Starnberg:Buddha, Christus und eine Halbe Bier

Das Sammelsurium beim Ufermarkt auf der Seepromenade lockt viele Besucher an. Am Kirchplatz zeigen Einradfahrerinnen und Schwertkämpfer bei "Starnberg bewegt" ihr Können

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eine Eisenbahn, die auf eigenen Gleisen ihre Kreise durch die Innenstadt zieht, wäre das nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme in Starnberg? Leider ist diese hier zu klein: Eine Miniatur-Bahn, die bei "Starnberg bewegt" am Sonntag auf dem Tutzinger-Hof-Platz aufgebaut ist. Aber immerhin, im kleinen Kessel lodert ein echtes Feuer. Nur die Fahrgäste fehlen. Denn die Innenstadt ist besuchermäßig dreigeteilt an diesem schwül-warmen Nachmittag. Am Tutzinger-Hof-Platz und im nördlichen Teil der Wittelsbacher Straße ist fast nichts los, während am Kirchplatz buntes Treiben herrscht; hier ist schließlich die große Bühne aufgebaut. Gedrängel gibt es in den Stoßzeiten am Ufermarkt, der seit Freitagnachmittag beim Undosa an der Seepromenade aufgebaut ist.

"Heute zieht es alle Besucher an den See", sagt Tourismus-Chef Klaus Götzl und schaut auf den leeren Hof vor seinem Büro. Dort warten die "Partner", wie er sagt, die Molkerei Scheitz und "SissiS" auf Kundschaft, die Lassi oder einen Obstbrand probieren will. Der Grund für den ausbleibenden Besucherstrom: Nur der südliche Teil der Wittelsbacher Straße, vom Bahnhof bis zur Ludwigstraße ist für den Autoverkehr gesperrt. Und dort tummeln sich die Besucher von "Starnberg bewegt". Den Aktionstag hat Stadtförderin Sarah Buckel in Verbindung mit dem μMarktsonntag vorbereitet. Christoph Klöpfer, Herrenausstatter vom Tutzinger- Hof-Platz, schaut über den fast menschenleeren Platz. Auch das Getöse der Miniatur-Eisenbahn lockt nur wenige Kinder an, die für 1,50 Euro drei Runden drehen wollen. Klöpfer zuckt mit den Achseln: "Diese ewigen Baustellen in Starnberg." Denn weil der Seufzerberg gesperrt ist, muss die Wittelsbacherstraße offen bleiben.

Starnberg: Ein Kasten ist doch kein Hindernis: Sportlich zeigten sich auch die kleinen Besucher beim Aktionstag "Starnberg bewegt".

Ein Kasten ist doch kein Hindernis: Sportlich zeigten sich auch die kleinen Besucher beim Aktionstag "Starnberg bewegt".

(Foto: Arlet Ulfers)

Am Kirchplatz balancieren sich die Einrad-Mädels vom TSV Gilching durch die Reihen, diverse Fitness-Studios bieten ihre Dienste an, Taekwondo-Kämpfer und Schwertkünstler veranstalten Schaukämpfe. Die Faschingsgesellschaft Perchalla bietet an ihrem Stand Schampus und Bratwürste an. Ein alter Starnberger betrachtet das Treiben vom improvisierten Biergarten aus, holt sich die zweite oder dritte Halbe Andechser Hell vom Fass und sagt: "Heute ist mir fast zu viel los hier."

Dann sollte er nicht zur Seepromenade gehen, denn der Ufermarkt ist eindeutig der Besuchermagnet dieses freundlichen Sonntags in der Kreisstadt. Was es hier nicht alles gibt. Nicht den üblichen Jahrmarkt-Ramsch, sondern handgefertigte Karten aus Papier, die fast schon Origami-Kunst sind, Holzschnitzereien von Buddha bis Christus am Kreuz, Baumstriezel, Handtaschen und Bierglas-Halter von Alpentussi. Draußen auf dem See ziehen Segelboote majestätisch ihre Bahn, während sich von Süden her die dunkle Wolkenwand langsam heranschiebt und gegen 16 Uhr die ersten Tröpfchen fallen.

Starnberg: Die Einrad-Fahrerinnen vom TSV Gilching balancierten geschickt über den gut besuchten Kirchplatz.

Die Einrad-Fahrerinnen vom TSV Gilching balancierten geschickt über den gut besuchten Kirchplatz.

(Foto: Arlet Ulfers)

Ein Händler aus Neustadt an der Aisch, der Schnäpse und feinen Honig feilbietet, lässt sich davon nicht beeindrucken. Er ist mit den drei Tagen des Ufermarktes an Seepromenade sehr zufrieden. "Die Starnberger sind schon ein besonderes Publikum", sagt er. Indes nimmt am späten Sonntagnachmittag in der Innenstadt das ganz normale Verkehrschaos seinen Lauf.

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