Sport:Sportler und Funktionär

Bergspektiven zum Thema Sport; Was bleibt nach Rio?

"Was bleibt nach Rio?", hat Christian Kalinke (rechts) die Olympiateilnehmerin Claudia Lichtenberg und den DOSB-Vorsitzenden Alfons Hörmann gefragt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Claudia Lichtenberg und Alfons Hörmann bei den Bergspektiven

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Berg

Die eine ist Leistungssportlerin und trainiert täglich vier bis sechs Stunden, der andere ist als Sportfunktionär ständig unterwegs. Auf der Veranstaltung "Bergspektiven" am Montag in Berg diskutierten die Profi-Radrennfahrerin Claudia Lichtenberg und DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund)-Chef Alfons Hörmann mit Initiator Christian Kalinke über ihren Beruf im Bereich Sport, über Olympia, Doping und ihre persönlichen Ziele. Motto: Was bleibt nach Rio?

Claudia Lichtenberg, die sich auf Straßenrennen spezialisiert hat, machte sich berechtigte Hoffnung auf eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio. Doch daraus wurde nichts. "Es lief nicht gut", meinte Lichtenberg knapp. Klar sei man enttäuscht, wenn sich die Erwartungen nicht erfüllen. Die 30-Jährige aus Wolfratshausen erzählt, dass sie sich die Eröffnung der Spiele in ihrem Zimmer im Olympiadorf im Fernsehen angesehen hat. Denn sie habe sich auf den anstehenden Wettkampf konzentrieren müssen. "Vor dem Rennen ist man fokussiert", erklärt Lichtenberg, da sei es nicht möglich, Party zu machen. Sich selbst beschreibt sie als zurückhaltend, empathisch und ruhig. Zielstrebig und diszipliniert ist sie sicherlich auch, denn das ist die Grundvoraussetzung für eine Profi-Radsportlerin, die pro Jahr etwa 20 000 Kilometer fährt und 70 Rennen bestreitet. Ganz nebenbei hat Lichtenberg, die 2005 Abitur gemacht hat, Maschinenbau an der TU München studiert und inzwischen ihren Bachelor-Abschluss gemacht. Die Uni sei sehr entgegenkommend gewesen. Durch den Profisport sei sie finanziell unabhängig und habe während des Studiums auf "eigenen Füßen stehen können". Lichtenberg, die seit zwei Jahren verheiratet ist, will "definitiv" noch ein Jahr Rad fahren. "Dann kommen andere Sachen," betont sie. Zum Thema Doping befragt, erklärt Lichtenberg: "Ich weiß, dass ich sauber bin und dass ich zu den Besten gehöre."

Alfons Hörmann sagte, der Anti-Doping-Kampf sei seine wichtigste Aufgabe. Dafür müssten international neue Strukturen geschaffen werden. Der 56-Jährige, der es vom gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann zum Vorstand und vom Hobby-Sportler zum Top-Sportfunktionär gebracht hat, gibt sich bodenständig. "Das Amt muss zum Manne kommen und nicht der Mann zum Amt", betont Hörmann, der den Grundstein für seine Karriere an der Basis als Skisportler und Vereinsvorsitzender in seiner Heimatgemeinde Sulzbach gelegt hat. Als Bauernbub aus dem Allgäu habe er früh hart arbeiten und Verantwortung übernehmen müssen. Und das sei auch für seinen Job wichtig. Seine Tätigkeit als Funktionär beschreibt er als Repräsentanz- und Schnittstellenarbeit. Er engagiere sich beispielsweise dafür, dass Profi-Sportler besser unterstützt werden, damit sie wie Lichtenberg eine zusätzliche Karriere aufbauen können. Ganz oben auf seiner Liste stehe zudem, Kinder und Jugendliche wieder für den Sport zu begeistern.

Auch Kalinke stellte fest, dass es "wirklich dramatisch ist", wie sich die motorischen Fähigkeiten von Kindern degenerieren. Deshalb werde der Erlös aus der Veranstaltung unter anderem auch für Bolzplätze verwendet.

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