Spekulieren verboten:Wie die Gemeinde Pöcking ihr Geld vermehrt

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Mehr als 60 Millionen Euro Rücklagen hat die Gemeinde Pöcking. Doch wie soll man das ganze Geld am besten anlegen? Die Pöckinger haben sich für den konservativen Weg entschieden - und vergeben sogar selbst Kredite.

Sylvia Böhm-Haimerl

Solche Aussichten hätten andere Kämmerer im Fünfseenland gerne: Bis zum Ende des Jahres wird die Gemeinde Pöcking über Rücklagen in Höhe von 60,6 Millionen Euro verfügen. Mehr als der Landkreis Starnberg. Nicht schlecht. Was nach Rekord ausschaut, würden aber die Kämmerer aus Unterföhring oder Grünwald mit nettem Achselzucken zur Kenntnis nehmen.

Geldsorgen hat die Gemeinde Pöcking nicht, sie verfügt über Rücklagen von 60,6 Millionen Euro. (Foto: dpa)

Denn Unterföhring, das wie Grünwald zum Landkreis München gehört, weist Rücklagen von unvorstellbaren 250 Millionen Euro auf. Da muss Pöcking noch einiges nachlegen. Grünwald rechnet allein aus der Gewerbesteuer heuer mit Einnahmen in Höhe von 140 Millionen Euro. Grünwald ist die reichste Kommune rund um München.

Was aber alle drei Gemeinden eint, ist das Problem, das Geld richtig anzulegen. Denn dabei müssen besondere Vorgaben beachtet werden. Das Geld müsse mündelsicher sein, sagt Bürgermeister Rainer Schnitzler. Und der Rathaus-Geschäftsleiter Stefan Bäuerle meint lapidar: "Schulden zu verwalten ist bei weitem aufwendiger."

Kämmerer Michael Schmid formuliert etwas zurückhaltender: "Bei uns ist es eine angenehmere Planung, weil man sich nicht um ein Darlehen bemühen muss." Über jeden einzelnen Euro wacht die Gemeindeverwaltung selbst. "Die Finanzhoheit muss im Hause bleiben, da geben wir nichts aus der Hand", betont Bäuerle.

Kämmerer Schmid verwaltet die Millionen in einer eigens angelegten Datenbank. Sie spuckt nicht nur den jeweiligen Tagesabschluss aus, wie etwa die rund 30 verschiedenen Posten, die täglich abgebucht werden, sondern auch, wann welches Geld aus den verschiedenen Anlagekonten gerade frei wird.

Ob das Geld erneut angelegt, in Immobilien, Grundstücke oder in die laufenden Projekte investiert wird, entscheiden die zuständigen politischen Gremien. Als Kämmerer sorge er lediglich dafür, dass immer pünktlich genügend Geld auf dem Konto ist, sobald es gebraucht wird, so Schmid.

Zwar hat die Gemeinde einen Kassenkredit von 1,5 Millionen Euro, dennoch versucht der Kämmerer nach Möglichkeit zu vermeiden, dass das Konto überzogen wird. Viel lieber nutzt er bei der Geldanlage die Zinsen "bis zum letzten Tag" aus. Schmid: "Ich weiß ja, wann bestimmte Beträge fällig sind." Dabei kann es sich schon um Millionenbeträge handeln, etwa bei der Kreisumlage oder bei Steuervorauszahlungen.

Die Rücklagen werden angelegt, wie dies jeder Kleinsparer auch tut: bei einer sicheren Bank, hauptsächlich bei der Hausbank, außerdem in Termingeld, Wachstumszertifikaten oder Bausparverträgen. "Ganz gemischt", wie der Kämmerer meint. Allerdings darf er weder spekulieren, noch darf er Währungs- oder Kursrisiken eingehen. Sogar günstige Kredite hat die Gemeinde schon vergeben, etwa an einen Zweckverband.

In Staatsanleihen investiert die Gemeinde nicht. "Bei der derzeitigen Marktlage sind wir sehr zurückhaltend", versichert Schmid. "Das sind schließlich Steuergelder." Grunderwerb betreibt Pöcking auch nicht im großen Stil.

Lediglich eine halbe Million Euro ist im Haushalt eingestellt für unvorhergesehene Käufe. "Das ist in der heutigen Zeit schwierig, da Grund sehr teuer ist", sagt Schnitzler. Doch günstige Angebote nutze man schon. Denn es sei immer gut, den Landwirten Grund zum Tauschen anbieten zu können, sagt Schmid.

Doch auch wenn die Pöckinger ihr Geld konservativ anlegen und dafür nur wenig Zinsen bekommen - es summiert sich. Dieses Jahr nimmt die Gemeinde allein durch Zinserträge zwei Millionen Euro ein; und das steuerfrei, da die öffentliche Hand keine Kapitalertragssteuer bezahlten muss.

Zur Erinnerung: Die meisten Einnahmen stammen von dem Leasingunternehmen LHI, das inzwischen wegegezogen ist; und von einer Steuernachzahlung einer anderen Firma, deren Namen die Gemeinde lieber für sich behält.

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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