Starnberg:Alle helfen dem kleinen Gnom

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Wenn die Starnberger Montessori-Schüler Theater machen, spielt Zusammenarbeit eine große Rolle. Noch proben die Kinder, am Dienstag wird es ernst.

Viktoria Winklbauer

Hoch konzentriert proben die Starnberger Montessori-Schüler für die Theateraufführung am Dienstag in der Schlossberghalle. Ein Orchester mit Streichern ist dabei, die Mädchen treten als Feen mit Flügeln auf. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Die Zauberwaldklänge schweben durch den Raum. Der Einzug der Elfen, Feen und Gnome steht kurz bevor. Das Orchester wird lauter. Geflüster und Gemurmel. "Stop, wir machen das noch mal von vorne." Die Theaterleiterin der Montessori-Schule, Christiane Hohberg, ist mit der szenischen Umsetzung des Theaterstücks noch nicht ganz zufrieden, setzt aber hinzu: "Das war schon ganz toll Kinder, ihr müsst mir nur richtig zeigen, was ihr in dem Moment wirklich fühlt." Das Orchester setzt wieder ein. Immer wieder wird die Szene geprobt. Dann endlich die erlösenden Worte für Kinder und Lehrer: "So das war's für heute. Jetzt räumen wir nur noch die Kostüme und die Instrumente auf." Viel schweißtreibende Arbeit und Geduld sind bei den Theaterproben für "Das magische Licht" vonnöten, damit Kinder und Organisatoren zufrieden sind.

Das künstlerische Erlebnis, das die Montessori-Schüler in Starnberg mit ihrem selbst verfassten und produzierten Stück erfahren, geht weit über den normalen Schulalltag hinaus. Alle 108 Grundschüler, sieben Buben und Mädchen aus dem Montessori-Kindergarten und sieben Schüler der 5. und 6. Klassen stehen bei der Premiere am kommenden Dienstag, 18. Februar, um 18 Uhr in der Schlossberghalle zusammen auf der Bühne.

Die Schule hat 2009 das Stück "Die chinesische Nachtigall" gezeigt. Da war schon ein Chor dabei, der später auch allein aufgetreten ist. Nun reifte der Entschluss, ein weiteres Werk aufzuführen. Der Komponist Rainer Bartesch aus Maising, der schon das Stück mit der Nachtigall für die Schule komponiert hatte, sollte auch diesmal musikalisch wieder eingebunden werden. Im kreativen Austausch mit den Lehrerinnen Christiane Hohberg und Nine Westphal entstand im vergangenen Frühjahr die Idee zu einer Geschichte, die für die Kinder möglichst nah an ihrer Fantasiewelt spielen sollte.

Die Handlung: Feen, Elfen, Gnome und Einhörner leben zusammen friedlich in einem Zauberwald. Eine Kugel mit magischem Licht spendet ihnen Energie und Lebenskraft. Als jedoch die Gnome eine Maschine bauen, die ihnen die tägliche Arbeit abnehmen soll, geschieht eine Katastrophe. Die Maschine wird von den anderen Waldbewohnern missbraucht und gerät außer Kontrolle. Nicht nur das magische Licht ist in Gefahr, sondern auch das Leben im Zauberwald. Nur die Schmetterlinge können jetzt noch helfen, das Licht wieder zum Leuchten zu bringen und die Waldbewohner wieder zum Leben zu erwecken.

Bis zum Anfang der Proben im September war das Konzept zwar klar, aber ein Großteil der Szenen fehlte noch. Nun war es an den Kindern, ihre Ideen mit einzubringen und durch ihre individuellen Ausdrucksformen dem Stück eine besondere Note zu geben. Sie konnten sich mit dem Stück identifizieren, da sie aktiv mitgeholfen hatten und sich aussuchen durften, in welchem Bereich sie gerne einsteigen wollen; ob im Chor, bei der Percussion, im Orchester oder in der Theatergruppe. Erst im Januar wurde das Stück ganz fertiggestellt und die Kostümproben.

Die Feen und Elfen bewegen sich zum Klang der Geigen mit ihren bunten Gewändern hin und her. Tücher und Seifenblasen schweben über die Bühne. Die Musik wird schneller. Die Einhörner kommen auf die Bühne und springen zwischen den Feen hin und her. Die Kinder im Zuschauerraum fangen an zu kichern. Der Rhythmus der Musik wird unregelmäßiger. "Das Orchester bitte noch mal von Anfang an." Sofort herrscht wieder volle Konzentration.

Bartesch fordert viel von den kleinen Musikern. Es ist zwar insgesamt eine schwierige Komposition, aber "die Kinder finden sich gut in die Gesamtkomposition ein. Einer der Erstklässler, der das Schlagzeug spielt, hat das zuvor noch nie gemacht. Er ist aber sehr talentiert und lernt unglaublich gut, sodass er schon die kompliziertesten Rhythmen bearbeiten kann. Auf die anderen Instrumente zu hören und einen Teil zum großen Ganzen beitragen zu können, ist am Anfang sehr schwer gewesen, aber mittlerweile klappt alles ganz gut", sagt Bartesch.

Die zentrale Idee der Verantwortlichen war es, das Wahrnehmungsfeld der Schüler in Theater und Musik zu vergrößern und ihnen beizubringen, sich trotzdem auf sich selbst und seine Aufgabe zu konzentrieren. Durch dieses Prinzip wird jedes einzelne Kind in seiner Rolle im Stück hervorgehoben, und ist in die Gemeinschaft integriert. Die anderen Lehrer können dem Schulprojekt auch etwas Positives abgewinnen. "Die Kinder sind nicht nur bei den Proben des Stückes sehr fokussiert. Auch im Unterricht sind sie engagiert und arbeiten fast besser mit als normalerweise", sagt zum Beispiel der Lehrer Jürgen Negeborn.

Die Schüler sind natürlich auch begeistert. Nicht nur deswegen, weil bei den Proben der Unterricht ausfällt. "Alle sind mit dabei , das ist das Tollste. Die Proben in der Turnhalle mit allen zusammen machen sehr viel Spaß und jeder ist gut mit dabei", sagt der kleine Paukist Emilian. Aufgeregt sind die Kinder zwar schon, aber niemand hat Angst zu versagen oder seinen Text zu vergessen. "Die anderen sind ja zur Not alle da, um mir zu helfen", weiß Lennard, der einen Gnom spielt. Das pädagogische Gesamtkonzept hinter diesem Werk scheint aufzugehen. Die Premiere am Dienstag kann kommen.

© SZ vom 15.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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