Seeshaupt:Untaugliche Salzsilos

Die Bauhofmitarbeiter können nur hoffen, dass der kommende Winter warm und schneearm wird, sonst müssen sie nämlich kräftig schaufeln. Die beiden Streugutsilos, die nach langer Standortsuche beim Sägewerk Brüderle aufgestellt wurden, können nicht in Betrieb genommen werden. Weil sie auf Stahlträger gestellt wurden, um die Unterfahrt der Streufahrzeuge zu ermöglichen, sind die Bedienhebel nur per Kletterei zu erreichen. Aus Sicht von Dekra und Berufsgenossenschaft ist das vor allem bei Dunkelheit und Eis völlig inakzeptabel. Architekt Wolfgang Peter Pohl hatte ein Angebot zum Einbau von Trittflächen und Hebelverlängerungen eingeholt, Kostenpunkt knapp 10 000 Euro. Die Herstellerfirma lehne eine Nachbesserung als unnötig ab und biete allenfalls an, die beiden Silos zurückzunehmen, allerdings mit einem Preisabschlag, auch die Demontagekosten würden zu Lasten der Gemeinde gehen.

Darauf wollten sich die Gemeinderäte nicht einlassen - die Verwaltung solle rechtliche Schritte prüfen, die Herstellerfirma müsse doch, so Fritz Stuffer, gewusst haben, dass die Ausführung, so wörtlich, "gemeingefährlich" sei. Max Amon warnte davor, selbst nachzubessern, da sonst die Gewährleistung des Herstellers erlösche: "Die Firma reibt sich doch die Hände", meinte Amon. Zwei Wochen später stellte Architekt Pohl einen zweiten Vorschlag zur Nutzbarmachung vor, den Gemeinderat Christian Tomulla ausgearbeitet hatte.

Er sollte ohne Schweißarbeiten vonstatten gehen und auch nur rund 3500 Euro kosten. So könne man, warb Pohl, die Silos kurzfristig in Betrieb nehmen und das Streusalz noch zum günstigeren Sommerpreis bestellen. Auch darauf wollten sich nur wenige Gemeinderäte einlassen. Er gehe davon aus, so Fritz Egold, SPD, dass eine Inbetriebnahme einer stillschweigenden Abnahme gleichkomme und Regressforderungen dann unmöglich oder zumindest schwieriger seien. Die Stellungnahme eines Rechtsanwalts sei, erklärte Bürgermeister Michael Bernwieser, in der kurzen Zeit nicht zu bekommen gewesen. Eine Entscheidung über den neuen Vorschlag lehnten die Ratsmitglieder ab, der alte Beschluss zur juristischen Prüfung gelte weiter. Für die beiden Silos hat die Gemeinde bereits 31 300 Euro bezahlt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: