Sonnenäcker:Muskelkraft statt Chemie

Wer auf einer gemieteten Parzelle der Solidargemeinschaft Starnberger Land seinen Salat anbaut, muss auf Pflanzenschutzmittel und Dünger verzichten. Das kann ganz schön anstrengend sein.

Von Blanche Mamer, Gilching

Sobald die ersten Krokusse blühen und der Bärlauch sprießt, werden die Hobbygärtner unruhig. Auch wenn der Winter noch zurückkehren kann und es noch Wochen dauert bis zu den Eisheiligen, wollen sie doch so schnell wie möglich mit dem Garteln beginnen. Das zeigte auch am Freitag der große Andrang bei der Informationsveranstaltung über die Sonnenäcker der Solidargemeinschaft Starnberger Land in Geisenbrunn. Etwa 80 Zuhörer waren gekommen, darunter einige alte Hasen, die schon mehrere Jahre Erfahrung haben, aber auch einige Neulige, die erst noch lernen müssen, wie sie auf einem sogenannten Bifang eigenes Gemüse, Kräuter und Blumen ziehen.

Bifang? Weil sie die Frage schon erwartet hat, beantwortet Jana Schmaderer, die Sonnenäcker-Beauftragte, sie sofort. Ein Bifang ist ein etwa 60 Zentimeter breiter Kartoffeldamm, den der Landwirt im April mit dem Häufelpflug saatfertig vorbereitet. Auf einem Feld befinden sich 10 bis 20 Bifänge mit einer Länge von je 100 Meter. Hobbygärtner können einen ganzen, einen halben oder auch einen viertel Bifang, also 25 Meter, für eine Saison mieten und nach den Sonnenäcker-Richtlinien anbauen.

Bis sie saftigen Salat und schmackhaftes Gemüse ernten, steht ihnen aber sehr viel Arbeit bevor. "Und es kann sein, dass Sie am Anfang ihre Arme spüren und der Rücken wehtut", sagte Schmaderer. Jeder Bifang-Mieter muss sich verpflichten, auf chemischen Pflanzenschutz und mineralischen Dünger zu verzichten. Und das heißt: Unkraut jäten und zwischen den Pflanzen hacken. "Hacken?", fragt ein junger Mann. Ja: von Hand den Boden zwischen den Pflänzchen mit der Hacke lockern und von Unkraut befreien. Das ist eine altbewährte und umweltfreundliche Methode, den Garten unkrautfrei zu halten. Die Unkräuter müssen mit der Wurzel entfernt werden, sie können, wie auch die Blatt- und Krautmasse, als Mulch liegen bleiben. Später wird Schmaderer die benötigten Gartengeräte zeigen.

Auf dem Ackerboden gedeiht das Gemüse besser als im Garten daheim, berichtet die erfahrene Gärtnerin, die seit 2010 die Sonnenäcker betreut. Der Boden ist tiefgründig bearbeitet und hält die Feuchtigkeit gut. Es muss nicht gegossen werden, schließlich gießt der Landwirt die Kartoffeln oder Rüben auch nicht. Und wieder gilt: "Drei mal hacken ersetzt das Gießen." Einzige Ausnahme: Wenn man Setzlinge pflanzt, muss man die ersten Tage volle Gießkannen schleppen, bis die jungen Pflanzen angewachsen sind.

Die regelmäßige körperliche Arbeit sei eine wichtige Erfahrung, dadurch schätze man Lebensmittel wieder mehr, sagt eine ältere Bifang-Mieterin. "Man lernt ständig hinzu", erklärt sie. So habe es im vergangenen Jahr Kartoffelkäfer und Erdflöhe gegeben, die sie von ihrem kleinen Garten neben dem Haus nicht kenne. Ein Lichtblick: Es gibt viel weniger Schnecken als im Hausgarten.

Mittlerweile gibt es im Landkreis zehn Sonnenäcker-Standorte: Jeweils zwei in Gilching und Gauting, je einen in Weßling, Seefeld, Breitbrunn, Herrsching, Inning und Erling. "Wir suchen immer noch Landwirte, die uns einen Acker oder ein Teilstück eines Ackers zur Verfügung stellen. Die Fläche sollte etwa 2000 Quadratmeter groß sein und möglichst keine Hanglage haben. Sie sollte auch nicht zu weit abgelegen sein, damit die Gartenliebhaber sie zu Fuß oder mit dem Rad erreichen können", sagt Schmaderer.

Die Planungen für die Saison haben bereits begonnen. Einige haben sich bereits einen Acker reservieren lassen, wer noch Interesse hat, kann sich bis zum Samstag unter der Telefonnummer 08152/3960267 oder per E-Mail an jana.schmaderer@starnbergerland.info melden.

Ein Bifang kostet von Mitte April bis Anfang November 60 Euro. Offizielle Übergabe der Kartoffeldämme ist, je nach Wetter, Anfang oder Mitte April.

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