Starnberg:Angestellter beklaut Firma

Gericht verurteilt Familienvater zu 18-monatiger Bewährungsstrafe

Von Christian Deussing, Starnberg

Über Jahre hinweg hat ein Angestellter einer Autozuliefererfirma im Würmtal Heizgeräte aus Betriebsgebäuden gestohlen, die nicht serienreifen Waren repariert und oftmals auf Ebay verkauft. Der Diplom-Ingenieur war am Dienstag wegen gewerbsmäßigen Diebstahls und Betrugs in 66 beziehungsweise 30 Fällen vor dem Schöffengericht in Starnberg angeklagt. Der Familienvater legte im Prozess ein Geständnis ab und bedauerte seine Taten. Der Ex-Mitarbeiter des Unternehmens, dem laut Anklage ein Schaden von 45 000 Euro entstanden ist, wurde zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

"Es war der Fehler meines Lebens und hat meine Karriere zerstört", sagte der 43-jährige Angeklagte und versuchte zu erklären, warum seine Diebstähle begonnen hatten. Er sei befördert worden, habe "aber mehr arbeiten müssen und weniger verdient". Das sei 2008 im Krisenjahr der Automobilbranche gewesen, wo es auch in seiner Firma Kurzarbeit gegeben habe und zunächst auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet werden musste. Dass trotzdem sein Unternehmen eine andere Firma damals gekauft hatte, habe ihn außerdem geärgert, erzählte der Ingenieur. Zusätzlich erlitt er nach eigenen Angaben totale Verluste bei seinen investierten Schiffsanteilen und musste erhebliche Steuern nachzahlen. Die finanzielle Not wurde immer größer, die gesamten Schulden würden sich inzwischen auf 600 000 Euro belaufen, sagte der Angeklagte leise.

Der Mann schildert aber auch, dass ihm die Diebstähle in der Firma leicht gemacht worden seien, überall hätten die Heizgeräte in Gängen und Räumen unversperrt herumgelegen. Er habe jedoch unkoordiniert und eher planlos zugegriffen. Erst spät fielen einer Kollegin "Unregelmäßigkeiten" auf, kurz darauf wurde der Verdächtige zur Rede gestellt. Der räumte danach schnell seinen Arbeitsplatz, verließ die Firma und legte bei der Polizei ein Geständnis ab. "Ich bin über mich selbst schockiert gewesen", erinnerte sich der frühere Mitarbeiter.

Der Staatsanwalt warf ihm vor, seine "Stellung missbraucht zu haben, um die Taten zu begehen". Dagegen betonte der Verteidiger, dass hier "auch ein Hausmeister" die Geräte hätte mitnehmen können. Das Gericht befand es zudem strafmildernd, dass die Heizsysteme als Prototypen nicht für den Verkauf bestimmt gewesen seien und der "wirkliche Schaden" nicht mehr zu klären sei.

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