Starnberg:Ort des Schweigens

Die Künstlerin Renate Hofer stellt im Starnberger Schlossgarten ihre Steinskulpturen aus. Damit rückt die Stadt ein wenig bekanntes, aber besonders schönes Fleckchen ins Blickfeld

Von Katja Sebald, Starnberg

Der Schlossgarten ist wohl einer der schönsten und zugleich einer der verschwiegensten Orte in Starnberg. Und so ist es eine ausgesprochen glückliche Entscheidung der Stadt, diesen Ort ins Blickfeld zu holen, indem man ihn während der Sommermonate mit zeitgenössischer Kunst bespielt. Nicht ganz geglückt ist aber der Eingriff in die Gartenanlage, den Renate Hofer derzeit mit ihrer Ausstellung mit dem Titel "Steine" vornimmt.

Der jenseits des Schlossgrabens angelegte Garten war an seinem südlichen Ende ursprünglich von einem Sommerhaus mit Tanzboden begrenzt. Als hinter hohen Mauern verborgener Renaissancegarten wurde er zeitgleich mit dem Münchner Hofgarten angelegt. Die heutige Bepflanzung greift die Idee eines Lustgartens nach italienischem Vorbild auf: Rund um ein Brunnenbecken gibt es symmetrische Beete, in Form geschnittene Buchshecken, Laubengänge und Rosenspaliere. Parkbänke, Apfelbäumchen auf dem Rasen und außen herum üppig wuchernde Stauden machen ihn zu einem beinahe verwunschenen Ort der Stille über dem hektischen Getriebe der Stadt. Eigentlich ist klar, dass ein Künstler, der diesen Garten bespielen will, äußerst behutsam vorgehen muss.

Renate Hofer kommt aus einem Beruf, in dem man Räume und Bilder imaginieren können muss: Sie arbeitete als Szenenbildnerin und Ausstatterin für Kino- und Fernsehproduktionen, bevor sie sich 2008 der Bildhauerei zuwandte. Nach zahlreichen Bildhauersymposien und Workshops fertigt sie ihre Skulpturen vor allem aus Stein und Keramik an. Sie lebte in Mallorca und Berlin, bevor sie 2010 in ihre ursprüngliche Heimat Starnberg zurückkehrte. Die Ausstellung im Schlossgarten auf Einladung der Stadt ist ihre dritte Einzelausstellung im Starnberger Raum, zuletzt zeigte sie 2013 unter dem Titel "Schwimmer" farbige Keramikfiguren im Museum Starnberger See.

Starnberg Schlossgarten Ausstellung Hofer

Glatte, sorgfältig bearbeitete Oberflächen kontrastieren mit unbehauenen, rauen Partien.

(Foto: Georgine Treybal)

Im Schlossgarten greift sie die Symmetrie der Gartenanlage teilweise auf, in dem sie in jedem Wiesenabteil mittig zwischen den Apfelbäumen angeordnet ihre Steinobjekte aufstellt. Die meisten von ihnen lassen den Stein noch erahnen, aus dem sie gearbeitet wurden: Glatte, sorgfältig bearbeitete Oberflächen kontrastieren hier mit unbehauenen, rauen Partien. Weiche, runde Formen stehen neben eckigen und kantigen. Es gibt eine ganze Reihe von Objekten aus hellem Sandstein, die von einer Kugelform ausgehend wellenförmige Einschnitte haben oder sorgsam durchbrochen sind. Besonders gelungen sind hier die Formen, die an Blüten, Knospen und Früchte denken lassen oder an geheimnisvolle Zwitterwesen aus Tier und Pflanze. Es wäre schön gewesen, wenn die Künstlerin den Mut gehabt hätte, ihre Steinobjekte einfach auf die Wiese oder zwischen die Blumen zu legen, als wären sie hier im Garten gewachsen.

Wenig sensibel und eben gar nicht installativ ist jedoch die Präsentation auf schweren, halbhohen Sockeln aus rostigem Eisen, zum Teil auch noch mit einem ergänzenden "Käfig" aus Eisenstäben rund um den Stein. Durch diese völlig unnötige Erhöhung treten die Skulpturen auf einmal in Konkurrenz zu den Bäumen und stören die feine, rhythmische Komposition der Gartenanlage, anstatt sie zu ergänzen. Und zugleich tritt dadurch umso mehr zutage, dass diese kaum mehr als fußballgroßen Objekte zwar ausgesprochen sorgfältig bearbeitete Steine sind, dass sie aber als Skulpturen nicht den sie umgebenden Raum zu bestimmen wissen. Weniger wäre hier mehr gewesen

Starnberg Schlossgarten Ausstellung Hofer

Weiche, runde Formen stehen neben eckigen und kantigen.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Ausstellung im Schlosspark ist noch bis zum Sonntag, 5. Juli, täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu sehen. Die Finissage zum Abschluss findet am 5. Juli von 18 Uhr an statt. Am Samstag, 13. Juni, werden die Skulpturen während der Aufführung von Shakespeares "Viel Lärm um nichts" der Theatergruppe Tragaudion beleuchtet sein. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr.

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