Starnberg:Altenpfleger vor Gericht

Der Mann soll eine Seniorin in 72 Fällen betrogen haben

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein Altenpfleger soll jahrelang auf Kosten eines Starnberger Ehepaares auf Einkaufstour gegangen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-Jährigen in insgesamt 72 Fällen vor, unberechtigt Geld von der Bank abgehoben oder mit der Kreditkarte der Seniorin in Geschäften, einer Autowerkstatt und auf einer Tankstelle gezahlt und mit dem Namen der Rentnerin unterschrieben zu haben. Zudem hat der Mann laut Anklage goldene Armbänder der Frau gestohlen und verkauft.

Bei dem vielfachen Betrug soll für die Eheleute ein Schaden von etwa 28 000 Euro entstanden sein. Der Pfleger muss sich deswegen jetzt vor dem Amtsgericht Starnberg verantworten. Der Familienvater bestritt jedoch die Vorwürfe und behauptete, dass er nur in Absprache Geld von Banken abgeholt habe oder für den Haushalt einkaufen gewesen sei. Dass er auch auf einer Urlaubsreise auf den Balkan mit der Kreditkarte der Rentnerin 2000 Euro abgebucht hatte, räumte der Angeklagte ein. Er habe aber nach der Reise das Geld sofort zurückgezahlt, betonte er.

Der korpulente Mann stellte sich ohnehin als äußert hilfsbereiter Mensch dar, der nun unschuldig auf der Anklagebank gelandet sei. "Ich habe mich immer um diese Leute gekümmert und nur gearbeitet, aber nicht betrogen", erklärte der Mann. Er sei jedoch von dem Ehemann, der nie Sozialbeiträge für ihn gezahlt habe, wie "ein Knecht behandelt und ausgenutzt worden". Dagegen sei dessen Ehefrau gut mit ihm umgegangen, die er oft im Voralpenland umhergefahren habe, erzählte der angeklagte Betreuer, der nach dem Tod des Ehemanns in das Haus der Witwe eingezogen ist. Sie habe ihn auch im Testament bedacht, damit er jetzt sozial abgesichert sei.

Allerdings hatte damals der Hausherr bemerkt, dass eine Visakarte und teurer Schmuck plötzlich verschwunden waren. Er verdächtigte den Pfleger und erstattete Strafanzeige. Dem Kaufmann war aufgefallen, dass unberechtigt oftmals hohe Beträge an Geldautomaten abgehoben worden sind. Man habe sich jedoch immer selbst das Geld am Bankschalter abgeholt, hatte der mutmaßlich betrogene Starnberger der Polizei zu Protokoll gegeben. Auch die Ehefrau hatte demnach ausgesagt, dass dem Bediensteten nicht erlaubt worden sei, die Kreditkarte zu nutzen.

Um die Betrugsfälle noch genauer aufzuklären, sind jetzt die Witwe sowie ein Bankangestellter und weiterer Polizeibeamter als Zeugen geladen worden. Der Prozess gegen den Altenpfleger wird am 31. März fortgesetzt.

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