Freisprechungsfeier:Bäcker in der Krise

Lidl bäckt Faschingskrapfen

Schwere Arbeit: Anton Lidl, Bäckermeister und Kreishandwerksmeister.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zum ersten Mal in der Geschichte der Innung hat kein Auszubildender die Lehre zum Gesellen bestanden. Für Kreishandwerksmeister Anton Lidl ein Novum. Bei den Schreinern und Zimmerern ist die Situation entspannter.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Freisprechungsfeier mit der Übergabe des Gesellenbriefes an junge Bäcker, Schreiner und Zimmerer war für Kreishandwerksmeister Anton Lidl immer ein schöner Termin. Zuerst wurden die Besten der jeweiligen Innungen ausgezeichnet, dann diejenigen mit den besten Gesellenstücken. Am Mittwochabend in der Kreissparkasse bei der diesjährigen Freisprechungsfeier war seine Freude gedämpfter. Lidl, der von Beruf Bäckermeister ist, musste nämlich feststellen, dass von den 25 Lehrlingen, die den Gesellenbrief erhalten sollten, kein einziger aus seiner Innung dabei war. "Das hat es noch nie gegeben", meinte er.

Deutlicher konnten die Probleme der Bäcker-Innung nicht demonstriert werden. Es gebe viele Abbrecher bei den Auszubildenden, sagte Lidl im Gespräch mit der SZ. Als Grund nannte er die Arbeitsbedingungen: "Als Bäcker ist man immer körperlich gefordert."Dabei sei die Bezahlung ordentlich. Auf 2700 Euro im Monat bekomme ein junger Bäcker in den Anfangsjahren, einschließlich der kostenlosen Verpflegung. Besser schaut es hingegen, wenn es um Nachwuchs geht, bei den Schreinern und Zimmerern aus. Die 13 beziehungsweise 12 Auszubildenden, die den Gesellenbrief erhielten, haben "wunderbare Perspektiven", meinte Lidl in seiner Rede. Er forderte sie auf, "alle Möglichkeiten zu nutzen". Zum Beispiel den Meister zu machen und dann zu studieren. Oder die Fachoberschule zu besuchen. "Die Möglichkeit, sich selbständig zu machen, ist in keinem anderen Bereich so groß wie im Handwerk." Er wünschte allen "Mut, Kraft und Ausdauer, denn zum Erfolg führe kein Lift". Ähnlich drückte sich auch Vizelandrat Georg Scheitz und die Starnberger Bürgermeisterin Eva John aus, die ebenfalls gekommen waren. Scheitz: "Eure Ausbildung ist eine Top-Grundlage für die Zukunft." Sie sollten deshalb mit "Stolz für ihren Beruf werben". Eva John sprach von den Handwerkern als "verlässliche Partner", das Handwerk sei ein "echter Stabilitätsanker". Einen Tipp gab sie den jungen Leuten mit auf den Lebensweg: Sie sollten sich bei Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Der Kreishandwerksmeister hatte in seiner Rede auch Zahlen genannt: So gibt es im Landkreis 2465 Betriebe mit 7200 Mitarbeitern. Der Umsatz beträgt insgesamt 851 Millionen Euro. Wie gefragt die Handwerker gerade im Fünfseenland sind, machte der Berger Bäckermeister an den Stundenlöhnen fest, die die Kunden zahlen müssten. So verlangen die Maler inzwischen 48 Euro pro Stunde und die Elektriker mehr als 70 Euro. "Der Starnberger Raum ist teuer." Schon in Augsburg seien die Handwerkerpreise viel niedriger, manche sogar um die Hälfte. Die Situation im Fünfseenland ist laut Lidl derzeit so extrem, dass die Betriebe nicht mehr nachkämen, die vielen Aufträge zu erledigen, da sie viel zu wenige Leute hätten. "Es gibt zu wenige Handwerker am Markt."

Wer also mit einer Zwei die Gesellenprüfung bestanden habe, dem stünden alle Türen offen. "Man kann dann gut verdienen." Nach Ansicht von Lidl ist der Brief heute vielmehr wert als noch vor 15 Jahren. Allerdings werde in der Ausbildung auch mehr verlangt. Die Abbrecherquote liege deshalb bei 40 Prozent. Andererseits schneiden 20 Prozent der Lehrlingen mit einem Notendurchschnitt zwischen 1 und 1,5 ab. Es habe sich in der Handwerksausbildung viel zum Positiven gewendet, so Lidl.

Als Innungssieger wurden unter anderem Florian Schuhbauer, Thomas Aumiller ("Bestes Gesellenstück"), Tim Neumann und Antonia Beck ("Beste Ausführung") ausgezeichnet.

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