel

Aufklärung mal anders: Ruth Wenzel, die an der Hauptstraße in Starnberg wohnt, hat einen einen eigenen Infostand.

(Foto: Georgine Treybal)

Ruth Wenzel betreibt einen eigenen Infostand zum Tunnel. Sie will parteiunabhängig aufklären

interview Von Clara Brügge, Starnberg

Ruth Wenzel, 46, betreibt an verschiedenen Standorten in Starnberg einen parteiunabhängigen Informationsstand über einen möglichen Tunnelbau. Sie lebt mit ihrer Familie an einer der höchstbelasteten Straßen der Kreisstadt.

SZ: Wie kamen Sie auf die Idee, einen eigenen Infostand aufzustellen?

Ruth Wenzel: Ich wollte Bürgern die Möglichkeit bieten, sich mit neutralen und wahlkampfunabhängigen Informationen ein klares Bild der Lage zu machen. Die Diskussion um Tunnel oder Umfahrung wird von Schlagzeilen bestimmt, deren Halbwahrheiten oft nicht hinzureichend hinterfragt werden. Darum stelle ich Fakten zur Verfügung, die ich vom Staatlichen Bauamt Weilheim erhalten habe.

Welches Ziel verfolgen Sie?

Ich persönlich wünsche mir den Tunnel. Ich wohne an der Hauptstraße, wo Lärm- und Geruchsbelästigung leider zum Alltag gehören. Es ist naheliegend, dass gesundheitliche Belastungen meiner Familie wie Allergien darauf zurückzuführen sind.

Und was wäre, wenn der Tunnel nicht gebaut wird?

Die Feinstaubbelastung wird noch größer werden, wenn mit der Westtangente der Verkehr der Hanfelder und Söckinger Straße bei der Maxhofkaserne auf die Hauptstraße in Richtung Innenstadt geleitet wird. Dann ersticken wir hier total im Verkehr. Denn der Sinn des Projekts war, dass Tunnel und Westtangente gleichzeitig fertig sind, um den Durchgangsverkehr unter der Stadt durch zu führen. Aber der Tunnel ist nicht realisiert worden. Zur Wahlzeit ist das immer ein großes Thema, danach wird nichts mehr gemacht.

Welche Vorteile bietet der Tunnel Ihrer Meinung nach gegenüber der Umfahrung?

Der Tunnel ist bereits genehmigt und wird bezahlt. Er wäre in wenigen Jahren fertig. Aus diesem Grund werden, laut Gesetz, Alternativen nicht mehr angestrebt. Für eine Umgehung existieren einige Ideen, aber keine konkreten Pläne. Der nötige Grunderwerb ist sehr fraglich und die Schwerlaststraße, die durch eine der letzten europäischen Moorlandschaften führen würde und mit der Zeit absacken könnte, ist noch lange nicht genehmigt, geschweige denn finanziert.

Warum sind dennoch viele Bürger gegen einen Tunnel?

Einige denken, dass die Abgase allesamt an einer Stelle in der Stadt wieder aus dem Tunnel austreten. Doch das ist nicht der Fall: Sie werden durch einen Abluftkamin in 80 Meter Höhe befördert. Dort ist die Luftbewegung so groß, dass sie schnell verteilt werden. Manche malen sich auch ein Verkehrschaos während der Bauphase aus, doch das wird geschickt vor Ort gelöst.

Wie wurde Ihr Informationsstand bisher aufgenommen?

Es gab bereits viele offene und interessierte Gespräche mit Passanten. Viele fanden es gut, neutrale Informationen zu erhalten. Doch ich bin auch bereits für meine Position angegangen worden, ein Anwohner rief sogar bei mir zu Hause an, um sich zu beschweren.

Wann und wo kann man sich bei Ihnen informieren?

Ich baue meinen Informationsstand am Samstag von 8.30 bis 13.30 Uhr in der Ludwigsstraße, Ecke Wittelsbacherstraße, auf.

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