Starnberg:Altlasten im Wasserpark

Starnberg Wasserpark Strandbad

Die Tage des Starnberger Wasserparks sind gezählt: Von Herbst an werden die mehr als 40 Jahre alten Anlagen umfassend saniert.

(Foto: Georgine Treybal)

Bei der Sanierung des Starnberger Hallen- und Freibads muss hochbelasteter Boden ausgetauscht werden. Der Umfang des Schadens ist noch nicht bekannt, weitere Ergebnisse werden in kommender Woche erwartet

Von Armin Greune, Starnberg

Wenn im Herbst mit dem zweijährigen Umbau und der Sanierung im Starnberger Wasserpark begonnen wird, muss die Stadt mit zusätzlichen Kosten für Beseitigung von verunreinigtem Erdreich rechnen. Bodenuntersuchungen unter dem gepflasterten Vorplatz förderten Altlasten zu Tage: Unter anderem ist das Areal mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet, die krebserregend sind. Nun soll ein Sanierungskonzept entwickelt werden.

Bürgermeisterin Eva John erwartet jedoch nicht, dass sich deshalb der Bauablauf verzögert. Der Vorplatz müsse bei der Umgestaltung von Frei-und Hallenbad ohnehin abgetragen werden, weil dort künftig ein neuer Gebäudeteil mit Restaurant entstehen soll. In den dort abgelagerten Aufschüttungen seien Ölreste nachgewiesen worden, die von einem Tankschaden herrühren könnten, sagt John. Weiter wird vermutet, dass Brandreste in den Boden eingebracht wurden. Etwa drei Viertel des Vorplatzes seien kontaminiert.

Das gesamte Ausmaß des Schadens ist allerdings noch gar nicht abzusehen: "Die Untersuchungen sind zwar bereits abgeschlossen, aber alle Ergebnisse liegen noch nicht vor", sagt John. In der kommenden Woche hofft sie, Resultate für die weiter seewärts gelegenen Probeentnahmen zu erhalten. Auch die bei der Altlastenbeseitigung anfallenden Kosten lassen sich kaum verlässlich abschätzen. John rechnet nicht damit, dass sie eine siebenstellige Summe erreichen: "Aber ein paar hunderttausend Euro könnten es schon werden, es ist ja doch ein relativ großes Feld." Bei Gesamtkosten von mindestens 18 Millionen Euro für die Sanierung fiele dieser Betrag nicht besonders ins Gewicht.

Betroffen ist auch ein Nachbargrundstück des Wasserparks, das der Bauausschuss am Donnerstag nun in den Bebauungsplan einbezogen hat: Auf der im Nordwesten an den Wasserpark angrenzenden Fläche sollen zwei Ferienhäuser errichtet werden, nachdem der Altbau, der einst die Diskothek "Beach-Club" beherbergt hat, abgerissen ist. Der Ausschuss beschloss einstimmig, den Umgriff des Bebauungsplanes für den Wasserpark zu erweitern, um die Entwicklung dieser Ferienhäuser steuern zu können. Auch für dieses Grundstück erhob die Untere Bodenschutzbehörde am Landratsamt Einwände und ordnete weitere Untersuchungen oder einen Bodenaustausch an. Um die Altlastensanierung sicher zu stellen, werden Stadt und Eigentümer einen Vertrag abschließen.

Der Begriff PAK umfasst mehrere hundert verschiedene Verbindungen, die bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material entstehen. Für einige ist die krebserzeugende Wirkung nachgewiesen: So verursacht Benzopyren Hautkrebs bei Schornsteinfegern. PAK sind häufig in ehemaligen Abfalldeponien zu finden, weil dort neben Hausmüll oft Bauschutt und Aushub abgelagert wurde. Besonders hoch ist der PAK-Gehalt von Teer: Deshalb sind Straßenasphalt, Dachpappe oder Teeröl, wie es Imprägnierwerke verarbeiteten, im Erdreich als besonders kritisch zu beurteilen.

Sind PAK in Konzentrationen von mehr als 25 Gramm pro Tonne nachgewiesen, muss der Boden mit Kalk und Zement aufbereitet werden. Ab einer Konzentration von einem Kilogramm/Tonne wird das Material wie Sondermüll behandelt und aufwendig entsorgt. Weil leichtere PAK gut löslich sind, gefährden sie das Grundwasser. In unmittelbarer Nähe von Starnberger See und Würm mit ihren stark schwankenden Pegeln stellen diese Umweltgifte eine besondere Gefahr dar.

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