Seeshaupt:Das Warten auf die Halbschranken

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Noch in diesem Herbst soll der Übergang bei der Lauterbacher Mühle sicherer werden

Von Christian Deussing, Seeshaupt

Noch immer ist ungewiss, wann der Bahnübergang bei der Lauterbacher Mühle nahe Seeshaupt mit zwei Halbschranken zusätzlich gesichert wird. Dort war am 7. Mai ein Regionalzug aus Kochel mit einem Auto kollidiert, dessen 67-jährige Fahrerin aus Gräfelfing laut Polizei offenbar das blinkende Warnlicht am Andreaskreuz übersehen hatte. Bei dem Unfall in der Nähe der Staatsstraße 2063 kamen die Frau und ihre 83-jährige Beifahrerin ums Leben, eine 51-jährige Zuginsassin wurde leicht verletzt. Man gehe weiterhin davon aus, dass die Sicherungstechnik an dem Bahnübergang funktioniert habe, sagte am Montag auf Anfrage ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahnunterfalluntersuchung (BEU).

Die Behörde wird aber voraussichtlich den Unfallhergang nicht weiter prüfen, weil die Bahn AG ohnehin noch in diesem Jahr die Halbschranken installieren will. Daher seien wohl auch keine Sicherheitsempfehlungen der BEU in dem Fall notwendig, erklärte deren Sprecher. Doch die Bahn hat erhebliche Probleme, Firmen zu bekommen, die diese Schranken auch bauen. Auf die erste Ausschreibung vom Frühjahr, die auch für einen unbeschrankten Übergang in Penzberg galt, habe sich niemand gemeldet, berichtet ein Sprecher der Bahn. Allerdings würde so etwas auch öffentliche Auftraggeber in anderen Branchen inzwischen häufig treffen, beschwichtigt der Bahnsprecher. Nun läuft bereits eine zweite Ausschreibung. "Wir hoffen, dass es bis zum Herbst mit der Vergabe klappt." Jedenfalls müssten die Halbschranken installiert sein, bevor das geplante elektronische Stellwerk in Weilheim für die Strecke von Tutzing nach Kochel in Betrieb gehe, sagte der Sprecher. Zudem werde der Übergang bei der Lauterbacher Mühle auf zwei Fahrspuren verbreitert, was aber nichts mit dem Unglück zu tun habe. Das sei aber die Vorgabe, wenn die neue Stellwerkstechnik errichtet werde. Mit dieser könnten per Mausklick sämtliche Signale und Weichen zentral geschaltet werden und nach Bahnauskunft die Züge in Iffeldorf überdies öfter halten.

Mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde dürfen die Regionalzüge zwischen Kochel und Tutzing fahren. Bei welchem Tempo der Zug am Nachmittag des 7. Mai den Kleinwagen auf dem Gleis erfasst und etwa 200 Meter mitgeschleift hatte, war bislang nicht zu erfahren. Die Penzberger Polizei hat jedenfalls ihre Ermittlungen und Befragungen des 52-jährigen Lokführers sowie der 58 Fahrgäste abgeschlossen und die Akten vor Kurzem der Staatsanwaltschaft München II übergeben, wie Penzbergs Polizeichef Jan Pfeil mitteilte. Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt das Ergebnis der Ermittlungen zu dem Bahnunfall; eine Auskunft war am Montag von den Strafverfolgern jedoch nicht zu erhalten.

Seeshaupts Bürgermeister Michael Bernwieser hofft, dass die Halbschranken, die schon seit längerer Zeit geplant gewesen seien, noch in diesem Jahr installiert sind. Es sei "fatal", dass dieses tödliche Unglück so kurz vor der neuen Sicherung passiert ist. Bernwieser kann sich nicht daran erinnern, dass es jemals auf der Bahnstrecke bei der Lauterbacher Mühle zu einem Unfall gekommen war. Nun sei dieser Übergang aber nicht mehr unbekannt und er wünsche sich, dass die Gemeinde die Halbschranken "miteinweihen" dürfe, erklärte der Rathauschef.

Bei der Kollision entstand laut Polizei am Zug ein Schaden von etwa 100 000 Euro, am Auto von 5000 Euro. Die beiden Frauen hatten keine Chance, als der Regionalzug ihren Wagen gegen 15.10 Uhr seitlich frontal erfasste. Das Autowrack verkeilte sich unter der Lokomotive. Im Einsatz waren 70 Feuerwehrleute aus Seeshaupt, Iffeldorf und Penzberg, zudem 18 Notärzte und Rettungssanitäter.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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