Starnberg:Coole Club-Atmosphäre in der Schlossberghalle

Bei der Starnberger Jazz- und Rocknacht geben sich Newcomer-Bands, Experimental-Musiker und Jazzer ein Stelldichein

Patrizia Steipe

Starnberg - Blaues Licht umgibt die Bühne, dahinter ziehen Bilder, kleine Filmsequenzen vorbei: Wellen, ein spielendes Kind, Flugzeuge. Auf der Bühne stehen die vier Jungs von "Circles of Waves". Mit ruhigen, fließenden und experimentellen Klangpatterns spielen sie das Publikum fast in Trance. Zeit und Ort fließen ineinander, Bilder wiederholen sich, Effekte und Klänge entfernen sich und kommen zurück. Postrock nennt die Band ihre Musik. Beeinflusst wurden Benjamin Seifert, Nelson Carr, Robin Jermer und Raphael Maier von Ambient und Minimalmusik. Sound, der sich nicht aufdrängt, unstrukturiert wirkt und viel auf Klangeffekte, Kontinuität und gleichbleibende Spannung setzt.

Starnberg Rocknacht

Starnberg Rocknacht Starnberg, Jazz und Rocknacht, SBH, kleiner Saal, Gruppe 'the Scallywags'. . Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Als eine von sieben Bands traten die jungen Starnberger bei der Jazz- und Rocknacht - organisiert von der Städtischen Musikschule und dem Gymnasium Starnberg - im Kleinen Saal der Schlossberghalle auf. Zwischen 17 Uhr und Mitternacht hatten sich beide Hallen der Schlossberghalle sowie das Foyer in Jazz-Clubs, Konzerthallen und Musikbühnen verwandelt. Die Zuhörer konnten dabei immer wieder die Räume wechseln, um die unterschiedlichen Gruppen zu hören.

Nur wenige Stühle und viel freie Fläche ließen im Kleinen Saal eine Club-Atmosphäre entstehen, in der sich die Newcomer-Bands, Experimental-Musiker und Jazzer ein Stelldichein gaben. Zum Beispiel "Yellow Snow": Vor zwei Jahren hatten sich Paulo Werner, Benjamin und Philipp Keinert und Luis Bandomer erstmals Mal anlässlich eines Jubiläums in der der Blumensiedlung auf die Bühne gestellt. Die selbstkomponierten rockigen und funkigen Songs der 13- bis 15-Jährigen basieren auf klaren Gitarrenriffs. Viele Zuhörer zogen auch die "Local Players" an mit Musikschullehrer Pentti Turpeinen an der Gitarre, Bence Barle-Szabo und Florian Heeg. Bei ihrem "Surround Experience" wurden die Blues-, Jazz- und Rocknummern analog der Surroundanlagen in Kinos von vier im Raum verteilten Boxen auf die Zuhörer gespielt. Ein interessantes räumliches Klangerlebnis - sehr intensiv, aber ohne die Ohren zu betäuben. Dazu mixte Tontechniker Raphael Bucher Playback-Aufnahmen mit der Live-Musik.

Das Kontrastprogramm dazu spielte im Großen Saal der Schlossberghalle. Auch hier gab es nur spärliche Bestuhlung, um eine Rockkonzert-Stimmung zu erzeugen. Ein wenig von einem Happening stellte sich tatsächlich ein. Jüngere Schüler räkelten sich ausgestreckt auf dem Parkett, daneben wiegten sich ältere zum Rhythmus, Eltern filmten und alle spendeten frenetischen Beifall. Im raschen Wechsel zeigten sechs Bigbands diverser Schulen sowie Chöre und Orchester, dass sie es rocken lassen können. Die Beatles, Dirty Dancing und andere Ohrwürmer standen Paten für die Coversongs, bei denen es ausreichend Soloparts für begabte Sängerinnen gab.

Viel Applaus gab es für die Bigbands der Gymnasien Starnberg, Kempfenhausen und Murnau, der Band "Windgang" und "Big-Band-Stars" (Musikschule Starnberg) sowie der "Harakiri Bigband". Auch das Foyer der Schlossberghalle blieb nicht ungenutzt. Schon vorm offiziellen Beginn stimmte das "Stazz Quartet" der Musikschule auf den Abend ein. Es folgten verschiedene Percussionensembles. Übrigens: Bei der Jazz- und Rocknacht dominierten bei den jungen Musiker Geschlechterstereotypen. Männer dominierten die Jazz-Rock- und Percussionbands, dafür überwogen die Mädchen bei den Chören.

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