Starnberg:Beim Bodybuilding auf die schiefe Bahn geraten

Von Christian Deussing, Starnberg

Der Anzug spannt sich über dem muskelösen Körper des 38-jährigen Angeklagten, der früher in Starnberg wohnte. Der Sozialpädagoge geht regelmäßig ins Fitnessstudios und hat die Szene gut kennengelernt. Dabei geriet der Mann auf die schiefe Bahn, weil er seine Kräfte mit illegalen Präparaten aus Untergrundlaboren steigern wollte. Wegen unerlaubten Erwerbs und Handels mit Arznei- und Dopingmitteln im Sport hat das Schöffengericht Starnberg den bisher Unbescholtenen am Donnerstag zu einer Freiheitsstrafe von 21 Monaten auf Bewährung verurteilt. Der geständige Angeklagte muss außerdem 2400 Euro an die Drogenberatungsstelle Condrobs in Starnberg zahlen und sich bis zu viermal im Jahr auf eigene Kosten Abstinenztests unterziehen. Begleitet wird dies von einem Bewährungshelfer.

Er habe erst mit Eiweißpulver und freiverkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln nachgeholfen, erzählte der Angeklagte mit fast stockender Stimme. Das sei ein "Riesenmarkt", er habe aber beim Bodybuilding gesehen, dass man seine Muskelkraft mit einem "höheren Testosteron-Level" verbessern könne. "Je leidenschaftlicher ich im Training wurde, umso weniger Scheu hatte ich, was Illegales auszuprobieren", berichtete der Angeklagte. Es sei ein "schleichender Prozess" gewesen.

Für einige Tausend Euro machte der ledige Pädagoge Sammelbestellungen mit Hunderten von Ampullen und Tabletten, reichte aber die Mengenrabatte meistens nicht an seine Bekannten aus den Fitnesscentern weiter - wegen des "Aufwands", wie der Angeklagte im Prozess betonte. Die Waren wurden per Versand in seine Starnberger Wohnung geliefert. Nach zwölf Monaten flogen die Geschäfte mit den verbotenen Substanzen auf, über E-Mails und Chats waren die Ermittler auf den Bodybuilder gestoßen und durchsuchten im März vorigen Jahres seine Wohnung. Damals warf er noch schnell Kartons mit Ampullen von seinem Balkon, doch es war schon zu spät. Die Fahnder entdeckten noch weitere verdächtige Dopingmittel und Spritzen in der Wohnung des Mannes.

Erst diese Razzia habe ihn "richtig aufgeweckt", erzählte der 38-Jährige und versicherte dem Gericht, aus dem Verfahren seine Lehren gezogen zu haben. Seinerzeit hatte der Pädagoge auch vier Packungen Medimente aus einer psychosozialen Einrichtung gestohlen, worauf ihm seine frühere Stelle fristlos gekündigt worden war. Sein Verteidiger betonte, dass der Angeklagte damals in einer "Blase gelebt" habe und "viele andere das auch so machen". Vor allem habe sein Mandant keine unbekannten Kunden oder Käufer angesprochen, was auch die Staatsanwältin dem Angeklagten zugute hielt.

Am Ende zeigte sich Richterin Brigitte Braun überzeugt davon, dass sich der Sozialpädagoge künftig rechtmäßig verhält und auch die "Vorbildfunktion" seines Berufs wahrnimmt.

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