Starnberg:Auffällig viele Geisterfahrer auf der A 95

Neun Geisterfahrer in sechs Monaten: Auf der Garmischer Autobahn registriert die Polizei überdurchschnittlich viele Fälle. An einer Stelle mag dies mit einer "örtlichen Besonderheit" zusammenhängen.

Klaus Schieder

Es ist ein Albtraum für jeden Verkehrsteilnehmer, wenn er im Radio hört, dass ihm auf der Autobahn ein Geisterfahrer entgegenkommt. Auf der A95 zwischen München und Garmisch waren in diesem Jahr bereits neun Autofahrer in der falschen Richtung unterwegs, genauso viele wie im vergangenen Jahr insgesamt. "Sie waren alle durchwegs jenseits der 60 Jahre", berichtet Clemens Funk, stellvertretender Dienststellenleiter der Verkehrspolizeiinspektion Weilheim.

Dies widerspricht dem Trend, den eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen ergeben hat, wonach nur 15 Prozent der Falschfahrer älter als 65 Jahre sind. Auf der Garmischer Autobahn waren es ausschließlich ältere Personen, die "zum Teil abgelenkt" seien und dann "so halb aufmerksam" die verkehrte Auffahrt nähmen, erzählt Funk. Über andere Ursachen für das hochgradig gefährliche Verhalten - beispielsweise Selbstmordabsichten oder auch Mutproben - vermag er wenig zu sagen.

Sechs der neun Falschfahrer verließen die Autobahn, ehe die Polizei sie finden und befragen konnte. Außerdem bekommen die Weilheimer Beamten immer wieder irrtümliche Meldungen über angebliche Geisterfahrer am Autobahnkreuz Starnberg.

"Das ist eine örtliche Besonderheit", sagt Funk. Die besteht darin, dass die Staatsstraße 2065 nach Wangen eine Weile parallel neben der A952 in Richtung Starnberg verläuft - weshalb manche glauben, die Fahrer auf der Staatsstraße seien auf der Autobahn in verkehrter Richtung unterwegs.

In anderen Fällen seien die Beschreibungen von Zeugen oft "ein wenig nebulös", sagt Funk. Meist bekomme die Polizei lediglich die Farbe eines Wagens mitgeteilt, nicht aber das Kennzeichen.

Wenn die Polizei auf der Spur eines Geisterfahrers ist, rast sie ihm keinesfalls hinterher. Die Beamten nutzen die beiden Spuren jenseits der Leitplanke in der richtigen Richtung. "Wir versuchen parallel zu ihm zu fahren, mit ihm in Kontakt zu kommen und ihn auf die Pannenspur zu bringen", erzählt Funk. Dann nehmen die Ordnungshüter die nächste Ausfahrt, um zu dem Falschfahrer zu gelangen. Die Autobahn werde gesperrt, damit dieser wenden könne, sagt der stellvertretende Inspektionsleiter.

Den anderen Verkehrsteilnehmern empfiehlt Funk in einem solchen Fall, ganz rechts und relativ langsam unterwegs zu sein. "Aber nicht in Schrittgeschwindigkeit sonst, fährt Ihnen einer hinten drauf." Vielmehr so, "dass Sie immer die Chance haben, auf den Pannenstreifen auszuweichen und dort stehen zu bleiben". Außerdem rät Funk, auf jeden Fall aus dem Wagen zu steigen.

Zusammen mit der Autobahndirektion Südbayern inspiziert die Weilheimer Verkehrspolizei regelmäßig die Anschlussstellen der Autobahn. "Wir überprüfen, ob etwas unklar ist, was man machen kann."

In Österreich, erzählt Funk, gebe es an den Auffahrten eine neongelbe Signalhand mit einer "Stop-Falsch"-Warnung für alle, die sonst zu Geisterfahrern würden. In einem Pilotversuch soll dies in Bayern getestet werden.

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