Selbstanzeigen: Viel Arbeit für Finanzamt:Das große Abrechnen

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Weil der Staat CDs mit Daten mutmaßlicher Steuerhinterziehern gekauft hat, hagelt es Selbstanzeigen. Die Starnberger Steuerbeamten ertrinken in Arbeit.

Wolfgang Prochaska

Das ist ein hartes Jahr für die Beamten und Sachbearbeiter im Starnberger Finanzamt. Die Ursache liegt weniger an den ständigen Veränderungen im deutschen Steuerrecht, sondern vielmehr an den CDs, auf denen die Daten von Bürgern gespeichert sind, die ihr Geld in der Schweiz oder in Liechtenstein auf dortigen Banken angelegt haben - schwarz natürlich. Der Kauf dieser CDs durch den Fiskus hat viele der Steuersünder zur Selbstanzeige greifen lassen, um straffrei zu bleiben.

Michael Dubber, der Leiter des Starnberger Finanzamts, hat derzeit viel Arbeit. Weil der Staat mehrere CDs mit Daten mutmaßlicher Steuerhinterzieher gekauft hat, gehen in seiner Behörde zahlreiche Selbstanzeigen ein. (Foto: Region.STA)

Die Auswirkungen im Landkreis Starnberg sind spürbar. Dort bescheren die Selbstanzeigen den Finanzbeamten eine Menge Arbeit. "Wir haben deutlich mehr Selbstanzeigen als im vergangenen Jahr", berichtet Michael Dubber, Leiter des Finanzamts Starnberg auf Anfrage. Zahlen will er keine nennen.

Die Aufgabe seiner Beamten ist klar: Sie müssen die bestehende Steuerschuld ausrechnen beziehungsweise überprüfen, was der Steuerberater ausgerechnet hat, und die Zinsen draufschlagen. "Das ist leichter als in Steuerfällen, wo keine Selbstanzeige vorliegt und wir die Höhe der Steuerschuld ermitteln müssen." Damit sind auch seine Beamten beschäftigt. Eine langwierige und aufwendige Arbeit. Aber diese würde sich am Ende rentieren.

"Knappe Personaldecke"

Eine Extra-Abteilung für solche Spezialfälle gibt es im Starnberger Schloss, wo die Finanzbeamten untergebracht sind, nicht. "Diese Fälle bearbeitet jeder." Überhaupt sind heuer die Mitarbeiter der Finanzbehörde bestens ausgelastet, bei einer eher "knappen Personaldecke". Und die Selbstanzeigefälle treffen just zu jenem Zeitpunkt ein, wo im Finanzamt "Hochkonjunktur" herrscht, wie Dubber diese Zeit nennt. Denn im Juni und Juli müssen auch die normalen Steuererklärungen bearbeitet werden.

In diesem Jahr häufen sich die Briefe bezüglich der Kapitaleinkünfte. Die Briefschreiber, so Dubber, teilen darin mit, dass derzeit ihre Bank "überfordert" sei, die genaue Höhe der Kapitaleinkünfte anzugeben - und nehmen selber eine Schätzung vor. Nun liegt es am Finanzamt, ob es diese Schätzung für realistisch hält.

© SZ vom 15.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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