Wetter:April, April

Der Monat wird seinem Ruf als launiger Geselle vollauf gerecht

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Winter hat sich mitten im Frühling zurückgemeldet mit Schnee, Regen und Graupelschauern, kräftigem Wind und Frost. In einigen Teilen Deutschlands schneite es am Wochenende, auf der Zugspitze, dem höchsten deutschen Gipfel mit 2962 Meter, fielen in der Nacht zum Sonntag sogar 14 Zentimeter Neuschnee. Und auch das Fünfseenland blieb nicht verschont. Vor wenigen Tagen brummten schon die Rasenmäher in heimischen Gärten, am Wochenende aber sorgten sich viele um zart knospende Blüten und Blümchen. Längst sind die Sommerreifen am Auto montiert, doch manch' einer, der sich bereits auf Shorts und T-Shirts eingestellt hatte, kramte wieder lange Unterhosen hervor. Und vorerst soll es kalt bleiben: Erst fürs nächste Wochenende verheißen die Meteorologen am Maifeiertag Besserung. Allen Apokalyptikern aber, die in den Wetterkapriolen den nicht zu leugnenden Klimawandel und womöglich gar die Vorboten eines bevorstehenden Weltuntergangs erkennen mögen, sei gesagt: Alles ganz normal. So lagen beispielsweise am 25. April 1980 in München 13 Zentimeter Schnee.

Josef Jägerhuber, Wetterprophet aus Starnberg, der seit 1960 täglich das Wetter aufzeichnet, hatte Ende März getippt: "Im März und April gibt es noch keinen Frühling." Damit lag der 90-Jährige freilich goldrichtig. Denn verantwortlich für die aktuelle Wetterlage ist alle Jahre wieder polare Luft, die von der Arktis über die Nordsee nach Deutschland treibt. Die Differenzen kommen zustande, weil im Frühjahr aus dem Süden der Sommer herandrängt, während über dem Norden noch Winter herrscht. Über dem Meer im Norden steht die Sonne tief und hat wenig Kraft, die kühle Luft enthält viel Feuchtigkeit. Über dem Süden Europas und über Nordafrika dagegen steht die Sonne im April bereits hoch am Himmel, die Luft erwärmt sich. Zusätzlich erzeugen auch große Temperaturunterschiede zwischen Boden und Atmosphäre Kapriolen: Die Sonne erwärmt die Luft über dem Boden, in der Atmosphäre aber sind die Temperaturen noch eisig.

Vor allem Gartenfreunde treibt der Wintereinbruch um. Doch wer den Wetterbericht aufmerksam verfolgt, kann seine Balkonpracht mit Petunien oder Geranien retten: "Bei Frost und nasser Kälte", rät Klaus-Dieter Gruber vom Gartencenter Kiefl in Stockdorf, "sollte man die Pflanzen einfach reinholen oder mit Vlies abdecken". Winterharte Gartenpflanzen bereiten ohnehin kein Problem; nur schweren Schnee sollte man vorsorglich abschütteln. Ansonsten aber erinnert Gruber an eine alte Bauernregel: Bis zu den "Eisheiligen" vom 11. bis 15. Mai kann es Frost geben.

Vorerst bleibt's also kalt, diesen Dienstag ist frühmorgens sogar eine weiße Überraschung in Form einer dünnen Schneematschdecke möglich. Doch dann naht ein Azorenhoch mit Sonne und Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad. Allen Frierenden sei zur Erwärmung des Gemüts aber ein Kinderlied ans Herz gelegt: "April, April, der weiß nicht was er will. Mal Regen und mal Sonnenschein, dann schneit's auch wieder zwischendrein. April, April, der weiß nicht was er will."

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