Schnellwege in Planung:Ab auf die Radl-Autobahn

Fahrradfahren ist in Mode - auch im Alltag. Doch nicht überall gibt es taugliche Wege. Jetzt denkt man im Großraum München über erste Schnellwege nach. Teil der 14 Routen sind auch Starnberg und Weßling

Von Christiane Bracht, Starnberg

Ohne Ampeln und lästige Kreuzungen auf glattem Asphalt mit dem Rad von Starnberg nach München zu sausen, davon träumt so manch ein Pendler. Stattdessen muss er sich in überfüllte Bahnen quetschen oder im Stau auf Autobahn beziehungsweise dem Mittleren Ring warten. Denn die rund 25 Kilometer lange Route täglich mit dem Rad in die Arbeit zu fahren, ist derzeit kaum zu realisieren. Die Wege sind nicht nur umständlich und weit, sondern oft auch beschwerlich oder sogar gefährlich. Vielerorts gibt es nämlich nicht einmal einen Fahrradweg. Doch das soll sich schon bald ändern.

Während die Verkehrsplaner im Landkreis an einem alltagstauglichen Radwegenetz arbeiten, gibt es im Großraum München sogar schon Überlegungen erste Schnellwege für Radler zu bauen. 14 Routen hat man im Visier, die sternförmig von München in die Landkreise führen. Auch nach Starnberg und Weßling plant man solche Radautobahnen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum untersucht derzeit vor allem die räumlichen und rechtlichen Voraussetzungen - zunächst aber nur für die Strecke nach Garching. Dies soll das Pilotprojekt werden, da dort ein großes Forschungszentrum mit vielen Arbeitsplätzen geplant ist. Dementsprechend hoch schätzt man die Zahl der möglichen Nutzer einer solchen Schnellstrecke ein. Erst danach will man die Realisierbarkeit anderer Routen prüfen.

Tutzing Lindenallee

Nicht überall ist das Radfahren so schön, wie hier in der Tutzinger Lindenallee und nicht alle radeln nur in der Freizeit.

(Foto: Georgine Treybal)

4,50 Meter breit müssen Radschnellwege sein, beleuchtet, möglichst direkt und ohne Kreuzungen. Um auf sie fahren zu können, sollen Auf- und Abfahrten wie bei Autobahnen gebaut werden, erzählt die Starnberger Verkehrsmanagerin Susanne Münster. Im dicht besiedelten Würmtal dürfte es schwer werden, so viel Raum zu finden. "Vielleicht parallel zur S-Bahntrasse", schlägt Münster vor. Ob der Raum reicht, müsse aber erst untersucht werden. Zudem könnte auch der Naturschutz einem solchen Vorhaben entgegenstehen, fürchtet sie. "Es ist aber wichtig, dass wir ein Angebot schaffen." Heute gebe es schon einige Pendler, die regelmäßig von Weßling aus mit dem Rad nach München fahren. Für sie wären die Schnellwege eine deutliche Verbesserung. Und in Zeiten, in denen Pedelecs und E-Bikes immer beliebter werden, müsse man für sie Wege schaffen. Schließlich entlaste dies sowohl den öffentlichen Nahverkehr, als auch die Straßen. Und 25 Stundenkilometer sind weder für Pedelecs, noch für E-Bikes ein Problem.

Ebenso wichtig findet Münster es, die Planungen im Einklang und mit Wertschätzung der Natur zu machen. "Die Fronten zwischen Radfahrern einerseits und Naturschützern andererseits sollen nicht aufeinander prallen", findet sie. Bei allen Planungen müsse man immer im Auge behalten, dass die Fahrradautobahnen auch einen gewissen Flächenverbrauch nach sich ziehen. "Deshalb muss man sich fragen: Schaffe ich trotz Versiegelung einen Mehrwert?"

Erste Zweifel an dem Vorhaben hat Münster trotz aller Begeisterung für ein lückenloses Radwegenetz aber schon jetzt: "Ich bin nicht sicher, ob wir tatsächlich einen Radschnellweg bekommen." Die Option sollten wir auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, nicht nur Richtung München, sondern auch als Tangentialverbindung zwischen den S-Bahnlinien und in die Nachbarlandkreise. Aber Verbesserungen für Alltagsradler könne man auch schaffen, indem man Abstriche mache, gibt sie zu bedenken. So könne man einen schnellen Radweg bauen, auch wenn dieser nicht völlig Kreuzungsfrei ist. Denn in dicht bebauten Gebieten ist nicht überall Platz für eine Brücke. Etwas außerhalb könnte die Route dann in einen echten Radschnellweg übergehen.

Schnellwege in Planung: Um sich lange Staus oder verspätete S-Bahnen zu sparen, treten etliche auch für den Weg zur Arbeit in die Pedale. Jetzt sind Schnellwege im Gespräch.

Um sich lange Staus oder verspätete S-Bahnen zu sparen, treten etliche auch für den Weg zur Arbeit in die Pedale. Jetzt sind Schnellwege im Gespräch.

In drei Jahren könne man sicher schon sagen, ob ein Radschnellweg im Fünfseenland möglich ist, hofft die Verkehrsmanagerin. Dann wisse man auch, wer die Baulast für ein solches Vorhaben tragen muss und wer für den Unterhalt verantwortlich ist. Erste Erkenntnisse für das Projekt nach Garching wird der Planungsverband voraussichtlich schon in einem dreiviertel Jahr präsentieren.

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