Skulpturenweg:K wie Kochen und Kunst

In Wörthsee soll ein Skulpturenpark entstehen; Antrag im Gemeinderat:

Auch sitzen kann man auf Kunstwerken: Andreas Huber (links) und Johannes Englmeier möchten Kunst erlebbar machen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Johannes Englmeier und Andreas Huber haben für Wörthsee große Pläne. Der Koch und der Produktdesigner wollen mit Installationen eine Kommunikationsplattform schaffen

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Der eine macht in Metall, der andere in Beton. Beide haben eine Vision: Johannes Englmeier und Andreas Huber wollen in ihrer Heimatgemeinde Kunst erlebbar machen und einen Skulpturenweg anlegen. Einen ersten Vorgeschmack, wie der aussehen könnte, gibt es bereits. Von Englmeier stehen sieben "Fremdlinge" am Schlittenberg in Steinebach.

Englmeier ist in Frankreich aufgewachsen und lebt seit 1992 wieder in Deutschland. Sein Hauptberuf hat auch mit Kunst zu tun: der Kunst des Kochens. Der 50-Jährige hat in Sterne-Restaurants in Paris, London und München gearbeitet, unter anderem im "Glockenbach" von Karl Ederer. Zehn Jahre lang leitete er dann eine Betriebskantine der gehobenen Art in München, bevor er sich 2012 mit der Catering-Firma "art culinaire" in Wörthsee selbständig machte. Auch wenn Kochen eine Kunst ist, will sich Englmeier dabei nicht verkünsteln, die einfachen Dinge schätzen, lautet sein Credo. Seine Fremdlinge sind Skulpturen aus Corten-Stahl und Recycling-Materialien. Kochen wie Kunst sind Handarbeit. In Wasserburg hat Englmeier bei Hans Thurner ein Bildhauerseminar besucht. Nach Versuchen mit Holz ist er beim Metall hängen geblieben. "Da habe ich mich gefunden", sagt er. Neben dem Catering und der Kunst engagiert sich Englmeier auch sozial in Wörthsee. In der Grundschule und beim Ferienprogramm der Nachbarschaftshilfe kocht er zusammen mit den Kindern, zeigt ihnen, wie eine Aubergine aussieht, lässt sie Paprika und Zucchini schneiden und bereitet "echte" Fischstäbchen mit ihnen zu.

Die Kunst ist für Englmeier "was Kreatives über dem Beruf". Dazu gehört auch Gebrauchskunst - Gartenkugeln, Außenduschen, Hochbeete. Seine Werkstatt hat er mittlerweile in Weßling, in Walchstadt war kein Platz mehr für das zusammengesammelte Material.

In Gebrauchskunst steht ihm Andreas Huber in nichts nach. Seit zwölf Jahren betreibt er die "Handwerkstatt" in Steinebach. Huber, Enkel des früheren Schmids von Steinebach, ist gelernter Schreiner und hat in Bozen Produktdesign studiert. Sein Lieblingsmaterial ist Beton. Daraus stellt er nach individuellen Wünschen Alltagsgegenstände her, die nicht alltäglich sind. Für eine Londoner Boutique hat er zum Beispiel ein Präsentationsmöbel aus Beton mit Eichenschubladen und pulverbeschichtetem Eisenfußgestell gemacht. In Krailling steht eine Betonküche von ihm, in Tutzing ein Betontrog, in Wörthsee ein Grilltisch. Der 44-Jährige verarbeitet aber auch Holz, Eisen und Kunststoff, "um in jedem Stück den praktischen Nutzen mit ästhetischem Ausdruck zu verbinden", beschreibt er sein tun. Modernes Design trifft auf traditionelles Handwerk. Kein Stück soll wie das andere ein, jedes seinem Besitzer ans Herz wachsen. Von Huber stammt auch die erste Bücherbox am Seglerweg in Wörthsee.

Englmeier und Huber haben sich über die neue politische Gruppierung Wörthsee-Aktiv kennengelernt. Huber ist ein waschechter Steinebacher. Bis auf seine Studienzeit in Südtirol war er nie länger weg aus dem Dorf. Darum ist ihm die Kommunikation am Ort wichtig. Auch deswegen hat er sich dafür engagiert, dass es in Wörthsee nach dem Abriss der Grundschule weiter einen Christkindlmarkt gibt. Bereits zum vierten Mal findet er heuer vor dem Rathaus statt, zur Freude der vielen Besucher.

Kunst verbindet Menschen, und über Kunst kommen sie ins Gespräch. Mit einem Skulpturenweg wollen die zwei Initiatoren eine Plattform bieten. Mehr Kunst könne Wörthsee durchaus vertragen, finden sie. Mit anderen Künstlern sind sie bereits in Kontakt. Die Gemeinde hat ihre Bereitschaft, die Schirmherrschaft zu übernehmen, signalisiert. Im Frühjahr sollen die ersten Skulpturen und Installationen aufgestellt werden - an den öffentlichen Badeplätzen, rund ums Rathaus und auch auf Privatgrundstücken. Künstler, die mitmachen wollen, können sich bei skulpturenweg-woerthsee@online.de bewerben.

Johannes Englmeier ist gerade noch mit einem ganz wichtigen Projekt beschäftigt. Er muss mit dem Grill für seinen Stand am Wörthseer Christkindlmarkt fertig werden, der am kommenden Wochenende stattfindet. Nein, darauf werden keine Bratwürste gegrillt. Wie es sich für einen frankophilen Menschen gehört, serviert Johannes Englmeier Muscheln, Austern und Chablis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: