Sonderflughafen Oberpfaffenhofen:Behutsame Vision

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Die neuen Eigentümer wollen den Standort "achtsam und in Kooperation mit den Nachbarn" entwickeln. Damit schlagen sie ein weiteres Kapitel auf

Von wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen

In der 80-jährigen Geschichte des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen ist nun ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Seit Mai heißen die Eigentümer des Areals Beos und Triwo, bundesweite Immobilienentwickler aus Berlin und Trier, die mit dem Gelände viel vorhaben. Ein erstes Zeichen haben sie schon gesetzt: Plötzlich ist von einem gemeinsamen Luft- und Raumfahrtcluster Oberpfaffenhofen die Rede, den man mit "Achtsamkeit und in Kooperation mit den Nachbarn vorantreiben" möchte. "Der Flughafen ist eine einmalige Chance für eine behutsame und langwierige Entwicklung." Aus dem Standort soll ein "großer Campus" für Luft- und Raumfahrt entstehen. "Das ist unsere Vision."

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Wasserflugzeug Seastar wird am Sonderflughafen gebaut.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das futuristische E-Auto hat das DLR entwickelt.

Von Beos-Vorstand Hendrik Staiger und von Professor Christian Juckenack von Triwo stammen diese Worte, ausgesprochen am Mittwoch bei ihrem Besuch in Oberpfaffenhofen. Es war die erste offizielle Vorstellung der neuen Besitzer. Nicht nur die Bürgermeister Michael Muther (Weßling), Manfred Walter (Gilching) und Brigitte Kössinger (Gauting) hörten dies mit Wohlwollen, auch die Firmenchefs jenseits des Flughafengeländes horchten auf. Astopark-Geschäftsführer Bernd Schulte-Middelich brachte die Sache auf den Punkt: "Wir haben endlich den lang ersehnten Schulterschluss zwischen jenen Firmen auf dem Flughafengelände und jenen, die außerhalb am Standort liegen." Das war eine deutliche Kritik am alten Eigentümer Airbus (vormals: EADS), der nach Meinung vieler Firmenchefs die Entwicklung eher blockiert habe.

Anlass zu dieser Leistungsschau war der Besuch der Flughafen-Eigentümer (v. li.): Landrat Karl Roth, Ute Eiling-Hütig, Franz Josef Pschierer, Alicia Dornier und die neuen Besitzer Christian Juckenack von Triwo und Hendrik Staiger von Beos. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Neue Zeiten also am alten Standort. Denn ungewöhnlich war auch, dass die Enkelin von Claudius Dornier, Alicia, die Gäste in jener Produktionshalle empfing, wo das Wasserflugzeug Seastar ihres Vaters Conrado Dornier mit einem dreistelligen Millionenbetrags eines chinesischen Investors gebaut wird. Die Dorniers zeigen sich sonst kaum in der Öffentlichkeit. Dass der Flugzeugbau an diesem historischen Standort weitergehe, machte sie sichtlich stolz. Somit werden zwei Dornier-Flieger produziert: die Seastar und die Do 228 NG vom Schweizer Technologieunternehmen Ruag.

Bei einer Besichtigungstour zu Firmen auf dem Flughafen zeigte sich schnell, wie gut sich der Standort seit der Dornier-Pleite im Jahr 2002 erholt hat. Gut 6000 Mitarbeiter arbeiten jetzt auf und rund um den Airport. Darauf machte Juckenack aufmerksam. Allein 1600 steuert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bei, bald 500 Techniker sind es beim Satellitenhersteller OHB. Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer kündigte weitere Unterstützung an und lobte die Entwicklung. Da wollte ihm niemand widersprechen, denn seit kurzem ist der Airport in die Liste der zwölf Flughäfen mit Bundesinteresse aufgenommen worden - wegen seiner Bedeutung als Forschungsstandort. Natürlich haben die Firmen auch Wünsche. Vor allem der Mangel an Fachkräften macht ihnen zu schaffen. Zudem wünschen sie sich eine Verbesserung der Infrastruktur, also des Ausbaus des Öffentlichen Nahverkehrs. So wurde die Einführung der Expressbuslinie begrüßt.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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