Starnberg:Aldi geht wieder auf Suche

Nach der Niederlage im Gilchinger Bürgerentscheid kommt für das Unternehmen nun auch die Gautinger Option nicht mehr in Frage. Der Discounter hält zwei Jahre länger als geplant vorerst bis 2019 am Standort Eichenau fest

Christian Deussing

Gauting/Gilching- Der Aldi-Konzern gibt vorerst auf im Landkreis Starnberg: Nach der Niederlage im Gilchinger Bürgerentscheid kommt für das Unternehmen nun auch die Gautinger Option nicht mehr infrage. Das kündigte Projektleiter Michael Klöter an und rückt damit von dem noch Anfang der Woche angekündigten Kurs ab. Da Gilching den Bau eines Auslieferungslagers in Nähe des Gewerbegebiets abgelehnt hatte, stand zunächst zur Debatte, das Projekt nach Südwesten zu verschieben, sodass der Standort nur auf Gautinger Gebiet gelegen hätte. Nun gibt es mehrere Optionen für den Aldi-Manager. Nach dem Bürgentscheid hätten einige Grundbesitzer Flächen angeboten, sagte Klöter am Donnerstag der SZ. Die Teilnahme an einer Klausurtagung der Gautinger Gemeinderäte am Wochenende hat er abgesagt.

Klöter räumte ein, bereits zwei Jahre verloren zu haben. Das Logistikzentrum in Eichenau werde daher wohl weitere sieben statt fünf Jahre genutzt. Die Immobilie dort hat das Unternehmen gemietet. Die Suche nach einer Alternative geht auch in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck weiter. Rund 49 000 Quadratmeter groß soll das neue Logistiklager werden. Welche Standorte infrage kommen, wollte Klöter am Donnerstag nicht sagen.

Der Manager begründete seinen überraschenden Rückzieher damit, sich "nicht noch einmal einer Schlammschlacht" aussetzen zu wollen. Die Gegner aus Gilching hatten bereits angekündigt, das Bauvorhaben auch auf Gautinger Grund möglichst zu verhindern. Es seien "viele Unwahrheiten" über die Gewerbesteuer, den Lieferverkehr und Landschaftsschutz verbreitet worden, beklagte Klöter. Daher habe es "keinen Sinn, unter diesen Vorzeichen weiter zu machen" - obwohl er glaubt, dass sich der Gautinger Gemeinderat und der Kreistag mehrheitlich für die Ansiedlung des Logistikzentrums auf dem neuen Areal ausgesprochen hätten. Als "absoluten Blödsinn" bezeichnet der Projektleiter die These, mit dem Warenlager würde ein "Einfallstor für Großgewerbe" in Richtung Unterbrunn entstehen.

Aldi habe "in der ganzen Zeit sicher nicht geschlafen", sagt Gautings Bürgermeisterin Brigitte Servatius. Die neue Variante wäre aber schwieriger zu verwirklichen gewesen, glaubt sie. Denn die Zufahrt und Erschließung des Geländes wäre nicht nur über eigenes Gemeindegebiet möglich, sagte die Rathauschefin. Ihr Gilchinger Amtskollege Manfred Walter zeigte sich am Donnerstag nur wenig davon überrascht, dass Aldi seine Pläne in der Nachbargemeinde nicht weiter verfolgt. "Das wäre dort ein langes und aufwendiges Verfahren mit offenem Ausgang geworden", glaubt er.

Der Sprecher der Anti-Aldi-Allianz in Gilching, Michael Rappenglück, wies die Vorwürfe des Projektplaners Klöter zurück, das Bündnis habe "bewusst mit Fehlinformationen" agiert. Er sei jedoch über die "irrsinnige Selbstsicherheit" des Aldi-Managers verwundert, stets zu behaupten, das Projekt ansonsten mit Gauting allein zu realisieren. Die Taktik sei eben nicht aufgegangen, die Gilchinger, die dem Warenlager auf dem eigentlich vorgesehenen Areal beim Gewerbegebiet Süd zustimmen sollten, "damit unter Druck zu setzen", sagte Rappenglück. Der Bündnis-Sprecher fühlt sich durch den "Rückzug von Aldi zu 100 Prozent bestätigt", dass auch der Ersatzplan in dem Wasserschutzgebiet scheitern musste. Eine Ansiedlung des Logistikzentrums allein auf Gautinger Grund hätte überdies dem Regionalplan und Landesentwicklungsprogramm widersprochen, sagte Rappenglück.

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