Seeshaupt:Ein Glückstag für Seeshaupt

Die Gattin von Minister Markus Söder lässt den Sekt auf dem neuen Schiff schäumen. Hunderte jubeln bei der Taufe.

Christiane Bracht

Scherben bringen Glück. Allen abergläubischen Vorahnungen, die sich um das Datum Freitag den 13. ranken zum Trotz, musste Karin Baumüller-Söder, die Frau des bayerischen Finanzministers, gestern nur einmal ausholen. Die Flasche König-Ludwig-Sekt zerschellte sofort, der Schampus schäumte die Schiffswand hinab und der Vorhang, der den Namen Seeshaupt verdeckte, fiel. Schiffshupe und Kirchenglocken krönten den magischen Moment. Der Seeshaupter Bürgermeister Michael Bernwieser, Minister Markus Söder und die zahlreichen Seeshaupter, die zur Schiffstaufe an den Dampfersteg gekommen waren, stimmten lautstark die Bayernhymne an. Für den kleinen Ort an der Südspitze des Starnberger Sees war es das Fest des Jahrhunderts.

Seeshaupt, Taufe MS Seeshaupt

Ein Schlag, viel Schaum und der Vorhang fiel: Taufpatin Karin Baumüller-Söder, die Frau des Finanzministers, wünscht der neuen Seeshaupt allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Anschließend singen Markus Söder, Martin Zeil, Walter Stürzl lautstark in die Bayernhymne ein. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Es war ein herber Schlag für uns, als die alte Seeshaupt in die Schrottpresse kam", erinnerte sich Bernwieser. "Als wir dann noch in Starnberg hörten, dass das neue Schiff nicht Seeshaupt heißen sollte, war der Schock perfekt. Wir haben sofort eine Krisenstab gebildet." Die Seeshaupter mobilisierten alle Nachbarn, sogar viele Senioren, die mit dem Computer eigentlich gar nicht umgehen können, sowie Partnergemeinden in Oberschlesien und Frankreich, um die Internetabstimmung für sich zu gewinnen. Der Schiffsname Seeshaupt war ihnen extrem wichtig. Das zeigte sich auch bei der Taufe wieder: Dicht gedrängt standen Hunderte Schaulustige am Dampfersteg, obwohl es regnete und die Temperaturen mit etwa 13 Grad ziemlich kühl waren. Insgesamt 1000 Bürger durften bei den zwei Sondertouren des neuen Dampfers am Nachmittag mitfahren. Die Karten dafür waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen, berichtete Bernwieser. Die Kinder durften sogar kostenlos dabei sein. Sie hatten dem Fest ganz besonders entgegengefiebert: Jedes malte ein Bild, wie es sich die Taufe vorstellte. Mit bunten Luftballons über dem Schiff oder einem Regenbogen, hohe Wellen, scharfkantige Alpen. Manche statteten den Dampfer mit Segeln aus. Die bunten Kollagen mit den Kinderbildern sollen nun im Schiff aufgehängt werden. Ebenso wie eine Urkunde der Gemeinde. "Wir verpflichten uns auch, für die Lebensdauer der Seeshaupt genügend Wimpel mit Gemeindewappen bereit zu stellen, damit das Schiff immer gut ausschaut", versprach der Bürgermeister.

Die alte Seeshaupt war 1955 das modernste Vergnügungsschiff", erinnerte der Geschäftsführer der Seenschifffahrt, Walter Stürzl. Der neue Dampfer stehe ihm jedoch in nichts nach: Panoramabar, Liegestühle auf dem Sonnendeck, Kinderspielplatz, eben Luxus pur - "Aida auf dem Starnberger See", so Söder. Mit 6,5 Millionen Euro ist der Dampfer laut Finanzminister allerdings auch das "teuerste Schiff" in Bayern. Er hofft nun auf besonderes Interesse bei den Fahrgästen. "Die Seenschifffahrt bringt uns aber auch jedes Jahr eine Million Euro ein", sagte er. Es ist der Höhepunkt des touristischen Angebots, fügte Bernwieser hinzu.

Pünktlich um 12.30 Uhr hieß es Leinen los zur Jungfernfahrt. Mit an Bord neben den Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft war Helga von Gruchalla, eines der Blumenmädchen von 1955. "Jetzt kann ich die Fahrt genießen", sagte sie. "Damals mit 13 Jahren war ich zu aufgeregt dazu." Als speziellen Gruß für die Seeshaupter drehte das Flaggschiff noch eine kleine Ehrenrunde. Der Himmel riss auf und die Sonne strahlte, als wollte auch sie grüßen.

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